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Inūma ilū awīlum
In d'Taag wo de Götta Mensch woarn
Zur Zeit als die Götter Mensch war'n
Date: August 27, 2020
3655
1
Inūma ilū awīlum
In d'Taag wo de Götta Mensch woarn.
Zur Zeit als die Götter Mensch war'n
s'Epos vom Atramḫasis
Niedergeschrieben von Ipiq-Aja.
Basierend auf den englischen Übersetzungen
von Stephanie Dalley
und Benjamin R. Foster
sowie dem Aufsatz
'Weltuntergang als Anfang'
von Claus Wilcke.
Nach der Quellensynopse
von Claus Wilcke
in die Mundart übertragen und
mit Untertiteln versehen
von Norbert Höller.
Status:
- 0.59.16/0.10 -
20200808 -
Korrekturfahne III (final)
G'schriebm mit LATEX
Dem Gedenken an meinen Freund
Vilmos 'Bacsi' Perjes
1951 - 2019
Der Erinnerung an Jack Goody
1919 - 2015
Der Weg ist weit
Und fern die Rast
Und Müdigkeit
Hat euch erfaßt,
Ihr wollt die Augen schließen.
Und dennoch schließt
Die Augen nicht!
Dem Sturme blickt
Ins Angesicht,
Denn ihr sollt alles wissen!
Jura Soyfer: Sturmzeit (1936)
Nie werden wir uns all der Zufälle bewusst, die dazu führen, dass dieser oder jener Vorsatz
in uns heranwächst, dass wir einen Vorsatz in Angriff nehmen, verwerfen oder vielleicht sogar zu Ende führen.
Als ich 1994 in einer schottischen Buchhandlung nach einem Taschenbuch griff, um auf meiner Zugreise im Gilgamesch Epos zu lesen, konnte ich nicht ahnen, dass ich einige Tage später für einen Gott Namens Enki entbrennen sollte, den Gott der Weisheit und Herrn über das trinkbare Wasser des Abzu,
als ich in Stephanie Dalleys Übersetzung seine Warnung vor der Sinflut las. Jenen Satz, der vor über 3.500 Jahren in akkadischer Sprache in Keilschrift auf eine Tontafel geschrieben wurde:
Reject posessions, and save the living things3#3.
Keine fünfundzwanzig Jahre waren seither vergangen. Gerade hatte ich die ersten 100 Hexameter der Metamorphosen des Ovid in die Mundart übertragen, als ich las, dass der großartige Anthroploge Jack Goody, den ich nicht nur als Autor des Buches 'Cooking, Cuisine and Class'4#4 zu schätzen gelernt hatte, vor wenigen Jahren verstorben war. Und über ein paar - recht persönliche - Ecken stand ich fast in demselben Moment vor der Absicht, meine Muttersprache, diese Donau-bairische Mundart, am Atramhasis Epos zu versuchen.
Blindlings und leichtfüßig wie ein Narr stürmte ich in meiner Unwissenheit los. Den Klang wollte ich nachbilden. Wollte mich so nahe wie möglich am Rhythmus des Werkes bewegen, an dem, wie es einst geklungen haben könnte. Dem Erzählen wollte ich seinen Raum geben. Einem Erzählen, wie es mir nur bei Übertragungen in die Mundart möglich scheint.
Und wie bin ich dabei auf einen Schatz gestoßen. Auf einen Schatz, dessen Funkeln leicht zu erkennen, dessen wahrer Wert mir aber erst viel später bewusst wurde:
Als ich mich mit meiner Bitte an den Altorientalisten Claus Wilcke wandte, ob er mir eine Transliteration des Atramhasis Epos zukommen lassen könnte, da lag seiner Antwort nicht nur das Manuskript seiner Quellensynopse dieses Epos5#5 bei, das mir zum tragenden Gerüst meiner Übertragung werden sollte, sondern es fand sich darin auch jener - hier so oft zitierte - Aufsatz über den Weltuntergang als Anfang6#6und zudem nicht wenige Worte, die meinen sich überschlagenden Gedanken einiges über die Schönheit und Notwendigkeit der Gravitation näher brachten.
Als mir Michael Jursa, Professor für Assyriologie an der Universität Wien und Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, etwas später noch Benjamin R. Fosters Übersetzung7#7zur Verfügung stellte, war es vorbei mit aller Leichtigkeit.
Wie unterschiedlich lässt sich doch ein und derselbe Text übersetzen! Wie anders lässt sich so manche Stelle erzählen!
Und meine üblichen, recht einfachen Maßstäbe für Übersetzungen - wie werknahe oder dem Werk fern, wie flüssig oder weniger flüssig etwas zu übersetzen wäre8#8- waren unbrauchbar geworden, um die Unterschiede zwischen diesen Übersetzungen zu greifen.
Dafür war mein Verständnis für Exegesen etwas erhellt. Für ihre Notwendigkeit, für ihre Berechtigung und - auch wenn es ganz und gar nicht im Sinne dieses Wortes liegen mag - gerade auch für die Notwendigkeit ihrer Unterschiedlichkeiten, um dem Text in seinen Deutungsmöglichkeiten jenen Raum zu gewähren, der ihm zusteht.
Eine unerwartete Nebenwirkung beim Übersetzen
aus einer 'Zweitsprache' war es, dass der Klang der Zeilen seine Orientierung immer wieder an den englischen Sätzen suchen wollte.
Und je mehr ich mich nach den akkadischen Zeilen umsah, desto klarer wurde mir, dass meine Sprache nie reichen wird, um all die wunderbaren Assonanzen
dieses Textes,
um seine Arbeit, sein 'Spiel'
mit der Vielfalt an Bedeutungsmöglichkeiten und oft auch mit sehr ähnlich klingenden Worten auch nur annähernd zu übertragen. Eine 'so genaue Wiedergabe' des Textes,
in all der Tiefe seiner Facetten scheint mir schlichtweg unmöglich.
Und erst beim 'Übersetzen' aus einer Sprache die mir so absolut fremd ist, in eine Sprache, die fast ausschließlich von ihrem Gesprochen- (und eventuell noch Gesungen-)werden lebt, konnte ich erkennen, wie subjektiv ich doch an diese Arbeit heran gehe: Wie sehr das, was der Text für mich bedeutet - und im Zuge meines Übertragens für mich an Bedeutung gewann - meine Auswahl prägte, welche Quelle, ich für die jeweilige Stelle zur Hand nahm, welche Geschichte ich erzählen wollte. Und ob ich es - wie an einigen wenigen Stellen - wagen dürfte, mich - wider besserer Quellen - nach dem zu richten, was mir für einen (nachvollziehbaren) Zusammenhang am stimmigsten schien. Und so hoffe ich, eine Übertragung geschaffen zu haben, die auch im Vortrag noch nachvollziehbar bleibt und dabei (hoffentlich nicht nur in der Silbenzahl) so wenig
wie möglich von den ursprünglichen Zeilen abweicht.
Sicherlich hat auch die Zeit ihren Einfluss auf diesen Text genommen. Nach mehr als dreieinhalb Jahrtausenden, mag es nicht verwundern, dass gewisse Wendungen nicht mehr ganz so vertraut, gewisse Lesarten nicht mehr so eindeutig sein dürfen, wie sie einstmals erschienen. Zumal es sich doch um Sprachen handelt, die nicht mehr gesprochen werden, um Schriftzeichen, die wir
vor weniger als zwei Jahrhunderten wieder zu entziffern
lernten und die durch ihren Erhaltungszustand, teils aber auch durch ihre Mehrdeutigkeit das Lesen erschweren. Auch die Bruchstückhaftigkeit und Unvollständig der Tontafeln sowie die bewussten Griffe zu Homophonen, zu Worten, die gleich klingen, doch gänzlich unterschiedliches bedeuten, macht die Arbeit der heutigen Übersetzer mit Sicherheit nicht leichter. Was auch immer in dieser Liste fehlen mag, was auch immer noch unbedingt hinzuzufügen wäre, so bleibt es wohl immer wieder auch
die Zeit, die ihren Teil dazu beitrug.
Doch will ich der Zeit hier nicht Unrecht tun: War sie es doch, die dazu verhalf, dass diese Erzählung der Schöpfung und ihrer Vernichtung an unseren kleinen Streifen des
endlosen
Strandes der Geschichte gespült werden konnte. Und selbst wenn uns einige Stellen nicht ganz klar erscheinen, wenn die Namen der fremden Gottheiten manchmal verwirrend erscheinen mögen, so überrascht es doch, wie wenig wir
von den Jahrtausenden spüren, die seither vergangen sind, wenn wir uns einmal auf den Text und seine Erzählung einlassen.
Zur Zeit als die Götter Menschen waren,
die Erde im Begriff war gestaltet zu werden, betreten wir eine Götter-Welt, die in zwei Klassen geteilt ist.
Auf der einen Seite, die herrschende Schicht der Anunnaki, die gerade Titel und Ämter und ihren Herrschaftsbereich - den Himmel, die Erde und den Absu, den Süßwasser-Ozean, der sich tief unter der Erde erstreckt - aufteilen. Auf der anderen Seite die (an sich) namenlosen Igigū-Götter, die Igigi, die mit ihrer schweren körperlichen Arbeit dafür sorgen, dass ein Leben auf der Erde möglich wird. Die hart arbeiten, um der Erde jene Gestalt zu geben, in der sie uns heute vertraut ist: Die großen Bewässerungsgräben heben sie aus, die großen Flüsse, wie den Eufrat, den Tigris. Bis tief unter die Erde graben sie Quellen und Brunnen. Bis weit in den Absu hinab. Bis sich das Wasser des Absu auf die Erde ergießt.
Vielleicht ist es all der Aushub, der bei ihrer Arbeit anfiel, mit dem sie schließlich die mächtigen Berge aufschütten.
Und sowie der letzte Berg aufgeschüttet ist, werden sich diese Götter ihres Wertes in der Götter-Gesellschaft bewusst.
Sie beschließen einen Aufstand und es zieht, beinahe möchte man sagen, 'das göttliche Proletariat' der Igigi, mit seinen in Flammen gesetzten Arbeitsgeräten hin vor Enlil; hin vor den Herrn über die Erde, den Gott, auf den sich - zur Entstehungszeit dieses Werkes - die Könige Mesopotamiens berufen, um seinen Palast zu belagern, um ihre Rechte zu fordern.
Als Lösung dieses Konfliktes wird in einer Ratsversammlung der Anunnaki beschlossen, den Menschen zu schaffen: auf dass von nun an der Mensch die Arbeit der Götter verrichte, die Last und die Bürde der Götter tragen möge.
Der Gott Awila, der den Aufstand der Igigi angeführt hatte, wird geschlachtet, geschächtet, und aus dem Fleisch und dem Blut jenes Gottes wird - vermengt mit Lehm - der Mensch geschaffen.9#9Und im Menschen, zur Arbeit geschaffen, lebt unzerstörbar der Geist Awilas. Dieser Geist, dem die Fähigkeit zu planen und zu leiten inne wohnt. Dieser Gott,
in dessen Namen sich durch eine kleine Einfügung im Ton dieser Tafel
mitten unter die Silbenzeichen für 'Mensch' die Silben für 'Gott' mengen.
Damit er niemals vergessen sei, war da sein Geist, wird sein Geist zum Erkennungszeichen der Menschheit. Eines Menschen, der sich von nun an darum kümmern wird, den Menschen zu nähren und für den Unterhalt der Götter zu sorgen, gerade so wie für das Wohlergehen des Landes.
Die Igigi haben damit ihr 'Geschrei auf die Menschheit abgestreift' - wie es Mami, die Geburtsgöttin, beschreibt. Doch dieses Geschrei, das nun den
Menschen
prägt, bleibt nicht ohne Folgen.
Denn bald schon, bald und immer wieder, wird das Land zu groß, werden die Menschen zu viele; Es brüllt das Land wie die Stiere. Enlil, den man einst noch beim - sicherlich nicht geräuscharmen - Aufstand der Igigi wecken musste, findet über dem Geschrei der Menschen keinen Schlaf mehr. Und so schickt er nacheinander eine Seuche, eine Dürre, eine Hungersnot über die Menschheit. Drei Plagen, die wir, selbst wenn wir uns
- wie es in unserer Natur liegt -
auf die Seite des Menschen schlagen, eher als 'Verzweiflungstat' eines in die Schlaflosigkeit getriebenen Gottes wahrnehmen müssen, denn als 'Strafen' für eine etwaige Unbotmäßigkeit des Menschen. Drei Plagen, wie sie die Menschheit durchaus auch ohne göttliches Zutun heimsuchen könnten, wenn das Land zu groß wird, die Menschen zu viele. Drei Plagen, die nur dadurch abgewendet werden können, dass der Mensch Atramhasis seinen Gott Enki, den Gott der Weisheit und Herrn über den Absu, den Süßwasser-Ozean - den wir heute zu privatisieren im Begriff sind - um Rat und um Abhilfe bittet.
Nach diesen drei vergeblichen Versuchen, dem Lärm der Menschheit Herr zu werden, fordert Enlil in der Versammlung der Götter, dass eine Sintflut alles Leben auf Erden auslöschen möge.
Nintu (wie die Geburtsgöttin Mami nach der Erschaffung des Menschen genannt wird), die einst gemeinsam mit Enki den Menschen erschuf, versucht vergeblich ihre Stimme gegen Enlils Entschluss zu erheben, und wirft den Igigi vor, sie hätten sich niedergelassen, sich Platz geschaffen am Thron. Doch weder gelingt es ihr durch ihren Einspruch, die Sintflut abzuwenden, noch kann sie verhindern, dass Enki durch einen Eid gebunden wird, gegenüber den Menschen kein Wort über ihre bevorstehende Vernichtung zu verlieren.
In einem Traumgesicht jedoch werden Atramhasis die Pläne der Götter zuteil, und Enki - bis ich Claus Wilckes Aufsatz las, war ich überzeugt, er hätte das Wort unter Göttern gebrochen, nur um das Leben auf der Erde zu erhalten - wendet sich an die Schilfwand, spricht zur Schilfhütte, in die Atramhasis gezogen war. Und so hilft ihm sein Gott, den Traum zu deuten. 'Verzichte auf allen Besitz und rette die lebenden Dinge' - mit diesen Worten fordert Enki ihn auf, eine Arche zu bauen und sie mit
aller Art Samen des Lebendigen zu beladen.
Atramhasis lässt ein großes Schiff bauen (von dem wir seit ein paar Jahren (wieder) wissen, dass es in seiner Grundform rund gewesen sein muss10#10) und er weiß, dass er nicht mehr für seine Mitmenschen tun kann, als allen an den Arbeiten Beteiligten den Alltag so lebenswert wie möglich zu gestalten, ihnen nur vom Feinsten und vom Teuersten aufzutischen und einen jeden Tag wie ein Fest zu geben, als wär's grad Neujahr.
In berührend schlichten Bildern - und in allem nachvollziehbar - wird seine Verzweiflung geschildert, als er, wie alle Zeichen auf das Losbrechen der Flut deuten, noch ein großes Fest gibt, um seinen Abschied von der Menschheit zu nehmen.
Und als die siebentägige Sintflut schließlich losbricht, da wird sie selbst den Göttern unheimlich. Allesamt suchen sie Zuflucht beim Herrscher über den Himmel, bei ihrem Vater Anu. Nintu, die Geburtsgöttin, verzweifelt - voll Trauer und Mitgefühl -, dass sie dem Plan Enlils zur endgültigen Vernichtung ihrer Geschöpfe, dem endgültigen Verstummen ihres Geschreis letztlich doch zustimmen musste.
Die Flut legt sich und Atramhasis lässt den Göttern, die bereits starke Anzeichen der Unterernährung zeigen, in einem Rauchopfer Nahrung zuteil werden.
Beim Anblick der Arche aber gerät Enlil in Wut. Er vermutet die Igigi hätten es bewirkt, dass hier der Mensch dem Verderben entkommen konnte. Doch Anu, der Herrscher des Himmels, erkennt darin sogleich die Handschrift Enkis und schließt daraus, dass die Schilfwand die Worte wohl nicht bei sich behalten wollte.
Enki legt sein Handeln dar, verweist auf die Grundregeln einer weisen Herrschaft und schlägt vor, in einer Ratsversammlung neue Regeln für das Leben der Menschen auszuhandeln. Der Zorn Enlils legt sich und er gebietet, dass Enki und Nintu sich - vor den versammelten Göttern - über diese neuen Regeln beraten mögen.
Der Großteil dieser Stelle ist uns leider verloren (oder zumindest noch unbekannt)11#11, und so wissen wir nur, dass als Maßnahmen gegen das unaufhaltsame Anwachsen der Menschheit -
und der logischen Folge davon:
der Überbevölkerung - der Tod für den Menschen geschaffen wurde, auch die Kindersterblichkeit sowie Klassen von Priesterinnen, deren Amt nach Kinderlosigkeit verlangt.
Über 3.600 Jahre sind vergangen, seit die älteste erhaltene Abschrift dieses Textes entstanden ist. Und die darin geschilderten Plagen haben nichts an Bedrohlichkeit verloren. Ebensowenig das ungehemmte Wachstum, das zu solchen Plagen geführt hatte. Das wirklich Verstörende an diesem Text liegt vielleicht aber darin, dass wir uns - nach all den Jahrtausenden, die wir als ununterbrochenen Fortschritt zu betrachten gelernt haben - immer noch wieder finden in jenen Zeilen, wie sie Ipiq-Aja damals niederschrieb: In einem zeitlosen Selbstverständnis des Menschen, das sich über Greuel und Glanz der Geschichte hinweg setzt.
Zwischen den Jahren 1636 und 1635 v.Chr. - vermutlich im Einflussgebiet der Enlil-Stadt Nippur -
saß ein 'Schreibers-Gesell', ein Junior-Schreiber, namens Ipiq-Aja bei der Arbeit, einen Text niederzuschreiben, der mit der Zeile inūma ilū awīlum beginnt.
Jene Erzählung, die in den ersten Tagen der Welt, zur Zeit als die Götter Mensch waren,
ihren Anfang nimmt, die erzählt, wie es zur Erschaffung des Menschen kam
und die damit endet, wie der Mensch und alles Leben auf Erden der sicheren Vernichtung durch die Sintflut entkommen war.
Über 3480 Jahre später, im Jahre 1845. In London hatte George Smith, der Sohn einer Arbeiterfamilie, gerade seine Lehre als Graveur für Banknoten begonnen, während
unter der Leitung von Austen Henry Layard jene Ausgrabungen um die Ansiedlung Nebi Jenu begannen, die - dort, wo einst die Stadt Ninive lag und wo sich heute die Millionenstadt Mossul erstreckt - auf die Bibliothek des Aššurbanipal stoßen sollten.
Bei einer dritten Phase dieser Grabungen (zwischen 1852 und 1854) wurde unter der Leitung von Hormuzd Rassam ein größeres Fragment jener Tafel zu Tage gefördert,
die wir heute als die elfte Tafel des Gilgamesch-Epos kennen.
Der Graveur George Smith, der sich für die assyrische Kultur begeisterte und ab 1861 nach Feierabend am British Museum hilft, die Tontafeln und Zylindersiegel der Ausgrabungen zu reinigen und zu sortieren (das Lesen der Texte in Keilschrischrift dürfte er sich selbst beigebracht haben), macht durch einige Entdeckungen auf sich aufmerksam. 1869 erhält er eine Assistentenstelle an der Abteilung für Assyriologie am British Museum. 1872 stellt er in einem Vortrag vor der Society of Biblical Archaeology einen Text vor, der zu messbaren seismographischen Störungen der Geisteswelt führte: Ein Bericht über die Sintflut, der lange Zeit vor jener Geschichte, die von Noah erzählt, niedergeschrieben wurde und an den Wassern zu Babel entstanden war - eben jene elfte Tafel des Gilgamesch-Epos. Der Daily Telegraph sponsert darauf gemeinsam mit den Trustees of the British Museum eine Ausgrabung in der Gegend der Ansiedlung Nebi Jenu, an der nun auch George Smith teilnimmt, und kein halbes Jahr später wird ein weiteres Fragment dieser Tafel - im British Museum als 'DT.42' geführt12#12 - bekannt, worin an den Helden der Geschichte der Auftrag ergeht, eine Arche zu bauen.
Was die Wiederentdeckung der Tafeln des inūma ilū awīlum betrifft, so scheint die Quellenlage doch etwas weniger narrativ. Das British Museum führt in seinem Online-Katalog nur an, dass jene altbabylonischen Fragmente des Epos, die sich in London finden, in 'Sippar(?)' ausgegraben wurden13#13 und zwischen 1888 und 1891 von Sir Ernest Alfred Thompson Wallis Budge14#14für das Museum angeschafft ('acquired') wurden.
Dass wir diese Erzählung heute als 'Das Atrahasis-Epos' (/'Atram-hasis-Epos') bezeichnen, dürfte auf eine Publikation von Albert Tobias Clay zurückgehen,15#15 die im Jahre 1922 erschienen war.
Er veröffentlichte darin die ihm zugänglichen Fragmente der zweiten und der dritten Tafel des inūma ilū awīlum.
Auch in dem 1950 erstmals erschienenen Buch 'Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament', das von James Bennet Pritchard herausgegeben wurde, verwendet Ephraim Avigdor Speiser in seiner Übersetzung des Atrahasis-Epos nur die zweite und dritte Tafel und schreibt: Die Spalte iv des Fragment D wurde aus diesem Kontext ausgelassen, und statt dessen an das Ende der Erschaffung des Menschen durch die Muttergöttin gesetzt, wo es eindeutig hingehört.16#16
Schließlich erschien im Jahre 1969 Atra-hasis. The Babylonian Story of the Flood von Wilfred George Lambert und Allan Ralph Millard: eine Ausgabe mit Transliteration und Übersetzung der von ihnen 1965 publizierten Tafeln. Es sollte dies die erste Publikation sein, in der alle drei Tafeln des inūma ilū awīlum wieder in ihrer Einheit versammelt sind.
Neben der Niederschrift auf den drei achtspaltigen Tafeln des Ipiq-Aja17#17 liegt uns diese Erzählung auch in anderen Quellen vor, deren zeitliche Einordnung darauf hinweist, dass dieses Werk auch 1000 Jahre nach seiner ersten (uns bekannten) Niederschrift an Bedeutung nichts verloren hatte,
und über Gebiete bekannt war, die Hunderte Kilometer voneinander entfernt sind.
Da es zur Frage beitragen könnte, ob neben einer schriftlichen auch eine mündliche Überlieferung dieses Textes existiert haben könnte, möchte ich noch erwähnen, dass der Schreiber (es könnte sich um Nanāy-apla-iddina handeln, der für die zweite Tafel der neubabylonischen Fassung zeichnete) am Rand der ersten Tafel der neubabylonischen Fassung die Bemerkung 'Niedergeschrieben nach Diktat' hinterließ.18#18 Natürlich muss so eine Notiz nicht notgedrungen auf eine kontinuierliche oral tradition hinweisen.
Sie könnte ebenso einen kleinen Einblick in den Ausbildungs- oder Arbeitsalltag der Schreiber gewähren.
Dieses Buch orientiert sich - mit minimalen Abweichungen - am Manuskript der Quellensynopse des Atramhasis-Epos, das mir der Altorientalist Claus Wilcke für meine Arbeit zur Verfügung stellte.
Um einen Einblick in Klang und Sprache dieses Epos zu ermöglichen - und in der vagen Hoffnung, die Eine oder den Anderen für diese alte semitische Sprache begeistern zu können -, möchte ich meiner Übertragung auch die Transkription der ersten 124 Zeilen der altbabylonischen Fassung beilegen, die sich auf Martin Worthingtons Seite
der Londoner School of Oriental and African Studies (SOAS) finden.19#19
Trotz aller Fußnoten und der schmalen Bibliographie stellt mein Versuch weder den Anspruch der Wissenschaftlichkeit, noch möchte ich behaupten, dass er solchen Ansprüchen genügen könnte. Eher sehe ich in diesen Zeilen das Ergebnis einer wundersamen Irrfahrt durch diesen Text, deren Ziel es war, dieser Geschichte 'ihren Raum im Erzählen' wieder zu geben - und vielleicht etwas von ihrem Klang in unsere Zeit tragen zu dürfen. Und wenn es auch vornehmlich die Tafeln des Ipiq-Aja sind, nach denen ich mich dabei richte, so sind hier doch Fragmente aller Zeiten und Gegenden zu einem einzigen Text vereint - sodass sich die Frage stellen mag, ob die einzelnen geographischen und zeitlichen Schichten im Text nicht auch eine typographische Hervorhebung verdient hätten. Doch für den Moment scheint es mir, als würde dieses Büchlein damit zu sehr in ein Kleid schlüpfen, das ihm nicht ansteht.
Von den Fußnoten, die mir anfangs als Notizzettel dienten, sind viele getilgt, etliche - vielleicht ein paar zu viel - im Text erhalten, um - so gut ich's nur vermag - der Vielschichtigkeit des Werkes und der Vielfalt seiner Übersetzungsmöglichkeiten gerecht zu werden. Auch um mich die Quellen nicht vergessen zu lassen, auf die ich mich bezog. Bei allen Verweisen auf andere Deutungsmöglichkeiten die sich hier finden, ist diese Erählung, wie sie sich in diesem Buch darstellt, stark davon geprägt, wie ich diesen Text verstehen wollte und zu versetehen lernte.
Was die schriftsprachlichen 'Untertitel' betrifft, so entstanden diese als (Rück-)Übersetzung aus der Mundartfassung und haben sich - nach ein paar Überarbeitungen - an manchen Stellen
auch etwas verselbständigt.
Die Einteilung in Kapitel richtet sich nach den Tafeln und Spalten der drei achtspaltigen Tontafeln
in altbabylonischer Sprache,
auf denen das Epos erhalten ist. Um die Übersicht zu erleichtern, habe ich die einzelnen Spalten mit ihrer ersten, halbwegs vollständigen, halbwegs sicher übersetzbaren Zeile betitelt.
Inwieweit sich die Niederschrift des Ipiq-Aja bei ihrer Gliederung in Spalten auch an den Mondphasen orientiert (hier also eine kalendarische - oder 'lunare' - Gliederung vorliegen und beabsichtigt sein könnte), muss sicherlich fraglich bleiben.
Aber betrachten wir die Erzählung nach Enki's Aussage'Am (Ersten des) Monat(s), am siebten und fünfzehnten [...]', so fällt auf,
dass - nach dem Aufstand der Igigi - die Menschheit erstmals in Spalte sieben von einer Plage heimgesucht wird, der Beschluss zur Sintflut in Spalte 15 gefasst wird,
und die Aussöhnung zwischen Enlil und Enki und die Beratung über die neuen Regeln für die Menschheit sich in Spalte 22 finden.
Abschließend möchte ich zum Lesen in den Transliterationen noch kurz erwähnen, dass
anders als z.B. bei den romanischen Sprachen, die Verwendung von Akzenten nicht auf eine Betonung der Silbe verweist, sondern auf ein (ganz bestimmtes, 'indiziertes') (Keil-)Schriftzeichen, das in der Niederschrift zur Realisierung dieser Silbe verwendet wurde.
Der 'Zahlenwert' dieser Akzente verläuft dabei 'von links nach rechts':
-1.33ex
ša | = ša1
|
šá | = ša2
|
šà | = ša3
|
ša4 | = ša4
|
... etc.
|
Noch ein paar Worte zu den 'Konventionen' meiner Niederschrift der Mundart, denn auch hier liegt eindeutig keine 'standardisierte, wissenschaftlich approbierte' Umschrift vor. Vielmehr handelt sich um einen 'mnemographischen Versuch', um eine Art 'Erinnerungsstütze' dafür, wie ich mir den Text gelesen (das heißt: gesprochen) vorstelle.
All meinen Übertragungen liegt der Wunsch zu Grunde, dieser Sehnsucht des Menschen nach dem Erzählen, die aus all den Werken der Weltliteratur nur so hervor zu brechen scheint, ihren Raum zu geben.20#20 Und dabei in einer Sprache zu erzählen, wie ich sie erinnere, auf eine Art,
wie ich sie aufgeschnappt oder erlebt habe und mich dennoch, so nah ich es vermag, entlang der Bilder und der Form des ursprünglichen Textes zu bewegen.
Als ich mit den ExPeriMentLn
begann, war mir kaum klar, wie weit der Raum sein kann, den einem die Mundart bietet. Denn selbst beim Versuch, sich mit ihr durch die klassischen Werke der Weltliteratur zu bewegen, macht es einem diese Sprache - der
üblicherweise gerade einmal das Derbe und Komödiantische zugetraut wird, die in so vielen Häusern auch heute noch mit einem 'Du sollst schön sprechen!' niedergeschlagen wird - keinesfalls schwerer als jede andere 'schreibbare Sprache' auch.
Zudem sollte ich auch erwähnen, dass Bindestriche einerseits der Lesbarkeit dienen (im Sinne einer logischen oder semantischen Unterteilung), andererseits aber auch auf die Betonung (d.h. auf ein 'näheres Zusammenspielen der Silben') hinweisen können (z.B.
'wiar-a d'Fini b'suacht håt' => 'als er [die] Josefine besuchte'
versus '... jå, wiar a!' => 'ja wie (denn) auch...')?
3ex
[[ ... ] | ]
Doppelte eckige Klammern bezeichnen Ergänzungen am Text, die ich mir erlaubte.
|
[ ... ] | Einfache eckige Klammern bezeichnen einerseits die Ergänzungen am Text, wie sie auch in der Quelle gekennzeichnet sind.21#21 Ich verwende sie aber auch zur Kennzeichnung von 'stummen Buchstaben', die nicht nur das Wort wiedererkennbar machen, sondern auch helfen sollten, offene und geschlossene Vokale leichter voneinander zu unterscheiden (z.B. å[b]-g'hobm versus åwa).22#22 |
. ' . | Auch die Apostrophe haben zweierlei Funktion. Neben der üblichen Kennzeichnung einer 'Auslassung' (einer Elision oder 'Tilgung') wie in 'håbm S'-es eh ned gnaadig?' (Ich hoffe, Sie haben es nicht eilig) verwende ich sie in der Endsilbe auch gerne, um die 'Silbigkeit' von Konsonanten-Haufen zu bezeichnen,23#23 also um ein einsilbig zu sprechendes 'Lebm' von einem zweisilbig zu realisierenden 'Le|b'm' zu unterscheiden, aber auch, um z.B. die Präposition 'am' ('am berg drobm') von einem 'einem; dem' 'a'm aundan håb i's jå eh scho[n] g'sågt' zu unterscheiden.
|
Es ist die Sintflut, mit der die 'moderne Zivilisation' des Zweistromlandes beginnt. Mit ihr unterscheidet sich die Gesellschaft von der vorsintflutlichen Welt, einer Welt, die wir vielleicht als eine 'mythische Welt' bezeichnen könnten. Die verbriefte, die offizielle menschliche Geschichtsschreibung
der Königslisten aber nimmt ihren Anfang mit dem Ende der Sintflut.
Ich hab mich, während meiner Arbeit am Text immer wieder gefragt: Wer unter den Mächtigen vermochte es, etwas wie dieses Epos zu verfassen, etwas, in dem die schwere Arbeit in den Bewässerungsgräben so immanent, wie aus eigenster Erfahrung dargestellt, scheint. Die Ahnung einer Antwort auf diese Frage fand ich in Claus Wilckes 'Versuch einer zeitlicher Einordnung' des Atramhasis-Epos.
Ohne den Rückhalt eines wissenschaftlichen Fundaments möchte ich annehmen, dass (zumindest jener Teil, der die Mühen der Igigi beschreibt) durch die Erfahrung beeinflußt wurde, was es bedeutet, im Frondienst 'in den Gruben' an der Pflege der Bewässerungskanäle zu arbeiten. Der Text scheint nahe zu legen, dass er ursprünglich um die Stadt Nippur24#24 enstanden sein könnte
('[das] Ekur umstellt, nichts ahnte Enlil'). Nach der Eroberung einer Stadt
scheint es - zumindest aus heutiger Sicht - naheliegend, dass die Pfründe unter sich aufzuteilen, den Eroberern zufiel, den Eroberten aber, im Frondienst, in Zwangsarbeit, die Bewässerungsgräben wiederherzustellen und zu pflegen. Die ersten Zeilen des inūma ilū awīlum scheinen auf eine solche Situation verweisen.
Sollte es denn nicht undenkbar - ja ungeheuerlich - sein, dass Enki um 'seinen Absu' erst das Los werfen muss, dass irgend einem der Anunna-Götter ein anderer 'Machtbereich' zufallen könnte als jener, über den er herrscht? Und womöglich hat auch Claus Wilckes Satz 'Die Sintflut wird zu einer Standardmetapher für kriegerische Verheerungen feindlichen Landes' ([Wilcke, 1999, pg. 66]) seinen Teil zu meiner Überlegung beigetragen.
Eine solche Annahme würde aber auch implizieren, dass diese Darstellung der Mühen beim Schuften in den Gräben im weitern Lauf der Erzählung auf ein vorhandenes Sintflut- und Schöpfungs-Material zurückgegriffen haben könnte.
Und - ganz ohne weitere Verbildlichung - findet sich das Thema der niedriger gestellten Igigū-Götter, die für die höhergestellten Anunnaki die schwere Arbeit verrichten, auch in Texten, die zweisprachig, in akkadischer und in sumerischer Sprache vorliegen, wie z.B. in Enki und Ninmah / ud re-a-ta [ud an ki-bi-ta [...] ]25#25.
Wobei sich natürlich die Frage stellt, ob nicht auch hier schon auf ausführlichere, damals bekannte(re) Epen zurück-gegriffen wird -- oder doch 'nur' auf ein gängiges Allgemein-Wissen, um dem 'Publikum' die Zeit(en) anzudeuten, in denen dieser Text seinen Anfang nimmt.
Und vielleicht ließe sich zur Überlegung, dass (Teile?) dieses Epos ina kalakkī - mit der leiblichen Erfahrung der Arbeit im Frondienst, bei den Grabearbeiten an den Kanälen - entstanden sind, auch das abschließende Wiederaufgreifen des Igigi-Themas (im 'Abgesang') fügen. Denn dort heißt es: 'Zu Deinem Preise sollen dieses Lied die Igigū-Götter hören' ([Wilcke, 1999, pg.104]).
Und so möchte ich an dieser Stelle Claus Wilcke das Wort reichen, auch um meinen vielleicht doch etwas verschrobenen Gedanken einige Fakten entgegen zu halten.
Und so möchte abschließend das Wort an Claus Wilcke übergeben, auch u meinen Gedanken die von ihm dargestellten Fakten entgegen zu halten.
Wir können aber noch einen Schritt weiter gehen. Denn wir sahen die Topoi der Schöpfungserzählung in der von der Sintflut gespiegelt und so Enlil, den Regenten der Götter, plötzlich als einen, dem dasselbe Schicksal gebührt wie dem Streikführer: geschlachtet müßte er werden, sollte man folgern. Selbst nur implicite gesagt, ist das eine in altbabylonischer Zeit ungeheuerliche Aussage.
Enlil verkörpert und beherrscht das politisch-religiöse System des 3. und beginnenden 2. Jt.s. Er verleiht die Königswürde für das ganze Land an eine Stadt und ihren Herrscher. Ohne seine Zustimmung wird kein König ernannt im Lande. Wie könnte man da wagen, seine Kompetenz in Frage zu stellen!
Gab es eine Zeit, zu der man hätte meinen können, Enlils Regime sei am Ende und mit ihm das politisch-religiöse System des 3. Jahrtausends? Als die 3. Dynastie von Ur kurz nach der Jahrtausendwende unterging, hatte Enlil die neuen Herrscher von Isin unterstützt. Nachdem Rīm-Sîn I. von Larsa 1793 v. Chr. der Isin-Dynastie den Todesstreich versetzt hatte, trat er, von Enlil getragen, in ihre Fußstapfen, und Hammurabi von Babylon, der 30 Jahre später Rīm-Sîn I. und den Süden Babyloniens unterwarf, berief sich ebenfalls auf Enlil. Jeder von ihnen kontrollierte und pflegte die Enlilstadt Nippur.
Auch unter Hammurabis Sohn Samsu-iluna war das anfangs so. Doch in seinem 9. Regierungsjahr, 1741 v. Chr., 105 Jahre vor den datierten Abschriften unseres Textes, erschütterte ein Aufstand Südbabyloniens seine Herrschaft, Nippur entglitt ihm. Er konnte den Aufstand zwar niederschlagen, doch nur zwei Jahre später, 1739 v. Chr., rebellierte der Süden erneut. Wieder verlor er auch Nippur, und es dauerte drei Jahre, bis er diesen Aufstand niederwerfen konnte. Der gesamte Süden Mesopotamiens wurde nachhaltig verheert und zerstört; die Städte dort wurden unbewohnbar und blieben es auf Jahrhunderte hinaus.
Denn - anders als sein Vater Hammurabi - stellte Samsu-iluna das in den Kriegen verwüstete Kanalsystem nicht wieder her - sicher nicht aus wirtschaftlichem oder technischem Unvermögen sondern als Akt der Rache, so wie er sich rühmt, die aufständischen Fürsten Südbabyloniens und des Osttigrislandes allesamt umgebracht und ihre Städte verwüstet zu haben. Wenige Jahre später, nach 1721, ging Nippur für Jahrhunderte unter. Aus diesem Jahr datieren die jüngsten altbabylonischen Tontafeln aus dieser Stadt (Stone 1987, 11 8).
Die zu Beginn des Epos genannten politischen Ämter lassen sich zeitlich nicht fixieren. Die zur Kinderlosigkeit verurteilten Priesterinnen sind charakteristisch für die Altbabylonische Zeit, auch wenn mit Müller (1978) festzuhalten ist, daß Nachrichten über die egisītum-Priesterin nur aus Frühaltbabylonischer Zeit vorliegen.
Die Textzeugen zeigen Erscheinungen des spätaltbabylonischen Akkadisch; das könnte zu einem Entstehungsdatum des Epos in oder nach der Zeit Samsu-ilunas passen:
a) weitgehender Schwund der Mimation bei Kasusendungen und Ventiv; diese fast nur noch mit KVK-Zeichen geschrieben, sonst meist ganz fehlen
b) [w>m]-Wechsel.
c) Abfall von anlautendem [w].
(Claus Wilcke: Weltuntergang als Anfang. S. 99-102. - In: Jones, Adam (Hg.): Weltenende. Beiträge zur Kultur- und Religionswissenschaft. Bd. 21, - Wiesbaden: 1999. S. 63-112)
Hinzufügen möchte ich, dass mich Claus Wilcke in einem Email vom 20. Mai 2020 darauf hinwies, dass in den zwanzig Jahren, die seit dem Erscheinen seines Aufsatzes verstrichen sind, mehrere Pachtverträge aus den Jahren nach Samsu-iluna's Rückeroberung von Südbabylonien bekannt [wurden] (einige gab es schon länger, aber ihre Signifikanz war noch nicht deutlich). Heute weiß man, dass es mehr als ein Jahrzehnt dauerte, bis in Nippur (und Larsa) wieder Felder verpachtet wurden und dass diese Verträge immer Klauseln über Erdarbeiten enthielten, die wahrscheinlich der Anlage von Bewässerungsgräben dienten. (Eine Bearbeitung erscheint dieser Tage in der FS für Jack Sasson). Der Effekt von Samsu-iluna's Zerstörungen war anscheinend ähnlich dem von denen Hammurabi's etliche Jahre zuvor. Die psychologische Wirkung scheint aber sehr verschieden gewesen zu sein.
Dass wir uns nie aller Zufälle bewusst werden können, gilt wohl nicht nur für unsere Vorsätze...
Immer wieder versuche ich mir jene Seiten vorzustellen, die entstanden wären, wenn ich dieses Epos direkt aus Stephanie Dalley's Buch übersetzt hätte. Seiten, die entstanden wären, wenn sich nicht all diese - unerwarteten und unerahnten - Möglichkeiten aufgetan hätten, die mir durch die großzügige Unterstützung Anderer zuteil wurden.
So absurd es klingen mag: Manchmal wollte es mir scheinen, dass es der Text selbst war,
der seinen Weg suchte.
Und so möchte ich mich an erster Stelle bei allen bedanken - Genannten und Ungenannten, Zitierten und nicht Zitierten -, die mit ihrer Arbeit dazu beigetragen haben, dass uns dieses Epos (wieder) zugänglich wurde und uns in jener Qualität vorliegt, in der ich es vorfinden durfte.
Und ich möchte mich nochmals sehr herzlich bei Claus Wilcke bedanken für sein Vertrauen in einen Fremden, dem er die Unterlagen zur Verfügung stellte, die dieses Buch - und diese Übertragung - bis in die letzte Faser
ihres Papieres prägen sollten und dessen Hinweise mich vor manch allzugroßer Leichtfertigkeit bewahrten.
Nicht weniger Dank gilt Michael Jursa, der mir Benjamin R. Fosters 'Before the Muses' zur Verfügung stellte, mir zahlreiche Stunden seiner Zeit und seiner Geduld opferte, in denen er mir mit gezielten Informationen half, die Welt um dieses Epos
besser zu verstehen.
Der mich auch bei all den Textstellen unterstützte,
die mir unklar waren, und mir bei all den
Zeilen und Fragmenten
mit seinem Wissen zu Hilfe kam,
die ich mit keiner
Übersetzung in Einklang bringen konnte.
Und an dieser Stelle muss ich nun Doris Fellsner danken: Nicht nur für ihren höchst hilfreichen Hinweis, dass ich mit meiner Post an Claus Wilcke 'mit einem Halbgott der Altorientalistik kommuniziert' hätte, sondern auch für den Rat, dass ich, wenn ich eh schon dabei wäre, mit Halbgöttern zu sprechen, doch durchaus auch Michael Jursa um Beistand anrufen könnte.
Ein herzliches Dankeschön geht auch an Martin Worthington von der University of Cambridge, der mir erlaubte, hier auf den Text der von ihm gepflegten Webseite der SOAS zurückzugreifen, diesen Text, der mich ganz zu Beginn meiner Reise dazu antrieb, mich an Claus Wilcke zu wenden.
An Stefania Ermidoro von der Universitá Ca' Foscari in Venedig ergeht mein herzlicher Dank, dass sie mir kurzerhand ihr Buch 'Quando gli dei erano uomini' zur Verfügung stellte - ein Buch, das nicht nur in der Übersetzung des Epos - auf eine mir ungeahnte Weise wissenschaftliche Ansprüche und Leichtigkeit der Sprache in sich vereint.
Und ich möchte dem Salzburger Germanisten Hans Höller von Herzen danken, der nicht nur immer wieder über den unterschiedlichsten 'finalen' Versionen dieser Arbeit saß und einen wesentlichen Anteil an der Wahl des Verlages hatte, sondern mir, immer und immer wieder - inmitten seiner Arbeit - mit der Geduld eines geprüften Seelsorgers sein Ohr lieh, ganz gleich ob ich an meiner Arbeit gerade verweifeln wollte oder voll des Überschwanges darin schwelgte.
Die meiste Geduld aber - nicht nur in Stunden aufgerechnet - hatten sicherlich meine Eltern mit mir. Dafür, und für all die Möglichkeiten, die sie mir eröffnet haben, für all die Zeit, die sie auf meinem Weg für mich da sind und da waren, möchte ich ihnen
von Herzen danken.
Elke Hanser möchte ich danken, dass sie sich nie ein Blatt vor den Mund nimmt und mich damit (nicht nur!) vor dem 'Semmerl-Fauxpass' gerettet hat.
Ein herzliches Dankeschön geht auch an Andrea Einberger, Ulrike Sladek, Judith Striedinger, Verena Wetter und Andreas Brunner für das Aufspüren von Fehlern und Missständen,
für die ich längst erblindet war. Auch für ihren Rat, der mir half, so manche Satzwurst auf bekömmlichere Häppchen zu tricieren oder aufzuteilen.
Und ob es nun am Most oder doch eher am Interesse für meine Arbeit lag, das mir der Höfleiner Mostschenk Herbert Legenstein entgegen brachte: Jedenfalls wurde mir an jenem Abend im Juni 2019 klar, um wie viel 'gesprochener', um wie viel lebendiger (und 'gelebter') die Sprache in dieser Übersetzung noch werden konnte.
Und schließlich gilt mein Dank auch
Ursula Herrmann, Sabine Hille, Klara Krenek, Milena Rodella, Wiebke Unbehaun, Daniel Möslinger, Martin Seebacher, Heinz Strelec, Alexandre Zhamakovsky und natürlich Karl Prankl und Ludwig Röder: Auch dafür dass sie seit September 2019 mit Geduld und würdevollem Lächeln meinen Berichten folgten, dass der Text nun 'so gut wie fertig' sei.
Und auch Dir, liebste Stefanie, einen ganz herzlichen Dank! Für so viel mehr als nur dafür, dass Du den Computer am Ende doch nicht zum Fenster hinausgeworfen hast, der über all die Monate - Stunde um Stunde - zwischen uns stand.
Höflein an der Hohen Wand, Ostermontag 2020
In d'Taag wo de Götta Mensch woarn,###ENDNOTE ###
Drei Worte: inūma ilū awīlum. Drei Worte, drei Hebungen, acht Silben und eine ganze Menge Möglichkeiten...
Lambert/Millard(1969): When the gods like man (nach [Shehata, 2001])
[Dalley, 1994]: When the gods instead of man
Bottéro(1989): Lorsque les dieux faisaient l'homme (nach [Wilcke, 1999])
[Soden, 1994]: Als die Götter (auch noch) Mensch waren
[Wilcke, 1999]: Als die Götter Mensch waren
[Foster, 2005]: When gods were man,
Zur Zeit als die Götter Mensch war'n
I i 01 inūma ilū awīlum ###ENDNOTE ###Herzlichen Dank an Martin Worthington, dass ich hier die altbabylonischen Zeilen in der Transkription Claus Wilckes verwenden darf, wie sie auf der von ihm gepflegten Seite der Londoner SOAS (School of Oriental and African Studies) zu finden sind (in Verbindung mit Audio-Aufnahmen der Texte in ihrer Originalsprache, wie sie von namhaften Altorientalisten gelesen werden). [Worthington, o.J.]
Loam und Stoana zaaht håbm im Frondienst###ENDNOTE ###
... šupšikka: 'Tragekorb' [CAD, 2010]: Korb (engl. basket) für Erde; Kraxe (engl. hod) für Ziegel -
Im Original steht also eigentlich das Gerät und nicht die getragene Last um die (Fron-)Arbeit der Igigi zu bezeichnen. Ähnlich wie bei 'in Ketten legen' oder dem Englischen ball and chain, dürfte dieses Wort šupšikku/tupšikku das Bild der Zwangsarbeit in sich getragen haben.
Karen Radner zitiert aus (späteren) Dekreten zum Erlass von Steuern und Arbeitsdienst,
'Die Leute von diesen Feldern und Gärten sollen nicht zur Arbeitsleistung und zum Aufgebot des Landes bestellt werden' :: (
nīšē ša eqlāti kirê šunātunu ina ilki tupšukki dikūt māti lā irreddû) [Radner, 2007, pg. 224].
Die Erlassung von oder Verpflichtung zu Arbeits- und Steuer-Leistungen waren dabei übrigens an das Grundstück gebunden, und wurden - wenn im Vertrag nicht anders vereinbart - auch bei Besitzwechsel mit-übertragen ([Radner, 2007, pg. 225]).
die Körbe voll Erde im Frondienst schleppten,
I i 02 ublū dulla izbilū šupšikka
hant d'Kraxn de Götta schwaa wordn,
wie wurde den Göttern die Last doch schwer,
I i 03 šupšik ilī kabit-ma
d'Oarbat miahsaum, groß a 'es U[n]-gmåch.
mühsam die Arbeit, ihr Ungemach groß!
I i 04 dullum kabit maʔad šapšāqum
Fiar de machtign Anunnaki, siebmfåch,
Für die mächtigen Annunaki, siebenfach,
I i 05 rabûtum Anunakkū sebettam
schuftn im Frondienst, d'Ig[igi].
verrichten die schwere Arbeit ((die)) Ig[igi].
I i 06 dullam ušazbilū Ig[igī]
Anu, ea[n] Våtta da Kini[g],
Anu, ihr Vater: der König,
I i 07 Anu abūšunu šarru
Råt, da ea[n], da Kriagsherr Enlil,
ihr Rat, der Kriegsherr Enlil,
I i 08 [m]ālikšunu qurād[u] Enlil
ea[n] Stöbi-moasta###ENDNOTE ###Ich hab mir den Begriff Stöbi-moasta/Stöwi-moasta (Stäbelmeister) aus Marx Rumpolt 'Ein new Kochbuch' geliehen. Dort heißt es in der Überschrift zum ersten 'Kapitel' 'Vom Hofmeister/ Marschalck/ Hauß/ Stäbel oder Küchenmeister Ampt' ([Rumpolt, 1581, pg. 1r]) und meines Erachtens trifft der Begriff Stäbelmeister dieses Amt ganz hervorragend, in dem er es dieses
auf eine schlichte Weise verbildlicht und auf den 'Zeremonien-Stab' reduziert.
Ninurta,
ihr Marschalk Ninurta,
I i 09 [ku]zzallûšunu Ninurta
[und] eana Wåchmaunn, [En]nugi.
[und] ihr Wachmann [En]nugi.
I i 10 [u] gallûšunu [En]nugi
[[A'n Behölta###ENDNOTE ###Was genau dieses 'Behältnis der Lose' ist, lässt sich nicht sagen.
Bei den Losen aber handelt es sich, so erklärte es mir Michael Jursa,
um Astragale, um Knochen von Paarhufern (zumeist Schafen), die als 'binäre (Ja-Nein-)Würfel' verwendet wurden.
]] mit d'Los håbm's gnuma,
Sie griffen nach dem [[Behältnis]] der Lose,
I i 11 x-tam īḫuzū lētišša
d'Gegndt de ea[n] zua-foit teulnt d'Götta si auf:###ENDNOTE ###
roin d'Würfi um d'Pfründ -- s'teulnt d'Götta si auf: --
In einer 'kulturellen Adaption' würde man vermutlich 's'Laund des ea[n] zuakimmt schnåpsn d'Götta si aus' sagen.
es teilen die Götter den Bereich ihrer Macht:
I i 12 isqam iddû ilū izzūzū
Anu nåch drobm-hi[n] in' H[ümm]i,
Anu, den H[imm]el nach droben,
I i 13 Anu īteli š[am]êša
[Enlil g]laungt d'Erd'n in d'seinige Obhuat,###ENDNOTE ###eigentlich: 'Herrschaftsbereich'
-- Ein erstes Mal rührt sich so etwas wie 'Verständnis' für Enlils schwieriges Los, als ich hier 'Obhut' verwende: diese ganze vertrackte Komplexität der Erde und ihrer Menschen... um wie vieles einfacher muss es doch sein, den Himmel oder den Absu zu regieren...
[Enlil er]langte die Erde in seine Obhut,
I i 14 [Enlil ī]ḫuz erṣetam baʔulātuššu
[da Rüüg]i zum Meer hi[n], der's å[b]-hoidt,###ENDNOTE ###
Beim Rüügi zum Meer hi[n], der's å[b]-hoidt könnte es sich um ein 'simulacrum technicum' handeln, das die Grenze zwischen dem Meer und dem Süßwasser mit den Schleusen zur Wartung der (Bewässerungs-)Kanäle in Verbindung bringt.
[der Balk]en zum Meer, der es ab-hält,
I i 15 [šigar]ū naḫbalū tiʔamtim
[is z'Teul wor]d'n Enki mi'm Weitblick.
[zuteil wu]rde er Enki voll Weisheit.
I i 16 [inna]d[n]ū ana Enki naššīki
[Då is An]u auffi in Hümmi
[Da stieg An]u hinauf in den Himmel,
I i 17 [šūt Ani]m īlû šamêša
[då is Enki åwi in' A]psu g'stie[gn gwen].###ENDNOTE ###
Der Absu (Abzu, Apsu) umfasst im Prinzip alles Süßwasser. Er stellt den Süßwasser-Ozean dar, der sich unterhalb der Erde (und unterhalb der Unterwelt) erstreckt. Nach enūma eliš ('In d'Taag, wo da Hümmi koan Naum ghåbt') war der (Gott) Absu, der Vater Enkis, das 'Urwesen', das vor allem Anderen existiert hatte (vgl. [Budge, 1921]).
[und Enki stieg in den A]bsu hinab.
I i 18 [u šūt Enki ana A]psî [īt]ardū
[[[Und]] im Hümmi drobm håbm's-da a'n Lenz g'håbt],
[[[Und]] im Himmel war das Leben ein leichtes
I i 19 [irtīqū eliš šūt šamāmī]
--.
[und d'schwaare Oar]bat måchan d'Igigi.
[und die schwere Ar]beit verrichten ((die)) Igigi.
I i 20 [dulla ušaz]bilū Igigī
[Wåssaläuf'] håbm's ea[n] aus-ghobm,
Die Flussläufe hoben sie aus,
I i 21 [nārātim] iḫerrûnim
Gräb'm###ENDNOTE ###Im Sinne von 'Bewässerungsgräben'; Kaneu[l]/Kanäle scheint mir der allgemeine Sprachgebrauch an dieser Stelle (noch) nicht zuzulassen, eventuell wäre noch an 'd'Wåssa fiar d'Gòtta' zu denken.
fiar d'Götta, a'm Laund sei Leb'm.
Kanäle der Götter, des Landes Leben.
I i 22 [miṭrāt ilī na]pišti mātim
[[Flussbett]] håbm's aus-ghobm,
[[Wasserläufe]] hoben sie aus
[Gräb'm
fiar d'Götta, a'm] Laund sei Leb'm.
[[Kanäle der Götter]], des Landes Leben.
[aus-gråbm håbm's ] Flussbett vom Tigris.
[sie gruben das] Flussbett des Tigris,
[... vom Eufr]at glei nåchat.
[... des Eufr]at kaum später.
[[das s'Wåssa vo drunt-her fliasst in de]] Bründl.###FOOTNOTE ###
Zuvor nach Benjamin R. Fosters '[Springs they opened up from] the depths,' ([Håbm's aufgråbm [[vo drunt-her]] ] de Bründl -- [Foster, 2005, pg. 230]) -- Doch verleitet mich das '[[...]] ina naqbe' im neuassyrischen Fragment dieser Zeile zur Annahme, dass wir hier eine Bedeutung erwarten könnten, die in Verbindung mit II.i.12-13 ('nix fliasst mehr in d'Bründl') stehen sollte.
[[dass die Wasser der Tiefe sich ergießen]] in Brunnen.
[...] håbm's [ea[n]] hi[n]-gstöllt.
[...] haben [...] errichtet...
[... [[ bis åwi]] ],
[... [[weit in die Tiefe]] ]
[[Gräb'm fiar d'Götta,]] a'm Laund [[seine Wåssa]]###FOOTNOTE ###
Anfügungen nicht belegt. Wenngleich mit ziemlicher Unsicherheit möchte ich das Fragment dieser Zeile ([...] x-at ma-tim) für mi-iṭ-ra-at ma-tim annehmen.
[[Kanäle der Götter]], die [[Wasser]] des Landes.
[...] z'Mitt drinan
[...] da drinnen // zu seiner Mitte//
[...] zogn auffi z'ean Güpfi.
[...] hoch bis zum Gipfel
[...] a'n jeglichn Berg.
[...] alle die Berge.
[...] d'ean Körbi und Kraxn,
[...] ihre Körbe
[...] da Schlaumm, da oarge.
[...] der Schlamm, der arge.
[[Zöhlt håbm's d'ean' Joahr]] mit de Kraxn am Bugi.
[[Sie zählten die Jahre, die]] sie die Körbe getragen.
[Für 600 Jahre] hatten sie den Frondienst ertragen.
[Fiar zwölf-hundat Joahr] håbm's de Kraxn datrågn g'håbt.
[Für zwölf-hundert Jahre] hatten sie den Frondienst ertragen.
[Fiar 18-hundat Joahr] håbm's de Kraxn datrågn g'håbt.
[Für 18-hundert Jahre] hatten sie den Frondienst ertragen.
Fiar 2.400 Joahr,###ENDNOTE ###Die Übersetzungen, die ich zu dieser Stelle fand, erstrecken sich von For 3.600 years they bore the excess bei Stephanie Dalley,
'[... and] forty years, too much!' bei Benjamin R. Foster ([Foster, 2005, pg. 230]) und '[Die Igigu, 25]00 Jahre lang die übergroße // [schwere Ar]beit trugen sie Nächte und Tage.' [Soden, 1994, pg. 619].
Ich hatte mir eine wunderbare Theorie zurecht gelegt, in der ich auch kurz das sexagesimale Zahlensystem streifte, das in der ersten Stelle von 1 bis 59 zählt, und dann mit 1 (später auch mit 1.), 1.1, 1.2, etc. weiter zählt, weshalb ich hier der Reihe nach 600, 1.200, 1.800 und schließlich 2.400 verwende, bis mein Eifer schließlich seinen Tod in Venedig fand. Denn bei Stefania Ermidoro las ich: [Per x anni ] essi si carricarono del pesante canestro. und dazu die Bemerkung in der Fußnote: Lambert - Millard 1969 (p. 45) und Foster 2005 (p. 268) füllen diese Lücken mit Zahlenwerten die mit jedem Vers ansteigen, genau genommen mit: 10/20/30/40; Bottéro - Kramer 1992 (p. 564) schlagen hingegen 100/500/900/1000 vor. Der akkadische Text enthält jedoch keinerlei Hinweis, der zuließe, zu der einen oder der anderen Hypothese zu tendieren. ([Ermidoro, 2017, pg. 122]). -
... wie wenig hatte ich hier doch die eckigen Klammern beachtet: die Ergänzungen von Fehlstellen!
håbm's de Kraxn datrågn g'håbt.
Für 2.400 Jahre hatten sie den Frondienst ertragen.
[...]
[...]
[...]
[...]
Ea[n] schwaare Oarbat, bei Nåcht und bei Tåg.###ENDNOTE ###
Eigentlich: [Die Götter] haben schwer geschleppt, Nacht und Tag.
Michael Jursa wies mich darauf hin, dass bei den Babyloniern der neue Tag mit Anbruch der Nacht begann; ein Tag also mit dem Abend endet.
Die schwere Arbeit, bei Nacht und bei Tag.
I i 38 [ilū] dullam izbilū mūšī u urrī
Se [håbm ea[n] auf-]g'regt, ea[n] zaum-gredt,
Sie [murr]ten, sie beschwerten sich
I i 39 [idabbu]bū-ma ikkalū karṣī
[uma-g'f]luacht håbm's, drin in de Gruab'm:
sie [fluc]hten, drin' in den Gruben.
I i 40 [uttaz]zamū ina kalakkī
Vuarn Stöwimoasta, kemmt's, woin ma hi[n]-geh,
Lasst uns hinziehen, vor unseren Marschalk,
I i 41 [alk]āni kuzzallâm i nimḫur
das-a d'Fron, de schwaare, vo uns nimmt!
dass er die Fron, die schwere, von uns nimmt!
I i 42 [ka]btam dullani lišassik ēlni
A'n Gott a'n Råt vo d'Götta a'n Kriagsherrn,
Den Gott, den Rat der Götter, den Kriegsherren,
I i 43 [ilam m]ālik ilī qurādam
vo seim Thron, då hebm-ma eam åwa.###ENDNOTE ###
šubtu: Behausung/worin man wohnt; Aber auch, so Michael Jursa, 'der Sockel, auf dem die Götter-statue steht' - Bedeutungen, die nicht 'einzeln abgerufen' werden mussten, sondern (wie bei šupšikku) im (Sprach-)Bewusstsein verwurzelt waren.
'Thron' verwende ich hier in Abgleich mit dem Satz Nintus in Tafel II.vii.(D vii 5'/ II.343) (Ihr ließet Euch nieder, machtet am Throne Euch Platz.)
wir entheben ihn seines Thrones.
I i 44 [alk]ānim i niššiʔa ina šubtišu
Enlil a'n Råt vo d'Götta a'n Kriagsherrn,
Enlil, den Rat der Götter, den Kriegsherren
I i 45 [Enlil m]ālik ilī qurādam
vo seim Thron, då hebm-ma eam åwa.
wir entheben ihn seines Thrones.
I i 46 [alk]ānim i niššiʔa ina šubtišu
Awila###FOOTNOTE ###Awila wurde auch mit Wê oder Alla übersetzt...
Ich kann nicht umhin, hier Claus Wilcke's Verweis auf die 'Göttlichkeit des Menschen' zu erwähnen, in dem er schreibt, dass [hier der Schreiber auch graphisch] «
das Wort „Gott“, ila, noch einmal in das Wort „Mensch“, awēla, hinein [schreibt], in dem er „Gott-Mensch“ ila-we-e-i-la schreibt» ([Wilcke, 1999, pg. 79]).
So wie Atram-ḫasis der einzige Mensch ist, der in dieser Erzählung bei Namen genannt wird (s. [Ermidoro, 2017, pg. 12]), ist Awila der einzige unter den Igigū-Göttern, dessen Name (in diesem Werk) Erwähnung findet.
håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Awila hob darauf seine Stimme,
I i 47 [Wê] piʔašu īpušam-ma
gsågt håt-a, zu de Götta, d'sein Briada:
er sagte zu seinen Brüdern, den Göttern:
I i 48 [issaqqa]r ana ilī aḫḫīšu
[...], vuar'n Stöwimoasta, n'oit-vuardan [...]
[...] vor den Marschalk vergangener Tage [...]
I i 49 [ni...] kuzzallê labīrūtim
[...]
håt Enlil daher-bråcht###ENDNOTE ###
ei[n]-gführt, etabliert, auf-g'stöllt -- ... Als ich später in enūma eliš lese, taucht dieses Wort etabliert wieder auf (IV.9-13). Und auch wenn kein eindeutiger Bezug zwischen diesen Stellen auszumachen sein dürfte, so schienen mir die Zeilen des enūma eliš doch hilfreich, um vielleicht ein Bisschen hinter die wenigen Worte zu blicken, die uns erhalten sind:
Dein Ausspruch ist verläßlich, deinem Befehl kann nicht widersprochen werden,
//
keiner der Götter wird eine von Dir gezogene Grenze überschreiten,//
Für den Sitz aller Götter ist Versorgung verlangt,
//
daß, wo ihre Heiligtümer sind, du etabliert seist.
[Lambert, 1994, pg. 583.]
[...] etabliert hat es Enlil
[...] håt's ei[n]-gführt
[...] hat er etabliert.
[[håbm]] koane Opfa ned bråcht - [[s'håt]] Enlil [[...(?)daher-bråcht(?)]]
[ ... ] sie brachten Opfer nicht dar, Enlil [ ... ]
--.
--.
--.
--.
A'n Råt vo d'Götta a'n Kriagsherrn,
Den Rat der Götter, den Kriegsherren
I ii 01 māli[k] i[lī] qurādam
vo seim Thron, då hebm-ma eam åwa.
wir entheben ihn seines Thrones.
I ii 02 alk[ā] ˹i˺ niššiʔa ina šubtišu
Enlil a'n Råt -- vo d'Gött[a ]a'n Kriagsherrn,
Enlil, den Rat der Götter, den Kriegsherren
I ii 03 Enlil [māli]k ilī qurādam
vo seim Thron, då hebm-ma eam åwa.
wir entheben ihn seines Thrones.
I ii 04 al[kā] i niššiʔa ina šubtišu
Hiazt auf da Stöll: ruaft's zaum zu a'm Aufruhr.
Es langt nun! ###ENDNOTE ###Jetzt und sogleich
, führt herbei einen Aufruhr.
I ii 05 anumma tisiʔā tuqumtam
Låsst's a'n Kriag uns braun, das's a Schlåcht wird.###ENDNOTE ###Es handelt sich hier um dasselbe (Zeit-)Wort balālu: um-, anrühren, vermengen; brauen etc. ([CAD, 2010, B pg. 40b]), das auch in 'Gott und Mensch guat va-riahrt [megnt im Loam drinnan zaum sei]' und ...håt d'Nintu an Loam griart... verwendet wird.
--
Lasst den Krieg uns schür'n bis er Schlacht wird. --
I ii 06 tāḫāza i niblula qablam
De Götta, se håbm auf sei Wort gheart.
Seine Worte befolgten die Götter.
I ii 07 ilū išmû zikiršu
'Es Werkzeig, es eanr'e, håbm's au[n]-kent,
Se håbm Feia gsetzt, aun eana Werkzeig,
Sie setzten ihr Werkeug in Flammen
I ii 08 išātam nēpešīšunu iddû-ma
eanre Schaufin håbms au[n]-kent,
Setzten Feuer an ihre Schaufeln,
I ii 09 marrīšunu išātam
d'ean Körbi und Kraxn fiar[[n Feiagott]] Girra z'recht her-g'schlicht.
legten Girra [[dem Feuergott]] ihre Körbe zurecht.
I ii 10-11 šupšikkīšunu Girra ittakšū
Des håbm's gnuma, so san's kuma
Und Sie nahmen's und sie kamen
I ii 12 ītaḫzūnim illakūnim
bis vuar de Tiar hi[n], vom Kriagsherr'n Enlil.
hin vor die Türe des Kriegsherren Enlil.
I ii 13 bābiš-atmāni qurādi Enlil
Nåcht woar's, gråd z'Mitt vo da Wåcht gwen,
Nacht war's, zur Mitte der Wache,
I ii 14 mišil maṣṣarti mūšum ibašši
s'Haus woar umstöllt, da Gott hätt nix mit-kriagt.
sein Haus war umstellt, der Gott ahnte gar nichts.
I ii 15 bītum lawi ilum ul īde
Nåcht woar's, gråd z'Mitt vo da Wåcht gwen,
Nacht war's, zur Mitte der Wache,
I ii 16 mišil maṣṣarti mūšum ibašši
Woar s'Ekur ###ENDNOTE ###'das Berghaus': Der Enlil-Tempel in Nippur umstöllt, s'hätt Enlil nix mit-kriagt.
Ekur umstellt, nichts ahnte Enlil.
I ii 17 Ekur lawi Enlil ul īde
Aufpasst håt Kakka, [ håt å[b]-gsperrt]
Kaka hielt Wache, [ er sperrte,]
I ii 18 ūteqqi Kakka uše[...]
håt an Rügi priaft, g'schaut nåch da Tiar.
prüfte den Balken, sah nach der Tür.
I ii 19 ilput sikkūra iḫīṭ [bāba]
Kakka weckt drauf a'n Nusku:
Kaka weckte den Nusku:
I ii 20 Kakka iddeki Nuska
s'Gschroa vo d'Igigi miassns då au[n]-hearn.
Das Geschrei der Igigi mussten sie anhören.
I ii 21 rigma išemmû š[a Igigī]
Nusku håt drauf sein Herrn gweckt,
Nusku weckt seinen Fürsten,
I ii 22 Nuska iddeki bē[lšu]
håt eam aussa-ghoit vo seina Bett-stått:
holt ihn von seiner Bettstatt:
I ii 23 ina mayyāli ušet[bīšu]
Herr, Dei[n] Haus is belågat,
Herr, Dein Haus ist belagert,
I ii 24 bēlī lawi bītka
a Aufruhr is zaum-grennt, vuar Deina Tiar.
es brach ein Aufruhr herein, vor Deiner Türe.
I ii 25 qablum irūṣa ana bābika
Enlil, Dei[n] Haus is belågat,
Enlil, Dein Haus ist belagert,
I ii 26 Enlil lawi bītka
a Aufruhr is zaum-grennt, vuar Deina Tiar.
es brach ein Aufruhr herein, vor Deiner Türe.
I ii 27 qablum irūṣa ˹ana˺ bābika
Enlil hoasst d'Wåffm då bringa, vuar-a'n sein Thron hi[n].
Enlil hieß die Waffen da bringen, in seinen Thronsaal.
I ii 28 Enlil kakkī ušardi ana šubtišu
Enlil håt drauf-hi[n] sei Stimm griart
Enlil hob darauf seine Stimme,
I ii 29 Enlil pâšu īpušam-ma
zum Wesir, a'm sein', Nusku, sågt-a:
zu seinem Wesir Nusku sprach er:
I ii 30 ana šukkalli Nuska isaqqar
Nusku, måch Dei Tiar zua,###FOOTNOTE ###
Davor: Nusku, varüagi a'n Gåådan,
-- 'måch Dei Tiar zua' hab ich in Raglitz, im Gasthaus Woltron aufgeschnappt (2019-08-16):
'Der is wiff!! -- Såg-i: måch Dei Tiar zua, måcht-a glei ålle zua.'
... Wie musste ich diesen Satz doch notieren!
Möge diese Fußnote dem Wirt'n
z'Raglitz ein ehrwürdig Denkmal sein.
Nusku schließ Deine Tür ab!,
I ii 31 Nuska edil bābka
nimm Deine Wåffm, stöll Di vuar mi hi[n].
nimm Deine Waffen, stell Dich vor mich hin.
I ii 32 kakkīka liqe iziz maḫrīya
Nusku, måcht sei Tiar zua,
Nusku schließt seine Tür ab,
I ii 33 Nuska īdil bābšu
nimmt seine Wåffm, håt-si hi[n]-gstöllt vuar Enlil.
nimmt seine Waffen, stellt sich vor Enlil.
I ii 34 kakkīšu ilqe ittaziz maḫar Enlil
Nusku håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Nusku hob darauf seine Stimme,
I ii 35 Nuska piʔašu īpušam-ma
gsågt håt-a zum Kriagsherrn Enlil:
er sagte zum Kriegsherren Enlil:
I ii 36 issaqqar ana qurādi Enlil
Herr, bloach bist, wiar Oachans###ENDNOTE ###'Herr, Du bist bleich wie das Holz der Eichen' -- eigentlich: 'bleich/falb wie (eine) Tamarisk(e)'. -- Eventuell ginge in der Mundart noch 'bist bloach[/foib] wiar a Rüspi(strauch)' [nach Wikipedia, wo Rispelstrauch als alternativer Name für die 'deutsche Tamariske' angeführt wird]. So großartig diese Metapher ist, wenn sie - ohne groß nachzudenken - das Bild einer blühenden Tamariske hervorrufen kann,
lasse ich der Feigheit den Vortritt und der Freude ihr Recht, hier ein klein wenig mit 'dem Gleichklang des Originals' spielen zu dürfen...
Herr, falb bist Du wie Tamarisken:
I ii 37 bēlī bīnū būnūka
wås baungt's-Da, vuar d'eignana Kinda?
bangt es Dir denn, vor den eigenen Kindern!
I ii 38 mārū ramānika mīnšu tādur
Enlil, bloach bist wiar Oachans,
Enlil, falb bist Du wie Tamarisken:
I ii 39 Enlil bīnū būnūka
wås baungt's-Da, vuar d'eignana Kinda?
bangt es Dir denn, vor den eigenen Kindern!
I ii 40 mārū ramānika mīnšu tādur
Schåff, das ma Anu åwa zu Dir hoit,
Schaff, dass man Anu herunter zu Dir holt,
I ii 41 šupur Anam lišēridūnim-ma
hoaß, das Enki g'leit wuart, gråd-weg vuar Di hi[n].
heiß, dass man Enki geleite, gradwegs vor Dich hin.
I ii 42 Enki libbikūnim ana ma[ḫrika]
Er schåfft, das ma Anu åwa zu eam hoit,
Er schafft, dass man Anu herunter vor ihn holt,
I ii 43 išpur Anam ušēr[idūni]ššu
er hoast Enki då g'leitn, gråd-weg vuar eam hi[n].
er heißt Enki geleiten, geradwegs vor sich hin.
I ii 44 Enki ibbikūnim ana maḫrišu
Då sitzt Anu, da Kini[g] vom Hümmi,
Da saß Anu, der Herrscher des Himmels,
I ii 45 wašib Anum šarri [šam]ê
da Kini[g] vom Apsu, Enki, håt auf-g'huarcht.
der König des Absu, Enki, nahm aufmerksam teil.
I ii 46 šarri apsî Enki ūteqqe
De machtign Anunnaki, san(t) gsess'n,
Die mächtigen Anunnaki versammelt,
I ii 47 rabûtum Anun[akkū w]ašbū
Enlil dahebt si
-- Rechts-råt wird g'hoid'n.###ENDNOTE ###ich vermute dass þing (wie es unter anderem in den isländischen Sagas sehr unprätentiös beschrieben wird) hier recht gut passen könnte, finde aber momentan keine 'alltagssprachlichere' Entsprechung und
auch keinen passenderen
Begriff, der Ratschlag, Rechtsfindung und Versammlung in sich vereinen könnte.
hat sich Enlil erhoben -- so hielten sie Rechtsrat.
I ii 48 Enlil itbī-ma ša[kin] dīnu
Enlil håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enlil hob darauf seine Stimme,
I ii 49 Enlil piʔašu ī[puš]am-ma
g'sågt håt-a zu de Götta, de machtign:
und sprach zu den mächtigen Göttern:
I ii 50 issaqqar an[a ilī rab]ûtim
Ward's das's gegn mi si oa[n]fåch dahebm?
Wär's dass gegen mich sie sich einfach erheben!?
I ii 51 yâšimma it[tenep]pušū[nim]
Muass i a'n Kriag håbm
mit de Igigi?
Muss ich denn Krieg führen, mit den Igigi?
I ii 52 tāḫāza eppuš ana Igi[gī]
Wås muass i mit d'eigna Augn au[n]-schaugn!?
Was muss ich mit eigenen Augen anseh'n!?
I ii 53 īnī mīnâ āmur anāku
A Aufruhr is zaum-grennt, vuar meina Tiar.
Es brach ein Aufruhr herein, vor meiner Türe.
I ii 54 qablum irūṣa ana bābiya
[...] ###FOOTNOTE ###
Die folgenden Zeilen der neuassyrischen Version scheinen mir den Fluss der Erzählung eher zu stören, und so möchte ich sie nur in der Fußnote erwähnen.
Du [...] //
nimm ... //
Då sitzn d'Anunnaki vuar Dira //
Då sitzt d'Belet-ili, da Muataloab. //
Ruaf her den oa[n] Gott, aus-redn megns, wås mit eam z'g'schegn håt. //
resp.:
Du [...] //
nimm ... //
Die Anunnaki sitzen hier vor Dir. //
Hier sitzt der Mutterleib, Belet-Ili. //
Rufe herbei jenen Gott, sie mögen bestimmen[/verhandeln], was mit ihm geschehe.
Anu håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Anu hob darauf seine Stimme,
I ii 55 Anu piʔašu īpušam-ma
g'sågt håt-a zu a'm Kriagsherrn Enlil:
er sagte zum Kriegsherren Enlil:
I ii 56 issaqqar ana qurādi Enlil
Dawei'st sågst, das d'Igigi###ENDNOTE ###
Bei Stefania Ermidoro ([Ermidoro, 2017, pg. 81] lauten die Zeilen:
Le ragioni per cui gli Igigi // hanno circondato la tua casa, // lascia che Nuska venga fuori [ad ascoltare]. --
(Zu d'Gründ, das d'Igigi //
Dei Haus Da belågan, //
schick do a'n Nusku, [das-a si's au[n]-heart].
) /
(
Zu den Gründen, weshalb die Igigi Deine Wohnstatt belagern, entsende doch Nusku, [dass er sie höre].
)
Zu dem, dass die Igigi
I ii 57 zikra ša Igigū
Dei Tiar Da belågan:
Deine Tore belagern:
I ii 58 ilmû bābiška
Schick do an Nusku, (([hi vuar d'Vasaummlung;]))
Entsende doch Nusku (([vor die Versammlung])),
I iii 01 līṣī-ma Nusku [ana puḫrim]
[Dei] Red [måg-a bringa]
[Deine] Rede [möge er bringen]
I iii 02 tērta[ka lišanni ]
vuar Deine Kinda.
vor Deinen Kindern.
I iii 03 ana mārīka
Enlil håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enlil hob darauf seine Stimme,
I iii 04 Enlil piʔašu [īpušam-ma]
gsågt håt-a zum [Wesir, a'm sein', Nusku]:
er sagte zu [Nusku, seinem Wesir]:
I iii 05 issaqqar ana [šukkalli Nuska]
Nusku, måch Dei Tiar auf,
Nusku, mach Deine Tür auf,
I iii 06 Nuska pite bābka
nimm Deine Wåffm, [geh vuar d'Vasaummlung].
nimm Deine Waffen, [tritt vor die Versammlung].
I iii 07 kakkīka liqe [ṣī ana puḫrim]
Vuar da Vasaumm[lung vo d'Götta oi-zaumma]
Vor der Versamm[lung all der Götter zusammen],
I iii 08 ina puḫr[i kala ilī-ma]
knia nieda, daheb Di [- mei' Red' gib ea[n] wieda]:
knie nieder, erheb' Dich, [meine Rede gib wieder]:
I iii 09 kimis iziz [tērtī šunni]
Gschickt håbm mi [Enga Våtta Anu],
Gesandt haben mich[, Euer Vater Anu],
I iii 10 išpuranni [abūkunu Anum]
Råt, da Enga[, da Kriagsherr Enlil],
Euer Rat[, der Kriegsherr Enlil],
I iii 11 mālikkunu [qurādu Enlil]
Enga Stöbimoasta Ninurta,
Euer Marschalk Ninurta,
I iii 12 kuzzalûku[nu Ninurta]
und Enga Wåchmaun Ennugi.
und Euer Wachmann Ennugi.
I iii 13 u gallûkunu Ennugi
Wer is-a, [da Gott, Herr üwa'n Aufruhr]?
Wer ist er, [der Gott, Herr dieses Aufruhrs]?
I iii 14 mannum-mi [ilum bēl qablim]
Wer i[s-a, da Gott, Herr, der den Kaumpf fiahrt]?
Wer is[t er, der Gott, Herr, der den Kampf führt]?
I iii 15 mannum-[mi ilum bēl tāḫāzim]
Wer i[s-a, der-a'n Kriag a-so zaum-braut],
Wer is[t er, der den Krieg gar so schürt],
I iii 16 mann[um-mi ša iblulu tuqumtam]
[das a] A[ufruhr daher-rennt, vuar Enlil sei Tiar]?
[dass ein] A[ufruhr heranstürmt vor Enlils Tor]?
I iii 17 q[ablum irūṣam ana bāb Enlil] ###ENDNOTE ###Mit dieser Zeile endet die Transkription auf Martin Worthingtons Seite.
Nusku, nimmt seine Wåff'm,
Nusku, nimmt seine Waffen,
måcht de Tiar auf, geht vuar d'Vasaummlung.
macht die Tür auf, tritt vor die Versammlung.
Vuar da Vasaummlung vo d'Götta oi-zaumma
Vor der Versammlung all der Götter zusammen,
kniat-a, dahebt-si, gibt d'Red eana wieda:
kniet er, erhebt sich, gibt wieder die Rede:
Gschickt håbm mi Enga Våtta Anu,
Gesandt haben mich, Euer Vater Anu,
Råt, da Enga, da Kriagsherr Enlil,
Euer Rat, der Kriegsherr Enlil,
Enga Stöbimoasta Ninurta,
Euer Marschalk, Ninurta,
und Enga Wåchmaun Ennugi.
und Euer Wachmann, Ennugi.
Wer is-a, da Gott, Herr üwa'n Aufruhr?
Wer ist er, der Gott, Herr dieses Aufruhrs?
Wer is-a, da Gott, Herr, der den Kaumpf fiahrt?
Wer ist er, der Gott, Herr, der den Kampf führt?
Wer is-a, der a'n Kriag a-so zaum-braut,
Wer ist er, der den Krieg gar so schürt,
das a Aufruhr daher-rennt, vuar Enlil sei Tiar? --
dass ein Aufruhr heranstürmt vor Enlils Tor?
Oi-mid'naund håbm d'Igigi eam g'auntwort,
Geeint und versammelt standen die Igigi ihm Antwort,
håt ea[n] Partie si recht auf-gregt:
in Zorn fiel ihr Werktrupp:
Vo uns Götta a jeda, is da Herr der a'n Kriag bringt.
Ein jeder von uns Göttern führt diesen Kampf an.
A jeda vo uns seckt hinta dem Aufruahr.
Ein jeder von uns steckt hinter dem Aufruhr!
Miar håbm uns vasaummit, drin in de Gruab'm:
Wir schlossen uns zusammen, beim Graben in Gruben.
D'oa[n]' Kraxn mehr, de håt uns schier umbråcht.
Ein Tragekorb mehr, hat uns beinahe getötet.
Unsa Oarbat is miahsaum, gross is 'es U[n]-gmåch.
Zu mühsam die Arbeit, das Ungemach groß.
Und vo uns de Götta a jeda
Und von uns den Göttern ein jeder
trågt's Wort mit, si au[n]-z'legn mit Enlil.###ENDNOTE ###
Andere Übersetzungen lauten:
[Dalley, 1994] [each of us] has agreed to confront with Ellil
[Soden, 1994, pg. 622]: hat unser Mund vorgebracht, [dass wir uns bei Enlil beklagen]
[Foster, 2005]: [each of us] has resolved on a battle with Enlil.
[Pientka-Hinz, 2016]: [[wir brachten]] den Streit mit Enlil gemeinsam hervor.
trägt mit sich das Wort, sich mit Enlil zu schlagen.
Nusku nimmt de Wåffm,
Nusku nimmt die Waffen,
geht, bringt de Botschåft:
geht, bringt die Botschaft:
Herr, Du håst mi nåch draust gschickt,
Herr, entsandt hast Du mich nach draußen,
und hi[n] bin i vuar d'Götta oi zaumma,
[[und]] ich trat vor die versammelten Götter,
håb ea[n] bråcht Dei herrschåftli' Botschåft.
überbracht' Deine herrschaftlich' Botschaft.
's håt ea[n] *Partie si recht auf-gregt:
In Zorn fiel ihr Werktrupp:
A jeda vo uns steckt hinta dem Aufruahr.
Von uns steckt ein jeder hinter dem Aufruhr!
Miar håbm uns vasaummit, drin in de Gruab'm:
Wir schlossen uns zusammen, beim Graben in Gruben.
D'oa[n]' Kraxn mehr, de håt uns schier umbråcht.
Ein Tragekorb mehr, hat uns beinahe getötet.
Unsa Oarbat is miahsaum, gross is es U[n]-gmåch.
Zu mühsam die Arbeit, das Ungemach groß.
Und vo uns de Götta a jeda
Und von uns, den Göttern ein jeder
trågt's Wort mit, si au[n]-z'legn mit Enlil.
trägt mit sich das Wort, sich mit Enlil zu schlagen.
So wiar-a ea[n] Red daheart håt,
So wie er die Rede erhörte,
so rinnan Enlil de Beel.
so flossen Enlil die Tränen.
Da Gott dakimmt, wiar-a's hearn muass.
Verstört war der Gott, als er es erfahr'n muss.
und er sågt zu sei'm Bruadan Anu;
Er sagte zu seinem Bruder Anu;
Då is Enlil dakema, wiar-a des z'hearn 'kriagt.
Enlil war verstört, als er es erfahr'n muss.
G'sågt håt-a då, zum Kriagsherrn###ENDNOTE ###G'sågt håt-a då, zum Höldn Anu: -- Dieses
quradu (Held, Krieger) wird in der Verbindung mit Götternamen nicht selten als ein 'Attribut der Achtung' verwendet (vgl. [CAD, 2010, Q, pg. 312ff.]). Es ist nicht (wie ich - vom Text verleitet - annehmen wollte) ein Epitheton, ein Beiname Enlil's, wie z.B. das naššiki in Enki naššiki ('der fürstweise Enki').
Anu:
Er sagte zum Helden Anu:
I geh mit Dir mit, auffi in Hümmi.###ENDNOTE ###Nach Stefania Ermidoro könnte diese Rede Enlils auch lauten:
Mei' Fürst, im Hümmi bei Dira //
hoidtst Du de göttliche Måcht. So zoag wo Dei' Kråft liegt! //
Hiazt, wo de machtign Anunnaki vuar Diar sant, //
ruaf zuwa a'n Gott, und üwa eam soi da göttliche Råt foin!
--
(O principe, in cielo con te // mantieni la tua autorità divina, mostra la tua forza! // Ora che gli Anunnaki sono presente a te // convoca un dio, e stabiliscano per lui i decreti divini! -- [Ermidoro, 2017, pg. 83]).
Ich gehe mit Dir hinauf in den Himmel.
Vo mir nimm mei Aumpt, d'göttliche Måcht de nimm vo mir.
Von mir nimm mein Amt, die göttliche Macht, nimm sie von mir.
Då sitzn d'Anunnaki vuar Dira:
Vor Dir sitzen die Anunnaki versammelt,
Den oan' Gott, eam ruaf zuawa: mei Aumt måg auf eam foin.
ruf herbei jenen Gott, mein Amt sei das seine.
Enki###FOOTNOTE ###In der Quelle steht hier eigentlich der akkadische Name Ea. - In dieser Übertragung verwende ich durchgehend den sumerischen Namen Enki -- auch um zu verhindern, den Namen Eas als ea[n] zu lesen.
Die jungbabylonischen Quellen nennen an dieser Stelle übrigens Anu.
håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enki hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu d'Götta, d'sein Briada:
er sagte zu seinen Brüdern, den Göttern:
Ea[n] vuar-z'hoitn hätt-ma rein goar-nix.
Kein Vorwurf ist ihnen zu machen.
Ea[n] Oarbat is miahsaum, gross is es U[n]-gmåch.
Ihre Arbeit ist mühsam, ihr Ungemach groß!
Tåg-ein, Tåg-aus håt's gschoit auf da Erd'n:
Tag ein, Tag aus erschallte die Erde:
Ea[n] Aufschrei is laut gwen, ea[n] Gschroa hå[b]m-ma gheart.
Laut war ihr Aufschrei, ihr Geschrei uns zu hören.
A Oarwat gibt's, de wüll g'måcht-sei[n]:
Eine Arbeit steht an: sie will gemacht sein.
Vuar uns sitzt da Muataloab, d'Mami.
Vor uns sitzt der Mutterleib, Mami:
Måg da Muataloab s'Menschn-gschöpf###ENDNOTE ###s'Menschn-gschöpf(/Menschwesen) ist ein Versuch, der von Claus Wilcke erwähnten Unterscheidung gerecht zu werden: eines «„überlegend entscheidenden Menschen“ (māliku amēlu)« zu einem lullulû, einem Lehnwort aus dem Sumerischen, das (in einem von Werner Mayer vorgelegten Mythosfragment von der Schöpfung von Mensch und König) 'offensichtlich ein dumpfes Wesen, einen geistig nicht aktiven Menschen [bezeichnet]'[Wilcke, 1999, pg. 82].
schåffm,
Möge der Mutterleib das Mensch-Wesen schaffen!,
das de Kraxn vo d'Götta da Mensch schleppt.
auf dass die Körbe der Götter der Mensch schleppt.
Es Menschn-gschöpf måg's uns da-schåffm,
Das Menschwesen möge sie schaffen,
damit's nåchant s'Joch trågt, d'Oarbat da Herrschåft,
auf dass es das Joch trägt, die Arbeit der Herrschaft.
damit's nåchant s'Joch trågt, d'Oarbat vo Enlil,
Auf dass es das Joch trägt, die Arbeit von Enlil.
das de Kraxn vo d'Götta da Mensch schleppt.
Auf dass die Körbe der Götter der Mensch schleppt.
D'Göttin håbm's um Va-laub gfrågt,
Sie fragten die Göttin,
d'Hebam vo d'Götta, d'afoahrne Mami:
Hebamme der Götter, die erfahrene Mami:
Du bist da Muataloab, de Menschheit z'daschåffm,###ENDNOTE ###Du, da Muataloab, daschåffatst a'n Menschn? --
Doch ist dieser Satz im Original fast ident mit 'I bin da Muataloab, der d'Menschheit daschåffm' weiter unten (I.v.237).
In der jungbabylonischen Quelle liest man hier übrigens: 'Du (bist) der Mutterleib, der das Schicksal erschafft.'
Du bist der Mutterleib, die Menschheit zu schaffen.
wuarts't s'Menschn-gschöpf schåffm, damit's nåchant s'Joch trågt?
Erschaffst Du das Mensch-Wesen, auf dass es das Joch trägt?
damit's nåchant s'Joch trågt, d'Oarbat da Herrschåft,
Auf dass es das Joch trägt, die Arbeit der Herrschafft?
entfällt
damit's nåchant s'Joch trågt, d'Oarbat vo Enlil.
Auf dass es das Joch trägt, die Arbeit von Enlil.
Das d'Kraxn vo d'Götta da Mensch schleppt.
Auf dass die Körbe der Götter der Mensch schleppt.
Mami håt drauf-hi[n] ihr Stimm griart,
Mami hob darauf ihre Stimme,
gsågt håt's, zu de Götta de machtign:
sie sprach zu den mächtigen Göttern:
Wås wuart-da nu des, waun's i aloa[n] toa[n] woit!
Daraus würde nichts, sollt' ich es allein tun!
Woi steht da a'm Enki 'es G'werk zua:
Wohl ist es Enki, dem dieses Werk ansteht:
G'reinigt wird ålles durch eam erst.
Gereinigt wird alles durch ihn erst.
Reicht ma er då a'n Loam zua, daunn schåff-i-es woi!
Reicht er mir den Lehm, so schaff ich es wohl.
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm griat,
Enki hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu de Götta, de machtign:
er sprach zu den mächtigen Göttern:
Bei Nei-Liacht, bei Hoib-mond und Voi-mond###FOOTNOTE ###
Eigentlich: Zum Monat[//Waun's Monat aufaungt//]], am Siebmt'n und Fufzehnt'n. -- Das (Mond-)Monat beginnt bei 'Neulicht', also: mit dem ersten sichtbaren Mondlicht nach Neumond.
Bei Neulicht, bei Halbmond und Vollmond
nimm i a Båd, werd mi reinign.
nehm' ich zur Reinigung Bäder.
Oana vo d'Götta måg g'schlåcht wern.
Einen der Götter möge man schächten,
und rein-gwåschn drinan de Götta.
und reinwaschen darin die Götter.
In sei Fleisch und sei Bluat nei
In sein Fleisch und sein Blut
måg-da d'Nintu a'n Loam riarn,
möge Nintu den Lehm rühr'n.
damit Gott und da Mensch drin' im Loam guat va-riart san.
Gott und Mensch gut verrührt, mögen im Lehm denn vereint sein.
Miar woin's s'Pumpan då z'hearn kriagn, oi Zeit laung.###ENDNOTE ###Miar woin an Trommi-schlåg hearn, auf ålle Zeidn.
--
Üblicherweise wird diese Stelle mit 'Trommelschlag' übersetzt. Doch verleitet mich Dahlia Shehata's Verweis 'Kilmer (1977: 134-135; Abb. 9-10) identifiziert das Rhytmusinstrument uppu(m) mit dem auf a[lt]B[abylonischen] Terrakotten dargestellten, von Frauen gespielten Tamburin.' ([Shehata, 2001, pg. 65]), das rhytmisierende, onomatopoetische ('Klang-Nachbildende') und ähnlich klingende 'pumpan' zu verwenden.
Wir woll'n uns am Trommelschlag freuen für immer!
Aus dem Fleisch vo dem Gott måg dawåxn da Geist.###ENDNOTE ###
Das Wort ṭēmu, für das ich hier Geist verwende, bezeichnet genau genommen „[den] Verstand, die Fähigkeit zu führen“, zu leiten [Wilcke, 1999, pg. 80], oder, wie Ermidoro es formuliert: die 'prakische Intelligenz' oder 'Geistesgegenwart' [Ermidoro, 2017, pg. 46].
Und aus dem Fleisch des Gottes erstehe Verstand.
A'n jed'n der lebt låsst sei' Zeichn dakena.
Jeden der lebt lässt sein Zeichen erkennen.
Und da Geist soi då sei, das man' niamois vagessat.
Und es sei da der Geist, dass er vergessen nie sein mag!
Ålle mid-anaunda håbm's 'jå'-g'sågt,
Gemeinsam gaben ihr 'Ja' ihm zur Antwort,
d'Anunnaki, de machtign, de s'Schicksoi vawoitn.
die mächtigen Anunnaki, die das Schicksal verwalten.
Bei Nei-Liacht, bei Hoib-mond und Voi-mond
Bei Neulicht, bei Halbmond und Vollmond
nimmt-a a Båd, håt si g'reinigt.
nahm er, zur Reinigung, Bäder.
A'n Gott Awila, der'n Geist g'håbt håt z'leitn,
Den Gott Awila, mit dem Geiste zu leiten,
håbm's gschlåcht in ean'ra Vasaummlung.
schächteten sie in ihrer Versammlung.
In sei Fleisch und sei Bluat nei
In sein Fleisch und sein Blut
håt d'Nintu a'n Loam g'riart,
rührte Nintu den Lehm ein,
damit Gott und da Mensch // drin' im Loam guat va-riart san.
damit Gott und der Mensch im Lehm gut verrührt sind.
Då håbm se's g'heart, s'Pumpan, oi Zeit laung.
Und sie hörten für immer das Schlagen der Trommel.
Drinan im Fleisch is da Geist vo dem Gott g'wen.
Erhalten im Fleisch war der Geist jenes Gottes.
Jed'n der lebt låsst sei' Zeichn dakena.
Jeden der lebt lässt sein Zeichen erkennen.
Da Geist, der woar då, das man' niamois vagessat.
Und da war der Geist, dass er vergessen nie sein mag.
So-wiar's-da a'n Loam guat va-riart håt,
So wie sie den Lehm gut verrührt hat,
ruafts d'Anunnaki, d'Götta, de machtign.
rief sie die Anunnaki, die mächtigen Götter.
--.
[D'Igigi,] d'Götta, de machtign,
[Die Igigi,] die mächtigen Götter,
de spuckan in Loam a nu eini.
sie spucken hinein in den Lehm.
D'Mami håt drauf-hi[n] ihr Stimm griart,
Mami hob darauf ihre Stimme,
sie sågt, vuar de Götta, de machtign:
sie sagte zu den mächtigen Göttern:
--.
[...] gebärn wer[d]ns.
[...] sie werden gebären.
I bin da Muataloab der d'Menschheit daschåffm.
Ich bin der Mutterleib, der die Menschheit erschaffen.
s'Werk, um des Es mi gfrågt håbts, i hå[b] es gmåcht.
Das Werk, das Ihr von mir erbeten: Verrichtet!
A'n Gott håbt's Es gschlåcht, mi'm Geist zaum, a'm seinign.
Mit seinem Geist habt den Gott ihr geschächtet.
I hå[b]'s g'numa vo Eich de schwaar' Oarbat,
Die schwere Arbeit, von Euch nahm ich sie;
håb Eichre Kraxn au[n]-g'hängt a'm Menschn.
gab Eure Körbe dem Menschen zu tragen.
... mit dem Tåg [... [(?)s'Bluat(?)] ...]
... mit diesem Tage [... [(?)das Blut(?)] ...].
håbt's å[b]-gstroaft Eicha Gschroa auf de Menschheit.###ENDNOTE ###
Wieder gilt mein Dank Claus Wilcke, der in der Fußnote erklärt: das Verbum šahāṭu (AHw šahāṭu II, CAD šahāṭu II) bezeichnet das Ablegen von Kleidern und (übertragen) von Krankheiten und Übeln. ([Wilcke, 1999, pg. 84])
streift Ihr ab das Geschrei auf die Menschheit.
--.
G'löst håb-i 's Bandl, an frein Lauf daher-bråcht.###ENDNOTE ###
Nach Claus Wilcke handelt es sich bei diesem Satz ('Ich löste das Band, [schu]f Freien Lauf.' in Wilckes Übersetzung) um einen Rechtsbegriff ([Wilcke, 1999, pg. 85]).
Ich löste die Bande, hab gebracht freien Lauf.
A'n Gott håbt's Es gschlåcht, mi'm Geist zaum, a'm seinign.--
Mit seinem Geist habt den Gott ihr geschächtet.
Kaam, das's ihr Red daheart håbm,
Kaum dass sie ihre Rede erhörten,
då san's zu ihr zuwi, håbm ihra d'Fiass küsst:
eilten sie zu ihr, ihre Füße zu küssen:
Friarha håbm-ma Di d'Mami gruafm,
Wir haben haben Dich früher Mami gerufen,
[[do vo hiazt-au[n]]] megn ma Di d'Belet-kala-ili hoassn. [[d'Herrin-vo-ålle-de-Götta]]
doch es sei Belet-kala-ili [[Herrin–von–allen–Göttern]], Dein Name von nun an.
Drauf san's eini in's Haus vom Schicksoi,
Darauf betraten den Tempel des Schicksals
da Enki, mi'm Weitblick, d'afoahr'ne Mami.
Enki voll Weisheit, die erfahrene Mami.
Umgebm vo de Muataloab,###ENDNOTE ###
Wiar då d'Geburts-götta zaum woarn, -- Ich war festgefahren in der Vorstellung, dass hier im Haus/Tempel des Schicksals nur Mami/Nintu und Enki versammelt wären.
Doch wie mir Michael Jursa versicherte, läßt dieser Plural [sa-a]s-su-ra-˹a˺-tum (grammatikalisch) kein männliches Wesen zu.
Und so stelle ich mir die [sa-a]s-su-ra-˹a˺-tum als 'Stab', als Gefolgsfrauen der Mami vor.
Die Geburtsgottheiten versammelt,
håt er då in Loam g'staumpft vuar ihra,
stampfte er auf dem Lehm in ihrem Beisein,
und sie håt gsunga de Foarmin.
und sie sang dazu Formeln.
--. [...] ###FOOTNOTE ###Hier beginnt ein neuassyrisches Fragment, das mit den nachfolgenden Zeilen verbunden werden konnte: Zu ... //
[...] hi[n]-gwendt aun Enki. (bzw.:
Zu [...] //
[...] richtete sie ihr Wort an Enki ) -- Mehr in Endnote ###ENDNOTE ###
Die Übersetzung 'Ea, [seated before her] was prompting her' (wie sie sich in englischen Übersetzungen wiederfindet (z.B. [Foster, 2005, pg. 270]) will sich mir
nicht ganz erschließen: Enki war es, der Nintu die Schöpfung des Menschen zugetraut hatte, Nintu, die vorschlug, dass Enki den Lehm/die Erde reinigen und ihr zureichen möge, sollte dieses Werk Erfolg zeigen. Und auch wenn ich mir hier gemeinsam/abwechselnd gesungene Beschwörungen durchaus vorstellen könnte, möchte ich annehmen, dass
beide Gottheiten - gemeinsam und gleichberechtigt - ihre jeweiligen Aufgabe erfüllen.
Dass hier der Mensch (zudem: in beiderlei Geschlecht) durch das gemeinsame Wirken einer Göttin und eines Gottes erschaffen wird, scheint mir ein weiterer faszinierender Aspekt dieser Erzählung. Zwar finden wir häufig 'eine männliche und eine weibliche Ur-Kraft', von der die - durch eine siegreiche Revolte an die Macht gekommene - herrschende Generation der Götter abstammt ... doch ich kann mich an keinen Mythos erinnern, in dem ein gemeinsames Wirken einer Göttin und eines Gottes den Menschen als Mann und Frau hervorgebracht hätte.
Und so stellt sich die Frage, ob der - etwas frei formulierte - Satz in Nintus Klage 'Håt denn a Maunnsbüld mei Menschheit auf d'Wölt bråcht' nicht auch auf Schöpfungsgeschichten anspielen könnte, in denen der Mensch von einem männlichen Gott erschaffen wird und diese patriarchalen Schöpfungsmytheme - blicken wir auf die Situation, in der Nintu den Satz äußert - dabei 'sehr vernichtend' auf's Korn nimmt.
--. [...]
-- [...]
Wiar's då mi'm Enki gwen, so vuar ihra,
Wie sie da war, im Beisein von Enki,
håt d'Belet-ili g'sunga de Foarmin.
da sang Belet-ili die Formeln.
Und z'End' vo ihra Beschwörung,
Und am Ende ihrer Beschwörung
då spuckts in ihrn Loam a nu eini.
da spuckt sie hinein in den Lehm.
14 schene Breckal håt's nåcha å[b]-zupft.###FOOTNOTE ###
Es scheint mir unmöglich, die Doppeldeutigkeit von 'Bröckerl/Stücki' und 'Fötus' hier wiederzugeben - zu weit scheint 'des kloane brekkal' wie man über einen Säugling auch sagen könnte, das Stuck (oder Stück) (Wild) der Jägersprache von den loam-brekkaln/loam-stickal entfernt. - kirṣu (CAD K pg.411) : pinched-off, unformed matter (dough, clay, etc.); fetus
Vierzehn schöne Stücke hat sie davon gebrochen.
Siebm Breckal hi[n]-gstöllt zur Recht'n.
Sieben Stücke stellt sie zur Rechten
Siebm Breckal hi[n]-gstöllt zur Link'n.
Sieben Stücke stellt sie zur Linken.
in da Mitt vo eana håt's auf-gstöllt a'n Züagi;
Sie stellt zur Mitte den Ziegel.
Håt s'Schülf-messa
her-gricht, das
d'Nåwi-schnur
å[b]-schneidt.
Hat das Schilfmesser bereitet, das die Nabelschnur trenne.
Da a-foahrne Muataloab, da woase
Der erfahrene Mutterleib, der weise,
[und] siebm und siebene d'Muataloab.
und der Mütterleibe sieben und sieben.
Siebene gschåffm ois Mauna.
Sieben erschaffen als Männer.
Siebene gschåffm ois Weiba.
Sieben erschaffen als Frauen.
Da Muataloab schåfft so 'es Schicksoi.
Der Mutterleib schafft so das Schicksal. ###ENDNOTE ###So erschafft der Mutterleib Schicksal.
Zaum-bråcht håt er's -- zwoar und zwoar zaumma.###ENDNOTE ###
Anfangs war ich zu dieser Stelle nur auf Unsicherheiten gestoßen:
[Foster, 2005, pg. 270]: They will crown(?) them in pairs,
[Dalley, 1994, pg. 17]: He ...-ed them two by two.
'Mein' 'Zusammen-bringen/-suchen', ist eine kontext-basierte Auslegung, die auf keinerlei grammatikalischen oder lexikalischen Regel beruhen dürfte. Ich leite es von den unmittelbar darauffolgenden Regeln Mami's für die Menschheit ab - beeinflusst von kallatu, 'Schwiegertochter' und dem Eintrag 5.b. in [CAD, 2010, K, 80b] der beginnt mit 'in legal contexts' 1' in OB:'šumma awīlum ana mārišu É.GI4.A iḫirma :: if a man selects a wife for his son.[...]', über den ich (in meiner Verzweiflung) gestolpert war.
Schließlich fand ich ich bei Stefania Ermidoro [Ermidoro, 2017, pg. 124] die Übersetzung mit:
essi si uniranno a coppie - // essi si uniranno a coppie alla sua presenza.
/ (
Se wer[d]n-si zaum-toa[n], zwoa und zwoa zaumma. //
Se wer[d]n-si zaum-toa[n], zwoar und zwoar zaumma, vuar ihra. /
[Sie werden vereint sein in Paaren. //
Sie werden vereint sein in Paaren, in ihrem Beisein [i.e. 'im Beisein der Göttin'].
])
Es war vor allem meine Hoffnung in dieser Stelle einen weitern Hinweis für dieses gemeinsame Wirken von Belet-ili und Enki lesen zu dürfen, die mich abhielt, hier im 'Haupt-Text' Ermidoros Zeilen zu folgen.
Bestimmt für einander hat er sie, zwei und zwei jeweils.
Zaum-bråcht håt er's, zwoar und zwoar zaumma, vuar ihra.
Bestimmt für einander hat er sie, zwei und zwei jeweils, in ihrem Beisein.
--.
--.
--.
--.
De Röögin fiar d'Menschheit håt d'Mami då aufgstöllt:
Diese Regeln für die Menschheit legte Mami da fest:
Im Haus vo da Schwaungan, de's Kind kriagt ::
Im Hause der Schwangeren, wenn sie entbindet,
soi 7 Tåg laung a Loam-züagi gstöllt sei[n]
möge sieben Tage ein Lehmziegel stehen
und d'afoahrene Mami soi duart va-ehrt wer[d]n.
und die erfahrene Mami soll dort verehrt sein.
Juchazn soi d'Hebam, im Haus vo da Schwaungan,
Jubeln möge die Hebamme im Hause der Schwangeren,
so-wiar-da des Kind auf da Wöd is,
sowie das Kind auf der Welt ist,
de Muata sölba 's Kindl im Oarm hoidt.###FOOTNOTE ###
de Muata sölba si å[b]-trennt. -- Mehr in Endnote ###ENDNOTE ###[CAD, 2010, R, 137b]: ramu: u.a.: to caress; [CAD, 2010, R, 146a]]: to present, to grant, to deed an estate.
Sowohl [Dalley, 1994, pg. 17]: 'The mother of the baby shall sever herself' als auch [Foster, 2005, pg. 270]: 'Let the mother of the child separate(?) herself' scheinen die Interpretation eines Abschneidens der Nabelschnur zwar zu gestatten, lassen zugleich aber eine Lesart
zu,
nach der sich die Frau 'zurückziehen'(?) möge.
Doch nach Michael Jursa liegt in dem Zeitwort eine eindeutige Verbindung zum Gebären vor und Wolfram von Soden übersetzt die Stelle mit Wo immer eine Gebärende gebiert, eine Mutter von Kindern selbst entbindet([Soden, 1994, pg. 625]).
Später fand ich bei Speiser die Übersetzungen the mother herself suckles children (De Muata sölba de Kindt stü[ll]t) und May the mother of the child bring forth by herself. (Das då d'Muata sölba 's Kind fiar-bringa måg.) ([Speiser, 1950b, pg. 100]).
die Mutter selbst das Kindlein im Arm hält.
A Biarbal [...]
Das Büblein ...
zum Dirndl [...]
zum Mädchen ...
'es Diarndl [...]
Das Mädchen [...]
da Bersch zu-a'm Dirndl
Der Jüngling zum Mädchen
So nahm-a denn's Dirndl [...]
So nähm' er das Mädchen [...]
***
(kleine Textlücke?)
--.
[A Busn daher-wåxt am] Brustkorb [vo d'Menscha].
[[Eine Brust sich zeichnet]] am Brustkorb [des Mädchens],
??? [...] a Bartl si zoagt
ein Bärtlein sich zeigt,
auf d'Waungen vom Berschn.
auf den Wangen des Jungen.
In de Gärtn und auf d'Stråssn
In den Gärten und auf den Straßen
wer[d]n Gmoih und Gmachl si find'n.
werden Gemahl und Gemahlin sich finden.
Umgebm vo de Muataloab
Von den Mutterleiben umgeben
sitzt då d'Nintu
saß Nintu,
de d'Monat her-zöhlt;
wie sie die Monate her-zählt.
Im Haus drin vom Schicksoi, då ruaft's zehnte Monat.
Im Hause des Schickals, hat sie das zehnte Monat gerufen.
Und s'zehnte Monat is kema.
Und herbei kam das zehnte Monat.
De Tråcht-da-Herrin håt's au[n]-glegt.###ENDNOTE ###Eini is' gschloffm in's Zeremonien-Gwandl, -- Ich folge der Auslegung von Wilcke und Stol, die hier ein 'Anlegen eines Kleidungsstückes' lesen ('sie schlüpfte hinein' ... 'In pa-le-e sieht er ein hapax legomenon [etwas nur an einer einzigen Stelle belegtes] das von sum[erisch]. 'pala' 'Herrinnengewand' abzuleiten sei.' -- ([Shehata, 2001, pg. 78])
nach Foster: She ..., opened the womb(?) ([Foster, 2005, pg. 237])
Sie kleidete sich im Kleide der Herrin.
Vuar Freid und Glick håt ihr's Gsicht gstroiht.
Ihr Gesicht erstrahlte, vor Freude und Glück.
Ihrn Kopf håt's bedeckt,
Sie bedeckte ihr Haupt,
da Hebam ihr Werk taun.
tat der Hebamme Werk.
a'n Giartl si###ENDNOTE ###
Es dürfte allgemein umstritten sein, ob der Gürtel um die Hüfte der Gebärenden gelegt wird oder ob die Hebamme, in diesem Fall Belet-ili, sich gürtet. Ich entscheide mich für letzteres, denn wir haben es ja immer noch mit den 'loam-brekkal' (kirṣu) zu tun, auch wenn diese nun 'herangereift' sein mögen.
um-g'schnoit,
Sie gürtete sich,
a'n Segn gebm.
gab den Segen.
A Kroas aus Möhl, und z'Mitt-drei[n] a Züagi:
Ein Kreis aus Mehl und zur Mitte ein Ziegel.
I söwa hå(b)'s g'schåff'm, g'måcht håt's mei Händ!
Ich selbst hab's geschaffen, meine Hand hat's gemacht.
Juchazn soi d'Hebam, im Haus vo da Frau de geborn håt
Jubeln möge die Hebamme im Hause der Frau, die entbunden
so-wiar-da des Kind auf da Wöd is,
sowie das Kind auf der Welt ist,
de Muata sölba 's Kindl im Oarm hoidt.
die Mutter selbst ihr Kindlein im Arm hält.
9 Tåg måg duart'n a Loam-züagi g'stöllt sei[n],
Neun Tage mög' dort ein Lehm-Ziegel stehen
und g'eehrt wer[d]n da Muataloab, d'Nintu.
und verehrt sein, der Mutterleib, Nintu.
In d'Taag wo's a Maunn und a Frau san
In den Tagen wo sie werden zu Mann und zu Frau,
in [... [[ d'Taag ]] ... ] wo [ ... [[duart d'Nintu(?)]] ... ] va-ehrt wird[,]
in [[... [den Tagen[?]] ...]] wo [[ ... [dort Nintu[?]] ... ]] verehrt wird.
hoassts d'Mami oiwei ihr Herrin.
Heißt Mami all'zeit ihre Herrin!
Oi-wei ehrt's an Muataloab! - Oi-wei rühmt's Kesch!###ENDNOTE ###Kesch war das Heiligtum, der Tempel-Ort (der Ort des Hauses) von Mami / Belet-ili / Nintu.
-- Der schlechte Erhaltungszustand dieser Zeile, so Ermidoro, macht ein sicheres Lesen der Zeichen unmöglich. Und so liest sie hier nicht Kesch sondern (Schilf-)Matte: 'Ohn' Untalåss soi (de Frau) betn zur Mami, eanara [...] //
ihr Gebet måg's richtn zum Muataloab
[/'zur Muttergöttin'/] ohn' Untalåss // und ausbroatn d'Schülfmattn.'
((La donna) invochi continuamente Mami, la loro [...], // rivolga senza sosta le sue preghiere alla dea madre, // e stende una stuoia. - [Ermidoro, 2017, 90]). -
Ehrt immer den Mutterleib! All'zeit rühmt Kesch!
Im Haus drin, im Bett, waun's ea[n] g'richt is,
In ihrem Hause, im Bett, wenn's ihnen gerichtet,
megnt d'Frau und ihr Maun a-naund' find'n.###ENDNOTE ###eigentlich: mögen der Mann und die Frau einander finden.
mögen die Frau und der Mann einand' finden.
Am Tåg wiars a Maun und a Frau san,
So wie sie ein Mann, eine Frau sind,
måg im Hochzeitshaus d'Ištar va-ehrt wer[d]n.
möge im Hause Ischtar verehrt sein.
9 Tåg soi duart s'Juchazn z'hearn sei,
Neun Tage soll dort ein Jubeln zu hören sein
und d'Ištar megn's hoassn d'Išḫara.
und Ischtar mögen sie heißen Ischchara.
[...[[Wiar's zuwa-kimmt(?)]]...] d'Zeit vom Schicksoi###FOOTNOTE ###Nach Ermidoro: Quando [...], nel momento predestinato // [...] mi chiamino [...] (Wauns [...], zur Zeit so wiar's bstimmt is // [...] mi ruafm(/mi hoassn) [...] / Wenn [...], zum vorbestimmten Moment // [...] mich nennen(/mich rufen) [...]) [Ermidoro, 2017, pg. 90]
[...[[wenn herbeikommt(?)]]...] die Zeit des Schicksals,
[...] [[då]] megn si's hoassn [...]
[...] [[so]] mögen sie's nennen [...]
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Da Mensch [...]
Ein Mensch ...
reinign d'Behausung...
... reinigen die Behausung...
da Bua zu sei'm Våttan ...
... der Sohn zu seinem Vater ...
--.
san's [[zaum-]]g'sessn [[?und?]] [...]
sie saßen [[zusammen]] und ...
[er] woar's, der's trågn håt [...].
er hat's getragen ...
Wiar-a's da-siagt [...]
Als er es sah ...
Enlil [...]
... Enlil ...
Då nehman's [ ... ]
...da nahmen sie ...
Neiche Schaufin und Kraumpm håbm's gmåcht ghåbt,
Neue Schaufeln und Krampen fertigten sie,
håbm d'Kaneul gråbm, de machtign,
gruben Kanäle, so mächtig,
a'n Menschn z'da-nährn, [de Götta] z'da-hoid'n.
den Menschen zu nähren, [den Göttern] zum Unterhalt.
--.
--.
--.
[...] de ean'rign.
... die ihren
[...] eana.
... ihnen
--.
[...] de Menschn
... die Menschen
--.
(?)håbm se's ghoassn(?)
[...] hießen Sie's
... håt's hi[n]-bråcht ###ENDNOTE ###håt's hi[n]-gstöllt / hi[n]-g'setzt vuar ihra ...
... stellte sie vor sich hin
--.
... um Kindt z'kriagn###ENDNOTE ###Ich möchte zu diesem Wort alādu eine Stelle zitieren, auf die ich im Wörterbuch stieß, die mir zu diesem gerade erst erschaffenen Menschen, der nun gebären soll, sehr passend scheint: [CAD, 2010, A1, pg. 289b]: idnamma šamma ša a-la-di kullimannima šamma ša a-la-di biltī usuḫma šuma šukanni 'give me the plant of childbearing, show me the plant of childbearing, remove my [worry (lit.] burden [)], establish a lineage for me' (reich-ma de Pflaunzn zam Kindt-kriagn, zoag-ma de Pflaunzn zam Kindt-kriagn, d'Låst de nimm vo mir, gib-ma a Erb-foig)
[...] zu gebären.
Da Muataloab tuat si auf und bringt d'Kindt fiar.
Der Mutterleib offen, bringt Kinder hervor.
Då woarn-da nu koane 600 Joahr umi.
Keine 600 Jahre waren vergangen.
s'Laund, des is z'gross woarn, z'vül' san de Leit gwen.###ENDNOTE ###
[Soden, 1994, pg. 629]: da wurde das Land immer weiter, (und) die Menschen wurden immer mehr.
[Millard, 1967, pg. 11]: The inhabited Land had expanded, the people had multiplied,
Das Land war zu weit, die Menschen zu viele.
S'Laund, wiar de Stier håt's då brüllt g'håbt.
Das Land, es brüllte wie Stiere.
Bei eanam Würbi då reisst's a'n Gott her.###ENDNOTE ###(vuar Ohnmåcht und Zuarn).
--
Das ursprünglich verwendete vor Angst trifft jenes unsägliche Gefühl der Ohnmacht, Verzweiflung, Wut und Hilflosigkeit nur von weitem, das sich einstellt, wenn man einem schlafraubenden, von Menschen verursachten Lärmen ohne Unterlass ausgesetzt ist...
Michael Jursa erklärte mir dieses Verb adāru als Angst-haben, Zorn-haben, aber auch als etwas, das sich auf Gewitter beziehen kann.
Bei ihrem Lärm erschaudert der Gott [[vor Ohnmacht und Zorn]].
Eana Gschroa muass Enlil si au[n]-hearn.
Ihr Geschrei muss Enlil da anhöhren.
Enlil ruaft ei[n] sei Vasaummlung,
Enlil berief die Versammlung,
er sågt, zu de Götta, de machtign:
er sagte zu den mächtigen Göttern:
[ Z'vü[l] is's , ] 'es Gschroa vo de Menschn.
[Mir ist es zu viel], das Geschrei dieser Menschen.
Bei eanam Gschroa reisst's mi her,
Ihr Geschrei läßt mich beben [[vor Ohnmacht und Zorn]],
i findt bei ean' Wüarbi koan Schlåf mehr.
ich finde über ihrem Lärm keinen Schlaf mehr.
A Frost-wind-Seichn schickts ma auf ea[n] hi[n].
Schickt eine Frostwindseuche auf sie hin.
Schaut's zua, das ausbricht a Fiawa,
Seht zu, dass ausbricht ein Fieber,
das Namtaru [[d'Aunsteckung]] es Gschroa, 's ea[n]ri[g]', å[b]-schwächt.
dass Namtaru ((die Ansteckung)) ihr Geschrei ihnen schwäche.
Es måg wiar da Eis-wind üwa-ea[n] kema
Wie der Eiswind mög's über sie fallen:
Fiawa, Kopfweh, s'Fröstln, de Pest.###ENDNOTE ###
Jede Bezeichnung einer Krankheit stellt zugleich auch immer den (Namen des) Dämons dar, der diese Krankheit (mit-sich-)bringt, personifiziert. (Nach Michael Jursa)
Fieber, Kopfweh, ein Frösteln, die Pest.
G'schickt håbm's auf eana a Kraunkheit,
Und sie schickten auf sie hin ein Fieber,
då woars å[b]-gschwächt - ea[n] Gschroa - vo Namtaru.
da war es geschwächt, ihr Geschrei, durch Namtaru.
So wiar da Eis-wind is('s) üwa-ea[n] kema:
Es fiel über sie wie der Eiswind:
s'Fiawa, s'Kopfweh, a Fröstln, de Pest.
Fieber, Kopfweh, ein Frösteln, die Pest.
Und då woar-da a gwissa Atramhasis,###ENDNOTE ###
Atramḫasis bedeutet so viel wie 'Der-Überaus-Weise', in einem wörtlicheren Sinn: 'Der-mit-den-großen-Ohren'
Und da war ein gewisser Atramhasis.
Sei Gott woar Enki, [sei] Ohr [woar eam offm].
Sein Gott war Enki, [sein] Ohr [war ihm offen].
Er wuart redn mit sei'm Gott
Sprechen würde er zu seinem Gott,
und sei Gott, der redat mit eam a.
und sein Gott, der spräche zu ihm auch.
Atramhasis håt drauf-hi[n] sei Stimm g'riart,
Atramhasis hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu Enki sei'm Moasta:###ENDNOTE ###belu: eigentlich Herr, Herrscher (Fürst, König)...
er sagte zu seinem Herrn Enki:
Mei Herr, de Menschn, se stöhnan, se jamman,
Mein Herr, die Menschen, sie stöhnen, sie jammern,
d'Kraungheit, de'st gschickt håst, vaschlingt s'gaunze Laund.
die Krankheit, die Du sandtest, verschlingt noch das Land.
Enki, Herr, de Menschn, se stöhnan, se jamman;
Enki, Herr, die Menschen, sie stöhnen, sie jammern;
de Kraungheit vo d'Götta vaschlingt nu 'es Laund.
die Krankheit der Götter verschlingt noch das Land.
s'håbt's Es uns do g'schåffm:
Ward Ihr's doch, die uns erschaffen:
Soi denn koa End sei: a'm Fiawa, a'm Kopfweh, a'm Fröstln, da Pest.
ist denn kein Ende: dem Fieber, dem Kopfweh, dem Frösteln, der Pest.
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm g'riart,
Enki hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu a'm sein' Diena:
er sagte zu seinem Diener:
d'Öltest'n, d'Haus-vuarständ',###ENDNOTE ###
Ålle åcht Haus-Vuarständ! //
Ölteste, ålle åchte!
Die Haus-vorstände, die Ältesten,
in d'Haisa tat's kund, wiar da Råt laudt.###FOOTNOTE ###
Benjamin R. Foster (der diese Stelle mit 'Summon(?) the elders // At the usual time in your house.)' übersetzt) erwähnt in einer Fußnote, dass der Sinn unklar ist, und eine Übersetzung rein hypothetisch ([Foster, 2005, pg. 239]). --
Ich orientiere mich an der Übersetzung von Giovanni Pettinato ('contate nella casa vostra il (saggio) consilio') (zit. nach [Shehata, 2001, pg. 92]).
gebt Kunde vom Rat in all Euren Häusern.
Låsst's de Heroid uma vakünd'n,
Heißt die Herolde ringsum verkünden,
ea[n] hoassn, das's staad wuart, im Laund.###FOOTNOTE ###
etwas wörtlicher:
s'Gschroa soi vastumma im Laund. - oder aber: Muarts an Wüarbi soin's au[n]-schlågn im Laund. --
Denn Claus Wilcke sieht hier : abermals ein Wortspiel, denn
šapû „massig, laut werden“
ist quasi homonym mit
šapû „schweigen“
([Wilcke, 1999, pg. 87f.]).
sie gebieten, dass es still wird im Land.
Ned va-ehrt's Eich're Götta,
Nicht verehrt Eure Götter,
zu Eichane Göttinnen, bedt's ned!
zu Euren Göttinnen betet nicht.
Namtaru d'seinige Tiar suachts,
Doch suchet Namtarus Türe,
bringt's eam de båchanen Loab doar.
bringt ihm gebackene Laibe.
Am Möhl-opfa måg-a sei Freid håbm.
Am Mehl-Opfer mög' er sich freuen.
--.
Måg-a b'schaamt vo de Gåbm sei'.
Mögen ihn die Gaben beschämen.
Måg-a z'ruck-ziagn sei Haund.
Mög' er zurückziehen die Hand.
Atramhasis håt au[n]-gnuma d'Woasung,
Atramhasis nahm entgegen die Weisung,
håt d'Öltestn gruafm, hi[n] vuar sei[n] Tiar.
die Ältesten rief er vor seine Türe.
Atramhasis håt drauf-hi[n] sei Stimm g'riart,
Atramhasis hob darauf seine Stimme,
g'sågt håt-a zu de Öltestn:
zu den Ältesten sagte er da:
Ölteste, Haus-vuarständ,
Hausvorstände!, Älteste!,
In d'Haisa tat's kund, wiar da Råt laudt
Gebt Kunde vom Rat in all Euren Häusern.
Låsst's de Heroid uma vakünd'n,
Heißt die Herolde ringsum verkünden,
ea[n] hoassn, das's staad wuart, im Laund.
sie gebieten, dass es still wird im Land.
Ned va-ehrt's Eich're Götta,
Nicht verehrt Eure Götter,
zu Eichane Göttinnen, bet's ned!
zu Euren Göttinnen betet nicht.
Namtaru d'seinige Tiar suachts,
Doch suchet Namtarus Türe,
bringt's eam de båchanen Loab doar.
bringt ihm gebackene Laibe.
Am Möhl-opfa måg-a sei Freid håbm.
Am Mehl-Opfer mög' er sich freuen.
Måg-a b'schaamt vo de Gåbm sei'.
Mögen ihn die Gaben beschämen.
Måg-a z'ruck-ziagn sei Haund.
Mög' er zurückziehen die Hand.
De Öltestn håbm auf sei Wort g'heart,
Die Ältesten befolgten die Worte.
Namtaru håbm's in d'ean Stådt drin
Für Namtaru erbauten sie
aufbaut a'n Tömpi.###ENDNOTE ###Das Wort bitu steht sowohl für 'Haus', als auch für 'Tempel' ('das Haus des Gottes', das Gotteshaus).
in ihrer Stadt einen Tempel.
Uma håbm's ausgschickt de Heroid,
Die Herolde sandten sie aus:
håbm's g'hoassn, das's staad wuart, im Laund.
sie geboten, dass es still wird im Land.
Ned va-ehrt håbm's d'ean' Götta,
Nicht verehrten sie ihre Götter,
ned zu d'ean Göttinnen bedt håbms.
zu ihren Göttinnen erklang kein Gebet.
Namtaru vuar d'Tuar hi[n], de seine,
Hin vor Namtarus Türe
bringans de båchanen Loab doar.
brachten sie gebackene Laibe.
Am Möhl-opfa håt-a sei Freid g'håbt.
Am Mehl-Opfer hatte er Freude.
Vo de gååbm is-a b'schaamt g'wen.
[[Und]] beschämt von den Gaben,
Sei Haund ziagt-a zruck.
zieht die Hand er zurück.
Namtaru håt eana valåssn.
Namtaru hat sie verlassen.
[[s. I.415 (Aviii 26)]]
s. I.415 (Aviii 26)
--.
Z'ruck woarn de Tåg, wo's ea[n] guat geht,
Die Tag' ihres Wohlergehens waren zurück.
auf-g'lebt håt a eana Gschroa,
Aufgelebt hat auch ihr Geschrei.
Im G'sicht is ea[n] wieda a Foarb g'wen.
Wieder erstrahlten ihre Gesichter.
[...] und z'leb'm
[...] und zu leben
Da Muataloab tuat si auf und bringt d'Kindt fiar.
Der Mutterleib, offen, bringt Kinder hervor.
[Kolophon?]:Då woarn-da nu koane 12-hundat Joahr umi,
Keine zwölf-hundert Jahre waren vergangen.
--
Unterschrift Aviii 26
416
Erste Tåfi vo in d'Taag wo de Götta Mensch woarn
Tafel 1 von inūma ilū awlīlum
416 Zeuln sans
416 Zeilen
vom Ipiq-Aja, a'm Schreibas-Gsöll
durch Ipiq-Aja, Junior-Schreiber
im erstn Monat, am 21. Tåg
Im ersten Monat, den 21. Tag
wiar Ammī-ṣadūqa da Kini(g)
als Ammiṣaduqa König
a Statue aufgstöllt,
de eam zoagt
wiar-a s'Opfa-Lampi zur Brust hoidt
eine Statue von sich errichtet, die ihn zeigt, wie er das Opferlamm zur Brust hält
und a Gebedt sågt.
und ein Gebet spricht.
Då woarn-da nu koane 12-hundat Joahr umi.
Keine zwölf-hundert Jahre waren vergangen.
s'Laund, des is z'gross woarn, z'vül' san de Leit gwen.
Das Land war zu weit, die Menschen zu viele.
S'Laund, wiar de Stier håt's då brüllt g'håbt.
Das Land, es brüllte wie Stiere.
Hergrissn håt's an Gott, beim Wüarbi vo eana.
Bei ihrem Lärm erbebt der Gott [[vor Ohnmacht und Zorn]].
Enlil muass ea[n] Gschroa si då au[n]-hearn.
Ihr Geschrei muss Enlil da anhöhren.
Enlil ruaft ei[n] sei Vasaummlung,
Enlil berief die Versammlung.
er sågt zu de Götta, de machtign:
Er sagte zu den mächtigen Göttern:
Namtaru schickt's-ma ned numoi auf ea[n]-hi[n],
Namtaru schickt nicht nochmals auf sie hin.
weniga ned, do gråd-a-so vü[l] ois wiar's z'erst woarn, san d'Leit.
Nicht weniger, doch gerade so viele wie einst sind die Menschen.
Mi reisst's her beim Gschroa vo de Menschn,
Das Geschrei dieser Menschheit bringt mich zum Beben.
i findt bei ean' Wüarbi koan Schlåf mehr.
ich finde über ihrem Lärm keinen Schlaf mehr.
Vo da Menschheit nehmt's ålle Noahrung!
Schneidet sie ab von aller Versorgung:
gegn ean' Hunga soi, wås wåxt, nimma glaunga.
Für ihren Hunger soll, was wächst, nicht genügen.
Låsst's [[an Weda-Gott]] Adad sein Regn vo ea[n] nehma!
Es möge ihnen ((der Wettergott)) Adad seinen Regen entziehen,
Es soi nix mehr fliassn:
Nichts möge mehr fließen
nix rinna in d'Bründl!
in ihre Brunnen.
Und låsst's Wind los,
Schickt Winde auf sie,
das's ea[n] d'Erd' nu va-waaht wuart!
dass die Erde verweht wird.
Låsst's Woikn schwaar auf-ziagn,
Lasst Wolken sich sammeln,
do regna koan Regn!
doch Regen nicht regnen.
Es måg ea[n] s'Laund nix mehr å[b]-gebm;
Nichts möge das Feld mehr tragen.
ea[n] i'n Busn vaschliassn, d'Nisaba [[, d'Göttin vom Troad]].
Ihren Busen verschließe Nisaba [[die Göttin des Korns]].
Koa Freid måg mehr üwa ea[n] kema;
Keine Freude mehr mag über sie kommen,
Låsst's ea[n] [...] z'maaht sei [[und letschat]].
Lasst ohne Antrieb sie sein [...]
Ned låsst's [...]
Nicht lasst sie ...
--.
De dumpan Földa megn foib wern,
Lasst die dunklen Felder erbleichen,
's Flåchlaund, es broade, vasoizn.
das Flachland, das weite, versalzen.
Röbelliern soi da Loab vo da Erd'n,
Es rebelliere der Leib der Erde:
koa Pflanzl låssts spriassn, fett wern koa Schafi.
Keine Pflanze soll sprießen, kein Schaf werde fett.
's måg a Kraunkheit si üwa de Leit legn,
Über die Menschen lege sich eine Krankheit,
wo si da Muataloab vaknodt, Kindt koans auf d'Wölt bringt wiar's sei[n] soi.
durch die der Mutterleib sich verknote, kein Kind mehr zur Welt bringt, wie's sein soll.
Vo de Leit håbm's g'numa de Noahrung,
[[Und]] sie schnitten sie ab, von aller Versorgung.
håt gegn ean' Hunga ned glaungt, wås d'Erd'n ea[n] gibt.
Ihren Hunger konnte, was wächst, nicht mehr stillen.
Drobman hoidt Adad sein Regn zruck.
Im Himmel hielt Adad zurück seinen Regen,
oiss zuar is nåch drunt-hi[n]: koa Wåssa fliasst in de Bründl.
in der Tiefe war alles verschlossen, nichts floss in die Brunnen.
Es måg s'Laund ea[n] nix å[b]-gebm:
Es mochte das Feld nichts mehr tragen.
i'n Busn vaschliasst ea[n] d'Nisaba.
Ihren Busen verschloss die Nisaba.
De dumpan Földa san foib wor[d]n,
Die dunklen Felder sind farblos,
's Flåchlaund, es broade, vasoizn.
das Flachland, das weite: versalzen.
Röbelliert håt da Loab da Erd'n:
Es rebellierte der Leib der Erde:
koa Pflanzl spriasst fiara, fett wird koa Schafi.
Keine Pflanze mehr sprießt, kein Schaf wird mehr fett.
Hoamgsuacht san d'Leit vo a Kraunkheit,
Eine Krankheit kam über die Menschheit,
wo si da Muataloab vaknodt,
Kindt koans auf d'Wölt bringt wiar's sei[n] soi.
bei der sich der Mutterleib verknotet, kein Kind mehr zur Welt bringt, wie's sein soll.
--.
[...] håt('s) hintalåssn.
[...] hinterließ er [?es?].
[ ... ] geht's umi
... ging vorüber
Atramhasis spricht zu Enki (Die Stelle ist sehr fragmentarisch):
[...] zu a'm sei'n Moasta:
[...] zu seinem Herrn
[...] um z'vaderb'm
[...] um zu verderben
[...] eana Oarwat(?)[/ea[n] Nåchricht(?)]
[...] ihre Arbeit(?)[//die Nachricht von ihnen(?)]
[...] da Fluss(?)
[...] der Fluss(?)
[...] håt gruafm.
[...] hat gerufen.
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm g'riart,
Enki hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu a'm sein Diena:
er sagte zu seinem Diener:
Ausgredt is's wordn. D'Vasaummlung is umi.
Es ist ein Urteil gefunden -- Die Versammlung vorüber. ###ENDNOTE ###Es ist ein Urteil gehört, -- Die Versammlung fand statt.
Auf an Eid san d'Götta si einig.
Auf einen Eid sind die Götter sich einig.
D'Öltestn, d'Haus-vuarständ,
Die Hausvorstände, die Ältesten:
in d'Haisa tat's kund, wiar da Råt laudt.
gebt Kunde vom Rat in all Euren Häusern.
Megnt d'Heroid uma vakünd'n,
Mögen die Herolde ringsum verkünden,
megns hoassn, dass staad wuart, im Laund.
das Geschrei mög' verstummen im Land.
Ned va-ehrt's Eich're Götta,
Nicht verehrt Eure Götter,
zu Eichane Göttinnen bedt's ned!
zu Euren Göttinnen betet nicht.
A'm Adad de seinige Tiar suachts,
Von Adad sucht die Türe,
bringt's eam de båchanen Loab doar.
bringt ihm gebackene Laibe.
Am Möhl-opfa måg-a sei' Freid håbm.
Am Mehl-Opfer mög' er sich freuen.
Måg-a b'schaamt vo de Gåbm sei'.
Mögen ihn die Gaben beschämen.
Måg-a z'ruck-ziagn sei Haund.
Mög' er zurückziehen die Hand.
Eini in d'Friah måg-a sorgn fiar a'n Nöwi,
In der Frühe, da sorg' er für Nebel,
dass si legt, måg-a d'Sorg trågn,
dass sich legt, trag' er Sorge,
a Tau üwa d'Nåcht.
ein Tau, über Nacht.
s'Föld, wiar [[oana der gibt oi-wei[l] wieda,]]###FOOTNOTE ###
Eigentlich: Das s'Föld wiar-a Diab des Neinfåche tråg'n måg. -- Damit das Feld wie ein Dieb das Neunfache trage.
-- Mehr in Endnote ###ENDNOTE ###
Eini in d'Friah måg-a sorgn fiar a'n Nöwi, //
måg üwa d'Nåcht hoamli[ch] schaun, das a Tau foit.//
Das's Föld, wiar-a Diab, des Nei[n]fåche [jB: s'Doppite] tråg'n måg.//
/
(In der Frühe, da sorg' er für Nebel, //
über Nacht sorg' er heimlich dass Tau fällt. //
Damit das Feld wie ein Dieb das Neunfache [jB: das Doppelte] trage.) -- Denn Adad sollte hier eigentlich ein 'heimliches Wirken' zugeschrieben werden. Schließlich bedeutet das Wort šarrāqu, das in dieser Zeile verwendet wird, ja auch Dieb (durch die Verdoppelung des zentralen Konsonanten, so erklärte es mir Michael Jursa, stellt es eine Handlung dar, die wiederholt oder gewohnheitsmäßig ausgeführt wird. - in diesem Falle: zu stehlen, šarāqu). Und doch möchte ich hier auf alle Heimlichkeit im Handeln Adads verzichten. Denn keinesfalls widersetzt er sich damit einem (wörtlich genommenen) Befehl Enlis, 'keinen Regen zu schicken'. Und auch wenn es kein Wort gibt, das ein Immer-wieder-Geben bezeichnen (oder belegen) würde und eine Doppeldeutigkeit somit auszuschließen ist, war es gerade diese 'grammatikalische Erklärung' Michael Jursas, die mich letzlich dazu verleitet, an dieser Stelle der Versuchung dieser Abweichung zu erliegen.
šarāku: to make a votive offering, to dedicate; to give a present; to bestow ... [CAD, 2010, Shin2, 40b]
šarāqu: steal [CAD, 2010, Shin2, 53] -- [CAD, 2010, Shin2, 57]: be ready(?) (nur stativ belegt)
šarrāku: '(a class of persons)' [CAD, 2010, Shin2, 68a]
šarrāqu: thief [CAD, 2010, Shin2, 70b]
Diese Zeilen finden sich übrigens - nur leicht abgewandelt (wieder mit Dieb/šarrāqu) - auch in einer (späteren) Sammlung von Beschwörungen/Anrufungen (im Fragment K 761). (vgl. [Lambert et al., 1999, 27f.]).
Die Ähnlichkeit dieser Stellen ist so frappierend, dass man hier wohl nur mit Lambert-Millard ein direktes Zitat aus dem (verschriftlichten) Atramhasis-Epos sehen kann, und eine 'Abkoppelung' in eine 'eigenständige mündliche Überlieferung
als Beschwörung' auszuschließen sein dürfte. .
måg's s'Nei[n]fåche tråg'n.
Das Feld, [[wie einer der gibt immer wieder,]] möge das Neunfache tragen.
Atramhasis håt au[n]-gnuma d'Woasung
Atramhasis nahm die Weisung entgegen,
håt d'Öltestn gruafm, hi[n] vuar sei Haus.
die Ältesten rief er hin vor sein Haus.
Atramhasis håt drauf-hi[n] sei Stimm g'riart,
Atramhasis hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu de Öltestn:
zu den Ältesten sagte er da:
Ausgredt is's wordn. D'Vasaummlung is umi.
Es ist ein Urteil gefunden -- Die Versammlung vorüber. ###ENDNOTE ###Es ist ein Urteil gehört, -- Die Versammlung fand statt.
Auf a'n Eid san d'Götta si einig.
Auf einen Eid sind die Götter sich einig.
Megtn d'Heroid uma vakünd'n,
Mögen die Herolde ringsum verkünden,
megns hoassn, das's staad wuart, im Laund.
das Geschrei mög' verstummen im Land.
Ned va-ehrt's Eich're Götta,
Nicht verehrt Eure Götter,
zu Eichane Göttinnen bedt's ned!
zu Euren Göttinnen betet nicht.
A'm Adad de seinige Tiar suachts,
von Adad sucht die Türe,
bringt's eam de båchanen Loab doar.###ENDNOTE ###
Ich halte die von George/Rawi aufgeworfene (dann aber als Fehler des Schreibers dargestellte) Bemerkung, keinesfalls für unerheblich, dass in Zeile Si v 12 die Graphie des ex(WE)-pi-tam 'an die verschiedenen Schreibungen von E/ex(WE)-ṭe-em-mu [erinnern würde]' ([Shehata, 2001, pg. 104]).
-- Selbst wenn hier eine Unabsichtlichkeit des Schreibers dahinter stecken sollte, so wäre es
immer noch
interessant, dass dieser 'Schreibfehler' ausgerechnet an einer Stelle auftreten kann,
an der sich der Mensch dem Plan Enlils widersetzt und seinen Selbsterhalt dem göttlichen Willen vorzieht
('Wei aun sei'm Zeichn wirst a'n Menschn dakena.').
bringt ihm gebackene Laibe.
Am Möhl-opfa måg-a sei Freid håbm,
Am Mehl-Opfer mög' er sich freuen.
Måg-a b'schaamt vo de Gåbm sei'.
Mögen ihn die Gaben beschämen.
Måg-a z'ruck-ziagn sei Haund.
Mög' er zurückziehen die Hand.
Eini in d'Friah måg-a sorgn fiar-a'n Nöwi,
In der Frühe, da sorg' er für Nebel,
dass si legt, måg-a d'Sorg trågn,
dass sich legt, trag' er Sorge,
a Tau üwa d'Nacht.
ein Tau über Nacht.
s'Föld, wiar [[oana der gibt oi-wei[l] wieda,]] måg's s'Nei[n]fåche tråg'n.
Das Feld, [[wie einer der gibt immer wieder,]] möge das Neunfache tragen.
De Öltestn håbm auf sei Wort g'heart.
Die Ältesten befolgten die Worte.
Fiar'n Adad håbm's in d'ean' Stådt baut a'n Tömpi.
Für Adad erbauten sie in ihrer Stadt einen Tempel.
Ausgschickt håbm's uma de Heroid,
Die Herolde haben ringsum verkündet:
håbms ghoassn, das's staad wuart, im Laund.
Das Geschrei, es verstumme im Land.
Ned va-ehrt håbm's d'ean' Götta,
Nicht verehrten sie ihre Götter,
ned zu d'ean' Göttinnen bedt håbms.
zu ihren Göttinnen erklang kein Gebet.
Håbm Adad de seinige Tiar gsuacht,
Hin vor die Türe von Adad
bringan eam d'båchanen Loab doar.
brachten sie gebackene Laibe.
Am Möhl-opfa håt a sei Freid g'håbt.
Am Mehl-Opfer fand er Gefallen.
Vo de gååbm is-a b'schaamt g'wen.
Er war beschämt von den Gaben,
Sei Haund ziagt-a z'ruck.
zog zurück seine Hand.
Eini in d'Friah håt-a gsuargt fiar-a'n Nöwi,
In der Frühe, da sorgt' er für Nebel,
dass si legt, håt-a d'Sorg trågn,
dass sich legt, trug er Sorge,
a Tau üwa d'Nåcht.
ein Tau, über Nacht.
s'Föld, wiar [[oana der gibt oi-wei[l] wieda,]] håt s'Nei[n]fåche trågn ghåbt.
Das Feld, [[wie einer der gibt immer wieder,]] hat neunfach getragen.
Adad håt eana valåssn.
Adad hat sie verlassen.
Im Gsicht is ea[n] wieda a Foarb gwen.
In ihre Gesichter kam wieder die Farbe.
Aufg'lebt håt a eana Gschroa.
Aufgelebt hat auch ihr Geschrei.
Z'ruck woarn de Tåg, wo's ea[n] guat geht.
Ihre Tage des Wohlergehens kehrten zurück.
Da Muataloab tuat si auf und bringt d'Kindt fiar.
Der Mutterleib offen, bringt Kinder hervor.
Då woarn da nu koane 18-hundat Joahr umi.
Keine achtzehn-hundert Jahre waren vergangen.
s'Laund, des is z'gross woarn, z'vül' san de Leit gwen.
Das Land war zu weit, die Menschen zu viele.
S'Laund, wiar de Stier håt's då brüllt g'håbt.
Das Land, es brüllte wie Stiere.
Bei ea[n]' Gschroa reisst's a'n Gott her.
Bei ihrem Geschrei erbebte der Gott [[vor Ohnmacht und Zorn]].
Enlil ruaft ei[n] sei Vasaummlung,
Enlil berief die Versammlung,
er sågt zu de Götta, de machtign:###ENDNOTE ###
Im erhaltenen (jungbabylonischen) Fragment steht eigentlich håt gsågt, zu de Götta, d'sein Kinda: --
ich erlaube mir hier 'rabutum' zu wählen, wie es auf den altbabylonischen Tafeln in Zeile 6 (der ersten Spalte) der zweitten Tafel verwendet wird (i.e. in den Zeilen Bi 6, Di 6). Denn auch dort findet sich in den jüngeren Quellen das Wort 'Kinder'.
er sagte zu den mächtigen Göttern:
Mi reisst's her, beim Gschroa vo de Menschn.
Das Geschrei dieser Menschheit bringt mich zum Beben.
I findt bei ean' Wüarbi koan Schlåf mehr.
Ich finde über ihrem Lärm keinen Schlaf mehr.
Mei Beföhl: das Anu wåcht üwa'n Adad und drobman.###ENDNOTE ###
Nach der Übersetzung von Claus Wilcke. Eine andere gängige Übersetzung wäre:
Da Beföhl ward, das Anu und Adad nåch drobman hi[n] d'Wåch håbm,
Mein Befehl: dass Anu wache über Adad und droben,
Sin und Nergal wåchant üwa, d'Erd'n
dazwischn,###ENDNOTE ###'die Erde dazwischen': die Erde, die zwischen dem Himmel und dem Absu liegt.
Alternativ: ... då drunta.
Sin und Nergal wachen, über die Erde dazwischen.
Üwa'n Rüügi zum Meer hi[n], der's å[b]-hoidt
Den Riegel, zum Meer, der es abhält,
måg Enki de Wåch håbm, zaum mit d'sein Laḫmu [[, d'sein' hoarig'n Höldn]].
möge Enki bewachen, mit seinen Laḫmu [[, den haarigen Helden]].
Draust da Beföhl: Anu wåcht üwa'n Adad und drobman.
Und so ist es befohlen: Anu wacht über Adad und droben,
Sin und Nergal wåchant üwa d'Erd'n
dazwischn,
Sin und Nergal bewachen die Erde dazwischen,
Üwa'n Rüügi zum Meer hi[n], der's å[b]-hoidt,
Der Riegel, zum Meer, der es abhält,
håt Enki de Wåch ghåbt, zaum mit d'sein Laḫmu.
wird von Enki bewacht, mit seinen Laḫmu.
Im Hümmi hoidt Adad sein Regn z'ruck,
Im Himmel hält Adad zurück seinen Regen;
oiss zuar is nåch drunt-hi[n]: koa Wåssa fliasst in de Bründl.
nach der Tiefe hin: alles veschlossen - kein Wasser mehr fließt in die Brunnen.
Es måg ea[n] s'Laund nix mehr å[b]-gebm;
Es mochte das Feld nichts mehr tragen.
I'n Busn vaschliasst ea[n] d'Nisaba. :: De dumpan Földa san foib wordn,
Ihren Busen verschloss die Nisaba :: die dunklen Felder war'n farblos,
's Flåchlaund, es broade, vasoizn :: da Loab vo da Erd' röbelliert:
das Flachland, das weite, versalzen. :: Der Leib der Erde rebelliert:
Es wåxt då koa Pflanzl, koa Schafi måg fett werdn.
Es sprießt keine Pflanze, fett wird kein Schaf mehr.
Hoamgsuacht san d'Leit vo a Kraunkheit
Eine Krankheit fällt über die Menschheit,
wo si da Muataloab vaknodt, Kindt koa[n]s auf d'Wölt bringt wiar's sei[n] soi.
wodurch der Mutterleib sich verknotet, kein Kind mehr zur Welt bringt, wie's sein soll.
Wiar s'erste Joahr so daher-kimmt, håbms gessn [d'oid' Kerndl].
Ein erstes Jahr kam: sie aßen [die alten Körner].
Wiar's zwoate Joahr so daher-kimmt, woarn d'Låga oi aufbraucht.
Ein zweites Jahr kam: und leer waren all ihre Lager.
Wiar s'dritte Joahr so daher-kimmt,
Ein drittes Jahr kam,
han aus-gmergit gwesn, d'ean Gsichta vuar Hunga.
da entstellte der Hunger ihre Gesichter.
Wiar s'vierte Joahr so daher-kimmmt, :: is ea hoch-gwåxne Gstoit gråd-so gschrumpit.
Ein viertes Jahr kam, :: ihre aufrechte Gestalt begann sich zu beugen.
Eanare broadn Schuitan san schmoi wordn.
Ihre breiten Schultern wurden da schmal.
Beigt und buglad san's kreult auf da Stråssn.
Sie schleppten sich gebeugt durch die Straßen.
Wiar s'fümfte Joahr so daher-kimmt,
Ein fünftes Jahr kam:
håt's Dirndl gsegn, wiar's eini-geht, d'Muata
das Mädchen sah zu, wie die Mutter ins Haus geht,
do wuart d'Muata a'm Dirndl ihr Tiar nimma auf-toa[n].
doch die Mutter würd ihrer Tochter die Tür nicht mehr auf-tun.
Håt s'Dirndl auf d'Wååg gschaut, wiar d'Muatta vakafft wird.
Es blickt die Tochter zur Waage, wie die Mutter verkauft wird,
Håt d'Muata auf d'Wååg gschaut, wiar s'Dirndl vakafft håbm.
blickt die Mutter zur Waage, wie sie ihr Mädchen verkaufen.
Wiars sechste Joahr so daher-kimt :: håbm's auftischt de eignane Tochta.
Ein sechstes Jahr kam :: da trugen sie zu Tische die eigene Tochter,
då håbm's-ea[n] g'loabt aun ean' Buam, um si z'dahoid'n.###ENDNOTE ###
Ein Auffressen der eigenen Kinder vor Hunger
begegnet uns nicht nur im Atramhasis-Epos. Bei meiner Suche im CAD, nach dem Wort burû(m) stieß ich unter būru C auf starvation und das Zitat ana bu-ri-šu-nu šēr mārēšunu mārātešunu ēkulu - they ate the flesh of their children to ward off starvation Streck Asb. 36 iv 44 (sie aßen das Fleisch ihrer Kinder um ihr Verhungern abzuwenden) [CAD, 2010, B, pg. 343a].
da labten sie sich an ihrem Sohn, sich zu erhalten.
Aufgfressn håt-da da oane a'n aundan.
Einer fraß da den Anderen auf.
A Krustn ea[n] Gsicht, wiar-a Moiz waun's vakimt.
Ihr Gesicht eine Kruste, wie Malz, das verdirbt.
Gråd håt's ea[n] g'laungt, das's nu g'lebt håbm.
Für ihr blankes Leben hat es kaum mehr gereicht.
Und då woar-da a g'wissa Atramhasis.
Und es war da ein gewisser Atramhasis.
[...]###FOOTNOTE ###
Die ersten Zeilen der altbabylonischen Fassung sind zu fragmentarisch, um sie mit Sichherheit übersetzen zu können.
Einer jüngere, neu-assyrischen Quelle, die Claus Wilcke mit dieser Stelle verbindet, würde lauten:
Fiar Enki, sein Gott, woar sei Ohr offm. //
Er wuart re[d]n mit sei'm Gott, //
und sei' Gott Enki, der redat mit eam a.
[...]
[...] (? sei'm Gott ?)
[...] (? seines Gottes ?)
--.
[ [[Durchi durch's]] ] Stådt[[tor]] håst sein Fuaß-å[b]druck ghåbt.
[[Durch das Tor zur]] Stadt war sein Fußabdruck sichtbar.
Tåg-ei[n], Tåg-aus hearst sei Wehklåg,###ENDNOTE ###Everyday he would weep. /
(A'n jed'n Tåg wuart-a gwoant håbm,) ( [Foster, 2005, pg. 265]) --
'seine Wehklage hören' ist der Versuch einer Synthese der Bedeutungen 2) to complain in tears v.a. in Hinsicht auf den Beispielsatz: šumma amēlu ib-ta-na-ak-ki u ana ili amaḫḫarka if a man complains in tears and (says) to the god, 'I beseech you' und 3) to wail (over a dead person), to mourn des Zeitwortes bakû ([CAD, 2010, B, pg. 36f.]).
Täglich erklingt seine Wehklag'.
siagst eam d'Rauch-opfa bringa, zeiti in d'Friah:###ENDNOTE ###
muššakku(m): Eine Art Räucher-opfer, vorwiegend aus den Ritualen der šā-ilu-Priester bekannt, die als Traumdeuter fungierten. (Nach [Shehata, 2001, pg.108] )
Er bringt Rauch-Opfer dar, zeitig am Morgen.
Ned unta Eid, wuart da Gott mit mir red'n,
Stünd' er nicht unter Eid, mein Gott spräche zu mir,
in a'm Traam wuart-a d'Botschåft woi bringa.
würd' im Traum seine Botschaft mir bringen.
Ned unta Eid, wuart Enki mi au[n]-redn,
Stünd' er nicht unter Eid, spräche Enki wohl zu mir,
in a'm Traam wuart-a d'Botschåft woi bringa.
würd' im Traum seine Botschaft mir bringen.
Er is aussi vom Tömpi,
Er zog hinaus aus dem Tempel,
bringt Traam-opfa doar, setzt ea[n] auf's Wåssa.
bringt Traumopfer dar, setzt sie auf's Wasser.
Då-sitzn wuart-a und bracht-da sei Klåg doar.
Dasitzen würde er, seine Wehklage bringen.
Er bringt Traum-opfa doar, setzt ea[n] auf's Wåssa,
Er bringt Traumopfer dar, setzt sie auf's Wasser.
dawei-da d'Wölln oi gaunz staad woarn.
während die Fluten still war'n und schwiegen.
Bringt Opfa-gåbm doar,
d'hoibade Nåcht durch.
Die halbe Nacht bringt er dar seine Gaben.
Dowit so schnöll kippt-a umi.###ENDNOTE ###
basierend auf
[Foster, 2005, pg. 243]:
sleep would come double fast -- / In der Hoffnung, dass 'hinüber-kippen/hinüber-sinken' das Konnotat öffnet, nicht nur zu einem Einschlafen, sondern auch (um das Wort Trance zu vermeiden) zu einem 'Überschreiten der Grenzen der (be-)greifbaren Welt', in einen Zustand, in dem eine Interaktion mit dem Göttlichen möglich ist.
Ein rituelles Durchwachen der Nacht findet sich in zahlreichen Kulturen. So erwähnt die Orkneynger Saga dass ein gewisser Svein Briostreip, dem das Wissen 'um die alten Riten' zugeschrieben wurde, seine Nächte häufig mit outsittings zubrachte, oder wie es in der (dem orkadischen Autor George Mackay Brown gewidmeten) Übersetzung von Hermann Pálsson und Paul Edwards heißt: 'He was keen on the old practices and had spent many a night in the open with the spirits' ([Pálsson und Edwards, 1978, pg. 120f.]). Bei diesen outsittings, wie sie Joseph Anderson beschreibt, wurde die Nacht unter freiem Himmel verbracht, um durch bestimmte magische Rituale oder Beschwörungen die Geister der Ahnen zu rufen und Einblick in die Zukunft zu erhalten (vgl. [Anderson, 1873, pg. 88]).
Auch unter den indonesischen Puppenspielern des Wayang(-Schatten)-Theaters, den Dalang, stellt(e) das kungkum einen Teil des spirituellen Trainings dar (vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Dalang_(puppeteer). Stand 2020-05-18 10:57UTC). Der Dalang meditiert bei diesem Ritual, bei dem er die ganze Nacht bis zum Halse im Fluss/Wasser steht. Wohl rein zufällig scheinen sich hierbei die Bedeutungen des akkadischen Wortes nāru zu überschneiden: denn neben Fluss kann dieses Wort auch Gesang bedeuten.
... und es darf bei einem ritualisierten Durchwachen der Nacht (vor einem spirituellen Hintergrund) wohl auch der Brauch des Vierbergelaufes in Kärnten erwähnt werden.
Doppelt so schnell sank er hinüber.
Gsågt håt-a zum Flussbett:
Er sagte zum Flussbett:
Måg's da Wåssalauf nehma, Fluss, tråg's davau.
Mög's der Wasserlauf nehmen, trag' es mit sich der Fluss!
Megn's trågn wern, de Gåb'm
Mögen sie getragen werden, die Gaben,
bis vuar mein Herrn hi[n]. -
bis vor meinen Herren.
Da-segn måg ea[n], Enki.
Möge sie Enki erblicken.
Måg-a do gebm,
Mög' er doch geben,
das i heit Nåcht nu an Traam schau.
dass ich heut Nacht einen Traum schau'.
So-wiar-a de Botschåft auf's Wåssa,
So wie er die Botschaft auf's Wasser,
huckt-a-si, hi[n]-gwendt aun's Flussbett.
setzt er sich, gewandt an das Flussbett.
Vo da Fluss-benk, ..
(?)vom Menschn(?),
Von der Flussbank, .. (?)vom Menschen(?),
bis åwi in Apsu is's gaunga.
bis hinab in den Absu war es gegangen.
Da-heart håt eam Enki, sei Zedan.
Es hat ihn Enki erhöhrt, sein Klagen.
Zu d'Laḫmu, de seinig'n sågt-a:
Zu den Laḫmu, den seinen sprach er:
Da Mensch vo dem [...] då daher-kimmt(?)
Der Mensch der da [... ((?sein?)) ...]
Låsst's eam do [...]
Lasst's ihn doch [...]
Fuart mit Eich, tummit's Eich, bringt's ma sei Botschåft,
Fort mit Euch, sputet Euch, bringt mir seine Botschaft,
und frågt's ma'n, wås's los ward, bei eam im Laund.
und fragt ihn, um Nachricht aus seinem Land.
Und los san's, üwa's weide Meer hi[n].
Und los zogen sie, hin über das weite Meer.
Auf'm Steg vom Apsu [...]
Auf dem Stege des Absu
d'Botschåft vo Enki, håbm's a'm Atramhasis då vuartrågn:
gaben sie Atramhasis wieder die Botschaft von Enki:
Wer'st imma a bist, der då zedat,
Wer auch immer Du bist, der sein Klagelied bringt,
im Apsu is's au[n]-glaungt, wås't gebm håst.
in den Absu wurde getragen, was Du gegeben.
Daheart håt Enki Dei Wehklåg,
Erhört hat Enki Dein Zetern.
und mir san's, de-ma gschickt san, vuar Di hi[n].
Und wir sind's, die gesandt sind, vor Dich hin.
Waun Enki mi wirkli daheart håt,
Wenn Enki mich wirklich erhört hat,
wiar kimmt's [...]?
weshalb [...]
Und prompt gebm's eam d'Auntwort
Sie erwiderten ohne zu zögern
håbm's Atramhasis glei vo eam ausg'richt:
und teilten Atramhasis von ihm mit:
Wiarst dowit so schnöll umi-kippt woarst,
Als Du doppelt so schnell hinüber gesunken,
håt's da Wåssalauf gnuma, davau-trågn da Fluss.
nahm's der Wasserlauf an sich, trug es mit sich der Fluss.
Trågn woarn san's, Deine Gåb'm hi[n] vuar Enki, Dein Moasta.
Deine Gaben wurden getragen hin vor Deinen Herren Enki.
Wiar's Enki da-segn håt, denkt-a aun Di;
Als sie Enki erblickt, denkt er an Dich.
und mir san's, de-ma gschickt san, das ma keman vuar Di hi[n].
Und wir sinds, die gesandt sind, dass wir kämen vor Dich hin.
Då håt-a kniat, d'Refarenz ea[n] da-bod'n
Da kniet er, bring seine Referenz ihnen dar
und z'mittn vom Meer hi[n], san's z'ruck gwesn, d'Laḫmu.
und zur Mitte des Meeres zurück war'n die Laḫmu.
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enki hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zum Usmu, am seinign Wesir:
er sagte zu Usmu, seinem Wesir:
Zum Atramhasis geh hi[n], eam såg, wås i Dir såg:
Zu Atramhasis geh' hin, sag ihm, was ich Dir sag:
Wiar's b'stöllt is um's Laund, so steht's a um d'Leit.
Wie es steht um das Land, so steht's um die Menschheit.
Usmu, da Wesir vom Enki, zum Atramhasis håt-a då gsågt:
Usmu, Enkis Wesir, zu Atramhasis sagte er:
Wiar's b'stöllt is um's Laund, so steht's uma'n Mensch
Wie es steht um das Land, so steht's um die Menschheit,
is eam s'Wåssa davau.
hat sie das Wasser verlassen.
--.
[[So-wiar-da]] [...] is's eana davau.###ENDNOTE ###håt's eana valåssn
--
Dieses So-wiar-da ist hier (und im Folgenden) eine Ergänzung. Auf Basis von D iv 31 / nA-S vi 28 möchte ich hier ein wiederholtes Einleiten der Zeile mit ištuma annehmen.
[[Als bald als]] [...] ging es von ihnen ...
's Laund, wiar-a Bersch, den's daschlågn in da Schlåcht, is's auf's Gsicht gflogn.
Das Land, wie ein Jüngling in Schlachten erschlagen, fiel es auf sein Gesicht.
[[So-wiar-da]]
[[Als bald als]] [...]
's Laund, wiar waunst [x x] schüttst auf a [x x x] liegt's hi[n]-gstraat. ###ENDNOTE ###
Michael Jursa verbildlichte mir diese Stelle, indem er meinte, dass hier das Land (oder im weitern Sinne: die Menschen) wie umgeworfene Kegel liegen würde(n)...
Für einige Zeit wollte ich annehmen, dass eine (strukturelle) Ähnlichkeit zu den Pharmacopoeischen Texten (i.e.: Arzneibüchern) bestehen könnte, wie sie sich (z.B.) in Henry Stadhouders Edition des Šammu šikinšu finden
([Stadhouders, 2011] und [Stadhouders, 2013]),
wollte ich in dieser Stelle 'ein Spiel mit der Textsorte des (Arznei-)Rezeptes' sehen -- doch ich halte dies für zusehends unwahrscheinlich.
Das Land, als schütte man [ x x ] auf ein [x x x] liegt es darnieder.
Im fehlenden Fragment dürfte das Wort
an Atramhasis ergangen sein, der den Laḫmu
'über den Zustand der Welt berichtet'.,
In da Heh drobm da Busn vom Hümmi vasüagit,
In der Höhe: der Busen des Himmels versiegelt.
Nåch drunt-hi[n]: oiss zua, nirgnds fliasst-da a Wåssa
Nach der Tiefe hin: alles verschlossen, kein Wasser mehr
nu eini in d'Bründl.
fließt in die Brunnen.
Nix trågt mehr da Loab vo da Erd'n,
Der Leib der Erde gebiert nichts,
nix Greans spriasst nu irg'ndwo fiara.
noch sprießt etwas Grünes irgendwo vor.
Siagst uma koan Mensch mehr.
Man sieht keinen Menschen.
De dumpan Földa san foib wordn,
Die dunklen Felder sind farblos,
es Flåchlaund, es broade, vasoizn. --
das Flachland, das weite, versalzen.
Wiar s'erste Joahr kema, håbm's g'essn d'oit' Kerndl.
Ein erstes Jahr kam: sie aßen die alten Körner.
Wiar s'zwoate Joahr kema, woarn d'Låga oi aufbraucht.
Das zweite Jahr kam: und leer waren all ihre Lager.
Wiar s'dritte Joahr kema,
Das dritte Jahr kam,
då san's scho gaunz graab gwen, vuar Hunga;
da ergrauten ihre Gesichter vor Hunger,
A Krustn ea[n] Gsicht, wiar-a Moiz waun's vakimt.
ihre Züge, verkrustet, wie verkrustetes Malz.
A'n jed'n Tåg mehr nu, is s'Lebm ea[n] davau;
Stück für Stück wich aus ihnen das Leben.
[[Wiar's viarte Joahr kema,]]###FOOTNOTE ###... Ergänzung!
[[Das vierte Jahr kam:]]
san(t) de Hoch-gwåxan gråd-a-so gschrumpit,
die Großwüchsigen verloren an Größe.
beugt und buglad san's kreult auf da Stråssn.
Gebeugt schleppten sie sich durch die Straßen.
Eanare broadn Schuitan san schmoi wordn.
Ihre breiten Schultern wurden da schmal.
D'ea[n] Gstoit, de so aufrecht, gaunz ei[n]-gaunga gwen.
Ihre aufrechte Gestalt begann sich zu beugen.
Wiar s'fümfte Joahr kema,
Das fünfte Jahr kam:
håt s'Diarndl gsegn, wiar's eini-geht, d'Muata,
das Mädchen sah zu, wie die Mutter ins Haus geht,
do 's wuart d'Muata a'm Dirndl de Tiar nimma auf-toa[n].
doch die Mutter würd' ihrer Tochter die Tür nicht mehr auftun.
Håt s'Diarndl auf d'Wååg gschaut, wiar d'Muata vakafft wird,
Es blickt die Tochter zur Waage, wie die Mutter verkauft wird,
håt d'Muata auf d'Wååg gschaut, wiar's s'Diarndl vakafft håbm.
blickt die Mutter zur Waage, wie sie ihr Mädchen verkaufen.
Wiar's sechste Joahr kema,
håbm's auftischt d'eignane Tochta.
Ein sechstes Jahr kam: da trugen sie zu Tische die eigene Tochter,
då håbm's-ea[n] g'loabt aun ean' Buam, um si z'dahoid'n.
da labten sie sich an ihrem Sohn, sich zu erhalten.
Sått san's gråd worn, [aun d'eignana Kinda].
Satt wurden sie [an den eigenen Kindern].
Aufgfressn håt-da da oane a'n aundan.
Einer fraß da den Anderen auf.
A Krustn, ea Gsicht, wiar-a Moiz waun's vakimt.
Ihr Gesicht eine Kruste, wie Malz, das verdirbt.
Gråd håt's ea[n] g'laungt, das's nu g'lebt håbm.
Für ihr blankes Leben hat es kaum noch gereicht.
De Bot'n (se) nemant sei Nåchricht,
Seine Nachricht nahmen die Boten entgegen,
durchquert-håbm's s'oit-vuardane Meer.
sie durchquerten das alt-vordre Meer.
Und so stengan's und se berichtn
Und so stehen sie, und sie bringen
d'Botschåft vom Atramhasis, a'm Enki mi'm Weitblick:
die Botschaft des Atramhasis vor Enki voll Weisheit:
Då davuar [...]
Davor [...]
und Du [...]
Hast Du mich nun auch noch verlassen?
... s'måg Dei Wü[ll]n sei[n]...
... Es sei wohl Dein Wille ...
--.
--.
--.
˹'s Laund wiar ˺ [...].
˹Das Land, wie ˺ [...]
--..
[[So-wiar-da]] [...]
[[Als bald als]] [...]
Låss mi in' Apsu, das i bei Dir ward.
Hinab-steigen lass mich, bei Dir sein, im Absu.
Im erstn Joahr, håbm's g'håbt d'oid'n Kerndl.
Ein erstes Jahr kam: sie aßen die alten Körner.
--.
[[[Kolophon der neu-assyrischen Tafel:]]]
Erste Tåfi vo In d'Taag wo de Götta wiar d'Menschn
Erste Tafel von: Zur Zeit als die Götter wie Menschen
In da Stådt [//im Laund(?)//] vo Aššur-bāni-apli (//[[*Assurbanipal]]//)
In der Stadt [//im Land(?)//] von Aššur-bāni-apli (//[[*Assurbanipal]]//)
(Lücke von ca. 58 Zeilen zwischen Div 25 und Dv 1')
(ca. 23+x Zeilen zwischen nA Svi 30 und Dv 1)
Enki dürfte in dem verschollenen Fragment
den Rüügi zum Meer hi[n], der's å[b]-hoidt
[die, von ihm bewachte Schleuse zum Meer]
geöffnet, eine Flut von Fischen
den Fluss hoch gesandt und die Not der Menschen
abgewandt haben.
Enlil, darüber erzürnt, hat eine Versammlung
der Götter einberufen.
--.
G'sågt håbms [...]
Da sagten sie [...]
Måcht zua [...]
Verschließt [...]
--.
In fümf [...]
In fünf [...]
--.
Måcht zua [...]
Verschließt [...]
--.
--.
Måcht zua [...]
Verschließt [...]
yellowIs stabü[l] woarn [...]
War stabil
--.
Då håbm's d'Rauch-Opfa gschmeckt, uma und uma.###FOOTNOTE ###schmekka schmecken wird hier (und an anderer Stelle) in der Bedeutung von 'riechen, wittern' verwendet. Es handelt sich bei diesem Satz um eine sehr freie Rekonstruktion. Mehr in Endnote ###ENDNOTE ###
Die Übersetzung von [Soden, 1994, pg. 633] mit Aprikosenparfüm im[mer wieder] rochen sie [....], die sich mir über so lange Zeit sperrte, schien mir plötzlich höchst hilfreich. Denn auch wenn in [CAD, 2010, A2, pg. 291a] erwähnt wird, dass sich diesem 'armannu' - aus unserer Sicht - keine spezifische Pflanze zuordnen läßt, so dürfte diese Pflanze häufig in Verbindung mit Rauchopfern erwähnt werden. Ich möchte hier eine Art Teil-für-das-Ganze (ein pars-pro-toto) lesen, auch wenn ich dabei vollkommen außer Acht lasse,
ob mit den Rauchopfern von diesem armannu-Baum eine spezielle Art von Opfer in Verbindung gebracht wurde.
Eventuell könnte diese Auslegung auch durch die fünfte Spalte der dritten Tafel gestützt werden, wenn Enlil (erneut) - kurz nachdem Atramhasis die Rauchopfer darbrachte - beim Anblick der Arche in Zorn gerät.
.
Rauchopfer rochen sie, von überall her. ###ENDNOTE ###Da rochen sie Rauchopfer, wieder und wieder.
Muarts a'n Zuarn kriag då Enlil auf [[Enki]]:
In Zorn entbrennt Enlil auf [[Enki]]:
De machtign Anunnaki oi-zaumma
Wir, die mächtigen Anunnaki,
samma uns ålle oans auf a'n Eid wor[d]n.
auf den Eid waren wir alle uns einig:
Gwåcht håt Anu üwan Adad nåch droman,
Anu hält Wache über Adad, nach droben,
Bewåcht håb-da i de Erd'n
dazwischn.
ich bewache die Erde dazwischen.
[[Und]] duart wo da Enki hi[n]-kimmt,
Und dort hin, wo Enki,
då löst-a ea[n] s'Joch, pinklåsst-a's werd'n wiar's g'ween is!
da löst er ihr Joch, und wie es war lässt er's werden.
pinkÜwaschwoabt-a d'Leit mi'm Meer seine Viecha,
Überschwemmt er [die Menschheit mit Meeresgetier],
pinkhåt ea[n] a'n [Schåd'n?] vuar d'sengade(?) Sun gsetzt.###FOOTNOTE ###Die Übersetzung dieser und der beiden vorhergehenden Zeilen ist
eher fraglich. Mehr in Endnote ###ENDNOTE ###Ermidoro führt in einer Fußnote an, dass der Begriff ašqulālu auf ein nicht näher bestimmbares atmosphärisches Phänomen verweist, das hier explizit mit der Sonne in Verbindung gebracht wird (.. das CAD verzeichnet zusätzlich eine (unbekannte) Waffe und eine wurzellose (Meeres-)Pflanze, deren Frucht als grün und schwarz beschrieben wird und die der (ebenfalls nicht näher bekannten) ankinutu-Pflanze ähnlich wäre (vgl. [CAD, 2010, A2, pg. 123b f.] und [CAD, 2010, A2, pg. 452b f.])). Ermidoro übersetzt diese Zeilen mit egli li ha liberati dal gio[go, ha ristabilito la libertà.] // Ha conce[sso ai popoli l'abbondanza,] // ha stabilito [...] nel [...] del sole] ([[Und]] er håt's Joch vo ea[n] gnuma, [wieda d'Freiheit daher bråcht] //
bringt då a'n Üwafluss her fiar de Völka // setzt ea[n] [...] in [...] vo da Sunn'. / Er hat vom Joch sie befreit, [die Freiheit zurückerstattet]. // Hat zugestan[den den Völkern die Fülle.] // errichtete [...] in [...] der Sonne.)
([Ermidoro, 2017, pg. 99]).
Und bei Stephanie Dalley liest man: [He was to undo [the chain and set (us) free], // He was to release [produce for the people], // He was to execise [control (?) by holding the balance (?)]. (Er håt d'Kettn g'löst (uns) frei g'setzt. // Håt her-gebm [de Noahrung fiar d'Leit]. // Håt's wieda kontrollierboar (?) g'måcht, indem a de Wååg (?) hoidt. / [[Und]] er löste [die Ketten und befreite (uns) // Er brachte hervor [für die Menschen die Nahrung] // Übte Kontrolle(?) aus, indem er die Waage (?) hielt.) ([Dalley, 1994, pg. 27])
Ich folge hier [Foster, 2005, pg. 244f.]: He released the yoke, he made restorations. // He let loose produce for the peoples, // He put [shade?] in the glare(?) of the sun.
pinksetzt vor die sengende(?) Sonne ihnen den [Schatten?].
Enlil håt drauf-hi[n] sei Stimm g'riart,
Enlil hob darauf seine Stimme
zum Wesir, a'm sein' Nusku sågt-a:
zu seinem Wesir Nusku sprach er:
Bring ea[n] zu mir, de zwoa Kaumaråd'n,###ENDNOTE ###
Es wird vermutet, dass mit den Kameraden
Šullat und Ḫaniš
gemeint sind. --
Ich halte aber auch für (halbwegs) denkbar, dass Sin und Nergal gemeint sein könnten, deren Aufgabe darin bestand, über die Erde zu wachen (auf der das Meeresgetier, 'das Enki davongekommen war', gestrandet sein musste).
Bringe sie zu mir, die zwei Kameraden
bring ma's då her, schick ea[n] vuar mi hi[n].
Bring sie hier her, entsend' sie vor mich hin.
Und wiar's bråcht san, de zwoa Kaumaråd'n,
Und als sie gebracht sind, die zwei Kameraden,
då sågt-a zu eana da Kriagsherr Enlil:
da sagte zu ihnen der Kriegsherr Enlil:
De machtign Anununaki oi zaumma,
Von uns, den mächtigen Anunnaki ein jeder
samma si ålle oans auf a'n Eid wor[d]n:
waren wir uns darüber einig:
Gwåcht håt Anu üwa'n Adad nåch droman.
Gewacht hat Anu über Adad nach droben.
I håb g'wåcht üwa d'Erd'n dazwischn.
Gewacht habe ich, über die Erde dazwischen.
Da Rüügi zum Meer hi[n], der's å[b]-hoidt,
Der Riegel zum Meer, der es abhält,
bewåcht håst eam Du, mit de Dein' Laḫmu.
bewacht soll er sein, von Deinen Laḫmu.
Do duart-hi[n], wo'st Du bist ...
Und dorthin wo Du bist,
Då löst eana s'Joch, låssta's werd'n, wiar's gwen is,
Da löst Du ihr Joch, wie es war lässt Du's werden.
üwaschwoabst de Leit mi'm Meer seine Viecha,
Überschwemmst Du die Menschheit mit Meeresgetier,
håst ea[n] an Schåttn vuar d'sengade Sun gsetzt.
setzt vor die sengende Sonne ihnen den Schatten.
Und los san's, de Bot'n, üwa's Meer hi[n], es broade,
Los sind die Boten, über das Meer hin, das weite.
de Nåchricht vo Enlil, üwabråcht håbm si's Enki:
Die Botschaft von Enlil überbringen sie Enki:
Mei Beföhl woar, das Anu wåcht üwa'n Adad und drobman,
Mein Befehl war, dass Anu wache über Adad und droben.
Sin und Nergal wåchan, üwa d'Erd'n dazwischn,
Sin und Nergal wachen über die Erde dazwischen.
Da Rüügi zum Meer hi[n], der's å[b]-hoidt,
Der Riegel zum Meer, der es abhält,
bewåcht håst eam Du, mit de Dein' Laḫmu.
Du hast ihn bewacht, mit Deinen Laḫmu.
Üwaschwoabst de Leit mi'm Meer seine Viecha.
Doch überschwemmst Du die Menschheit mit Meeresgetier.
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enki hob darauf seine Stimme
gsågt håt-a zu dena Bot'n:
gesagt hat er zu den Boten:
[...] D'Wåch de håt ghoid'n Adad nåch drobman.
[...] Die Wache hielt Adad nach droben.
Nergal håt g'wåcht, üwa d'Erd' dazwischn,
Nergal die Wache, über die Erde dazwischen,
Da Rüügi zum Meer hi[n], der's å[b]-hoidt,
Der Riegel zum Meer, der es abhält,
i hå[b] eam bewåcht mit de mein' Laḫmu.
ich hab' ihn bewacht, mit meinen Laḫmu.
[...] wiar's davau san,
Als [...] von mir entkamen,
[...] a million Fisch, a million Fisch håt's då fiar-bråcht,
[...] eine Myriade Fische, eine Myriade Fische bracht' es da vor.
i håb's z'ruck-hoidn megn, do de Fisch woarn da-hi[n],
Zurückhalten wollte ich sie, doch die Fische entflohen,
durch'n Rüügi z'mitt durch san's davau gwen.
sie entkamen zumitt' durch den Riegel.
A'n Wärta üwa's Meer håb i hi[n]-gricht,
Hinrichten ließ ich ihn, der über den Ozean wachte.
[...] håb eana vadonnat und håb ea[na] å[b]-gstråft.
Zu [...] hab ich jene verurteilt, und strafte sie ab.
Und wiar-i ea[n] å[b]-gstråft,
Und wie ich die Strafe auf sie gelegt,
leg-i a Stråf nu obm drauf.
legte ich oben-d'rauf eine Strafe.
De Botn håbm d'Nåchricht daheart,
Die Boten nahmen die Nachricht entgegen,
de Botn han z'ruck-kehrt, üwa's Meer hi[n], es broade.
Die Boten kehrten zurück, über das Meer hin, das weite.
Vuar-tredn san's und håbm's vuar-bråcht,
Sie traten vor und brachten sie wieder,
de Botschåft vo Enki, a'm Kriagsherrn Enlil:
die Botschaft von Enki, dem Kriegsherren Enlil:
Wiar'st au[n]-gschåfft, håt Anu gwåcht üwa'n Adad und drobman.
Wie Du befohlen, wachte Anu über Adad und droben,
Sin und Nergal gwåcht üwa d'Erd'n dazwischn,
Sin und Nergal wachten über die Erde dazwischen.
Da Rüügi zum Meer hi[n], der's å[b]-hoidt,
Der Riegel zum Meer, der es abhält,
i ha[b] eam bewåcht mit de mein' Laḫmu.
ich hab' ihn bewacht, mit meinen Laḫmu.
[...] wiar's davau san,
Als [...] von mir entkamen,
[...] a million Fisch, a million Fisch håt's då fiar-bråcht.
[...] eine Myriade Fische, eine Myriade Fische bracht' es da vor.
I hät's z'ruck-hoidn megn, do de Fisch woarn davau,
Zurückhalten wollt ich sie, doch die Fische entkamen,
durch'n Rüügi z'mitt durch san's dahi[n] gwen.
sie entflohen zumitt' durch den Riegel.
[A'n Wärta üwa's] Meer [håb i hi[n]-g'richt],
[Hinrichten ließ ich ihn, der über] den Ozean [wachte].
[...] håb ean vadonnat und hå[b] eana å[b]-g'stråft.
Zu [...] hab ich jene verurteilt, und strafte sie ab.
Und wiar-i ea[n] å[b]-gstråft,
Und wie ich die Strafe auf sie gelegt,
leg-i ea[n] a Stråf nu obm drauf.
legte ich oben-d'rauf eine Strafe.
[...] aun dem Tåg håb i's umbråcht.
[...] an diesem Tage habe ich sie getötet.
Enlil håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enlil hob darauf seine Stimme,
in da Vasaummlung vo d'Götta oi-zaumma sågt-a:
In der Versammlung von allen Göttern da sprach er:
Tan-ma uns zaum' midanaund auf a'n Eid das a Fluat kimt.
Kommt, lasst uns alle schwören, eine Flut vorzubringen.
Då håt Anu ois earsta a'n Schwur g'leist.
Anu leistet als Erster den Schwur.
Glei drauf schwört Enlil, sei Bua schwört genau-so.
Darauf schwor Enlil, sein Sohn, er schwor mit ihm.
[...] wås z'ruck-kimmt.
[...] [?]das Zurückgeben[?]
--.
--. [[ Enki(?) håt drauf sei Stimm griat ]]###FOOTNOTE ###Diese Zeilen sind eine Rekonstruktion (über zwei sehr fragmentarischen Zeilen des Originals)
um den Fluss der Erzählung aufrecht zu erhalten. Ich orientiere mich dabei an den Anmerkungen Wolfram von Sodens ([Soden, 1994, pg. 635]) und lese die folgenen Zeilen als eine ironische Zusammenfassung Enkis, bei der er die gescheiterten Versuche auflistet, dem Geschrei der Menschheit Herr zu werden.
[[Enki hob darauf seine Stimme,
--. [[ gsågt håt-a zu a'm sein Bruadan: ]]
und er sagte zu seinem Bruder:]]
[... [[moanst]] s'hoidat(?) ]Adad sein Regn
[ z'ruck ].
[... [[als]] hielte] Adad zurück seinen Regen:
Do voi-gwen san d'Földa,
Doch voll waren all ihre Felder,
handt d'Woikn
schwaa auf-zogn.
zogen die Wolken schwer auf.
Gebt's ea[n] koa Noahrung, megt's ea[n] ned fiadan,
Ihr sollt sie nicht füttern, nicht Nahrung zureichen.
nu måg da Mensch durch d'Nisaba danährt wer[d]n.
Noch mög' ihnen Nahrung durch Nisaba zuteil sein.
G'frett' håt's [a'n Gott], wiar-a då-sitzn muass,
[Der Gott] war es leid, dies' tatenlos' Sitzen,
in da Vasaummlung vo d'Götta, håt s'Låcha eam z'fressn.###ENDNOTE ###
Michael Jursa übersetzte mir die Stelle wörtlich mit: [...] aß ihn das Lachen.
Bei Foster findet sich der Satz mit
in da Vasummlung vo d'Götta, keman eam d'Sorgn au[n] / wird-a unruhig.
Davor richtete ich mich hier nach der Übersetzung Wolfram von Sodens:
Einem Gott wurde es nun leid, (weiter) dazusitzen;
//
in der Versammlung der Götter überkam ihn das Lachen
[Soden, 1994, pg. 635]
Erst mit von Sodens Übersetzung (und Auslegung) dieser Sequenz (in der er auch 'die harten Worte von seiner Hand' Enki zuschreibt) wurde mir diese Stelle in sich schlüssig und begann ich die Fragmente der vorhergehenden Rede als eine (möglicherweise ironische) Auflistung aller bisherigen 'Fehlschläge' zu verstehen.
in der Versammlung der Götter, zerfraß ihn das Lachen.
Enki håt's g'frett, wiar-a då-sitzn muass,
Enki war's leid, dies' tatenlos' Sitzen,
in da Vasaummlung vo d'Götta,
håt s'Låcha eam z'fressn.
in der Versammlung der Götter, zerfraß ihn das Lachen.
[...] de Wort, de so harb'm, vo seina Haund,
###ENDNOTE ###
[Soden, 1994, pg. 635]: '[...] üble Rede in seiner Hand.'
[...] die harten Worte von seiner Hand,
[...] sei(m) Laund
[...] sein[em(?)] Land
ihr Gott ...
[...] ihr Gott [...]
[muarts zurni[g] woarn] Enki und Enlil:
[Es zürnten einander] Enki und Enlil:
De machtign Anunnaki oi zaumma,
Wir, die mächtigen Anunnaki alle zusammen,
samma si ålle oans auf an Eid wor[d]n:
wir waren uns darüber einig.
Gwåcht håt Anu üwan Adad und drobman,
Gewacht hat Anu über Adad und droben,
Gwacht håb-da i, üwa d'Erd'n
dazwischn,
Gewacht habe ich, über die Erde dazwischen.
und duart-hi[n] wo'st Du kimst,//
Und dorthin, wo Du bist,
då löst eana s'Joch, låsst-as werd'n wiar's gwen is,
da löst Du das Joch und wie's war lässt Du's werden.
üwaschwoabst de Leit mi'm Meer seine Viecha.
Überschwemmst Du die Menschheit mit Meeresgetier,
[håst ea[n] a'n [Schåd'n?] vuar d'sengade(?) Sun gsetzt].
setzt vor die sengende(?) Sonne ihnen den [Schatten?].
.. ???: zu Gott Enlil :???
.. ???: zu Gott Enlil :???
[...] da Kriagsherr Enlil.
[...] der Kriegsherr Enlil.
Lücke von 29 Zeilen
***
Ergänzungen auf Basis von Tafel I Spalte v:
Nintu håt drauf-hi[n] ihr Stimm griart,
Nintu hob darauf ihre Stimme,
gsågt håt's, zu d'Götta de machtign:
sie sagte zu den mächtigen Göttern:
A'n Gott håbt's Es gschlåcht, mi'm Geist zaum, a'm seinign.
Ihr habt geschächtet den Gott, mit seinem Geiste.
I håb i's gnuma vo Eich, de schwaar' Oarbat,
Die schwere Arbeit hab(e)' ich von Euch genommen,
håb Eich're Kraxn au[n]-ghängt a'm Menschn.
gab Eure Körbe zu tragen dem Menschen.
Å[b]-gstroaft håbt's es drauf 's Gschroa auf de Menschheit.
Abgestreift habt Ihr das Geschrei auf die Menschheit.
A'n Gott håbt's Es gschlåcht, mi'm Geist zaum, a'm seinign,
Ihr habt geschächtet den Gott, mit seinem Geiste.
[Es håbt's Eich hi[n]]-gsitzt, Plåtz gmåcht [am Thron].
[Ihr ließ]et Euch nieder, machtet [am Throne] Euch Platz.
Weg-raffm soi i ea[n]!? -- Mei Haund geg'n ea[n] hebm?
Fortraffen soll ich sie? - Gegen sie heben die Hand?
A Röögi, hätt's-ma gern auf-gstöllt!?
Eine Regel wollt Ihr erstellen?!
Z'nicht måg's sei, oa[n]-fiar-oi-moi!###ENDNOTE ###
Für diese Rede Nintus folge ich erneut der Übersetzung von Claus Wilcke: [Eure schwe]re [Fron habe ich abgeschafft], // Euren [Tragko]rb erlegte ich den Menschen auf; // Ihr habt da[nn abge]worfen das Geschrei [auf die Menschheit]. // Den Gott schlachtetet ihr mitsamt seiner Fähigkeit zu führen. // [Ihr] setztet Euch dann hin, nah[mt] Wohnung [auf den Thronsitzen]. // [Werde ich] (sie) wegraffen, werde ich (etwa) [Hand an] (sie) legen? // Ihr wollt eine Anweisung erteilen - // Sie verschwinde ganz und gar! // Wollen wir (wirklich) mit dem Eide binden // Enki, den Fürst-Weisen?
([Wilcke, 1999, pg. 84, Fn. 36]).
Bei Stefania Ermidoro lautet diese Stelle: Il vostro [lavoro di co]rvée - [io l'ho imposto all'uomo] // [voi avete as]segnato il lamento [all'umanità] // Poi vi siete seduti e [...] // [...] porterà [...] // Voi avete dato un comando [...] // ma poi lo avete cambiato [...]! // Faciammo giurare [...] // il principe Enki!
Benjamin R. Foster, so scheint es mir, sieht hierin eher eine Fortsetzung der Rede Enlils:
[She(?) imposed] your drudgery [on man], // [You] have bestowed(?) clamo[r upon humankind]. // You slaughtered [the god] with [his inspiration], // [You] sat down and bath[ed yourselves]. // [ ] it will bring [ ] // You resolved on [a rule ], // Let (humankind) return to [its] la[ir?], // Let us be sure to bind the leader Enki, // who manages (all), by oath.
([Foster, 2005, pg. 246]).
Zernicht sei die Regel, ein für all' Mal!
Woin ma'n bind'n beim Eid-wort,
Wollen wir ihn wirklich beim Eidwort binden,
[[a'n]] Enki mi'm Weitblick!?
den Fürstweisen Enki?
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enki hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu de Götta, d'sein Briada:
er sagte zu seinen Brüdern, den Göttern:
Z'wås woits mi bind'n beim Eid-wort.
Was wollt ihr mich binden beim Eidwort.
Wuart i mei Haund hebm, gegn d'Leit, wo i 'zuar g'hear?!
Würd ich heben die Hand, gegen die eigenen Leute?!
De Fluat, vo der's ma då gredt håbt's:
Die Flut, von der Ihr gesprochen:
yellowWer war[d] des? I sölba [hät' nia vo ihr g'heart]!###FOOTNOTE ###Nachdem schon die ersten beiden Plagen 'personifiziert' dargestellt wurden, richte ich mich hier nach der großartigen Übersetzung von Stefania Ermidoro:
Il diluvio che mi ord[inate] // chi è? Io [non lo conosco!] -- Die (Sint)Flut, die [Ihr] mir bef[ehlt] // Wer ist das? Ich [kenne sie nicht!] -- ([Ermidoro, 2017, pg. 102]).
Wer ist sie? Hab' [von ihr nie gehört].
Wei i bring auf d'Wölt [...]
Ich nämlich gebäre [...]
Sei Werk': s'steht Enlil woi zuar das-a's måchat.###ENDNOTE ###
Ich hoffe in dieser Formulierung eine Ähnlichkeit zu Mami/Nintu's Woi steht da a'm Enki es G'werk zuar. (I.201) zu finden.
Das Werk ist das seine: Enlil steht's zu es zu machen.
entscheid'n måg er då.
Mag er doch entscheiden.
Šullat und Ḫaniš
Šullat und Ḫaniš
de megnt-da vuarn au[n]-geh[n],
sie mögen vorn-an gehen.
aus-reissn Errakal de Aunka-plo(c)h###FOOTNOTE ###[Foster, 2005, pg. 277]: mooring poles
Ausreißen möge Errakal die Duckdalben.
Ninurta måg zua-schau(g)n [...]
Sorge dafür trage Ninurta, [...]
das d'Gräbm üwafluat wer[d]n.
dass überfluten die Gräben.
--.
--.
De Vasaumlung [[...]]
Die Vasammlung [...]
Ned horch auf [...]
Nicht höre auf ...
Befoihn håbm d'Götta d'Vanichtung.
Der Befehl der Götter lautet Vernichtung.
A fiarchtalich's Werk gegn de Leit, des Enlil daher-bringt.
Ein Greuel gegen die Menschheit, das Enlil vorantreibt.
Atramhasis håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Atramhasis hob darauf seine Stimme,
g'sågt håt-a, zu a'm sei'm Moasta:
er sagte zu seinem Herren:
--.
--.
--.
De zwoate Tåfi vo in d'Taag wo de Götta Mensch woarn
Zweite Tafel von inūma ilū awīlum
Zeuln san's 439
Zeilen 439
vo Ipiq-Aja, a'm Schreiba's-Gsö[ll]
von Ipiq-Aja, dem Junior-Schreiber.
--.
im Monat Shebat am 28. Tåg
im Monat Shebat am 28. Tag
Wiar Ammiṣaduqa da Kinig
Als Ammiṣaduqa der König
fiar [[d'Stådt]] Dūr-Ammī-ṣadūqa###FOOTNOTE ###
eigentlich:
Dūr-Ammī-ṣadūqa [ ... ] gründt håt.
[[die Stadt(?)]] Dūr-Ammiṣaduqa
aun da Mündung vom Sippar-Kaneu[l]
an der Mündung des Sippar-Kanals
an Grundstoa[n] glegt.
gegründet hat.
Atramhasis håt drauf-hi[n] sei Stimm g'riart,
Atramhasis, hob darauf seine Stimme
g'sågt håt-a, zu a'm sei'm Moasta:
er sagte zu seinem Herren:
Enki, Mei Herr, i hå[b] Di gheart kema,###ENDNOTE ###
Wörtlich (nach Michael Jursa): [...] ich habe Dein Eintreten gehört
Enki, mein Herr, ich hörte Dich nahen,
i hå[b] d'Schritt zuwa gheart, so wiarst Du Dein Schritt setzt.
ich habe Schritte vernommen, gleich Deinem Schreiten.
Atramhasis kniat, griasst, dahebt si,
Atramhasis kniet, grüßt, erhebt sich.
drauf riart-a sei Stimm und sågt-a:
Er rührte seine Stimme und sprach:
Mei Herr, i hå[b] Di gheart kema,
Mein Herr, ich hörte Dich nahen,
i hå[b] d'Schritt zuwa gheart, so wiarst Du Dein Schritt setzt.
ich habe Schritte vernommen, gleich Deinem Schreiten.
Enki, Mei Herr, i hå[b] Di gheart kema,
Enki, mein Herr, ich hörte Dich nahen,
i hå[b] d'Schritt zuwa gheart, so wiarst Du Dein Schritt setzt.
ich habe Schritte vernommen, gleich Deinem Schreiten.
[ ... ] siebm Joahr
[ ... ] sieben Jahre
Dei
[... [[[Schweig'n(?)]]] ]###ENDNOTE ###
Diese Ergänzung eines Fortbleibens (bzw. des 'Schweigens') stützt sich zum größten Teil auf die Frage, ob sich hier nicht eine Parallele zum Durst der Nintu sehen ließe, nachdem sie das Verstummen ihres Geschreis beklagte.
håt a'm Schwåchn a'n Durscht g'måcht.
Dein [... [[Schweigen(?)]] ] machte den Schwachen durstig.
Dei Gsicht håb i [...[[ [laung] ned?]]] dasegn ghåbt.
[...[[nicht?]]] erschaute ich Dein Gesicht.
vo de Deinign [...] dazöhl ma.
Von den Deinen [...] erzähl mir.
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enki hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu da Schülf-waund:
er sagte zur Schilfwand:
-- .
Atramhasis, håt drauf sei Stimm griat,
[Der Mensch] Atramhasis, hob darauf seine Stimme,
g'sågt håt-a, zu a'm sei'm Moasta:
er sagte zu seinem Herren:
Låss mi do wissn, wås [da Traam] hoassat,
Lass mich doch wissen, was der Traum meinte,
[låss mi's dasegn], das i woass,
wås zum Toa[n] war[d].###ENDNOTE ###
[låss's mi vasteh'], das i woass, wås daher-kimt.
[lass's mich verstehen], dass ich weiß, was zu tun sei.
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm griat,
[[Der] Gott] Enki hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu a'm sei'n Diena:
er sagte zu seinem Diener:
"Im Bett måg i's ålle-weu[l] suachn"###ENDNOTE ###
Michael Jursa wies mich auf den doppelten Sinn dieser Worte hin: 'Im Bett will ich immer wieder suchen' aber auch: 'Im Bett will ich faul sein'.
Bei Ermidiro: Tu mi chiedi: Possa io comprendere il sogno! (Du frågst mi: 'Kant i vasteh[n], wås i traamt hå[b].') [Ermidoro, 2017, pg. 104]).
.
Du möchtest sagen: "Im Bett will ich's suchen.".
Meim Wort mågst uardentli zuar-hearn.
Aufmerksam folge der Botschaft!
Waund huarch auf!
Wand horch auf!
Schülf-waund, kimm, loos-ma zuar hiazt.###ENDNOTE ###Schülf-waund, Schülf-waund, Wänd, es Wänd! nach [Gilgamesch GE xi 21]
Höre nun, Schilfwand, die Worte! ###FOOTNOTE ###eigentlich: Schilfwand hör' zu!
Schülf-hittn
###ENDNOTE ###Wahrscheinlich würde Schilfhaus / Schilfgebäud' wohl besser passen. Zu kikkišu findet sich im CAD ein Eintrag mit when they arrived in the sacred area they entered into the reed hut (Als sie das geweihte Areal erreichten, betraten sie die Schilfhütte) ([CAD, 2010, K, pg. 352b]). So schwingt im Bild einer Hütte wohl etwas zu viel an Entbehrung und Bescheidenheit mit, als dass es hier wirklich treffen könnte.
, hear a'm jeglich'n Wort zuar.
Schilfhütte, hör' jedes Wort, das ich sage.
[...] soist wiss'n.
[...] tu ich Dir kund.
[[A Fluat,]] üwa d'gaunze Menschheit wird's kema.
Über die Menschen alle bricht eine Flut ein.
Do bevuar de Fluat nu daher-kimmt,
Doch noch bevor die Flut eintritt,
måg Schülf, so vü[l]st findst, woi vawobm(?), s'Schülf scho schee zaumma-bråcht sei[n].
sei Schilf, so viel du nur findest, verwoben, das Schilf wohl zusammengebracht.
Dei Sachl låss sei', zimmat a Schiff zaum.###ENDNOTE ###Reiß ei[n] Dei Haus, a Schiff bau hiazt zaum.
Verlasse Dein Haus, erbaue ein Schiff.
Sei Grundbau måg z'Gänz' aus a'm Schülf sei'.###ENDNOTE ###
Dieses mittelbaylonische Fragment aus Nippur, auf welches sich diese Zeile bezieht, weicht hier von dem ab, was uns durch die Hand Ipiq-Ajas überliefert wurde, und geht weiter mit:
... 's måg a muarts grosses Schiff werdn, // und hoassn soi's 'Hiata vom Leb'm'. ('Hüter des Lebens')
(nach: [Ermidoro, 2017, pg. 118])
Ob wir hier vielleicht die Spuren dessen wiedererkennen dürfen, von dem Jack Goody in
seinen Untersuchungen und Reflektionen zur
oral tradition (der mündlichen Überlieferung) und der 'Schriftkultur' ([Goody, 2000]) schreibt, wage ich nicht zu beantworten. Doch fände ich es höchst interessant, die abweichenden (und sich wieder vereinenden) Erzählstränge der verschiedenen 'Schichten' des inūa ilū awīlum unter etwaigen 'Gesetzmäßigkeiten' einer oral tradition zu beleuchten.
[...] Seine Konstruktion sei zur Gänze aus Schilfrohr.
Scher Di ned uma'n Woistaund, s'Lebendi' suach zaumma.
Auf Wohlstand verzichte, das Lebendige trage zusammen.
Ned scher-Di um d'Håb,
Verzicht' auf Besitz,
da-rett', des wås lebt.
errette, was lebt.
Tråg eini ins Schiff, a'n Saam' vo oi'm wås am Lebm is.
Trage hinein in das Schiff den Samen von alldem was am Leben.
Des Schiff, des wåst bau'n wülst,
Das Schiff, das Du bauen willst,
[...] sei[n] [...] soi-da gleich sei' [...]###ENDNOTE ###
nach [Wasserman, 2020, pg. 32]
soll [...] gleich sein in [...]
S'måg gleich sei, in Läng und da Broatn.
Es möge gleich sein an Länge und Breite.
--.
[...] wiar-a'n Kroas [...]
[...] wie einen Kreis [...]
Wiar vom Apsu so dicht måch a Dachi,
Wie vom Absu so dicht mag sein Dach sein,
das eam nirgns-her nu d'Sunn eina-schaut.
dass keine Sonne von nirgendwo drein-blickt.
Ziag Deck-Wänd ei[n], auffi und åwi.###ENDNOTE ###nach [Soden, 1994, pg. 637].
Davor: Måch Oba- und Unta-deck eini,
Ziehe Deckwände ein, nach oben und unten,
vastärk eam oi' seine Spant'n.###ENDNOTE ###
Mit Nathan Wasserman der uniātum mit 'frame' übersetzt ([Wasserman, 2020, pg. 41f.]), nehme ich an, dass es sich hier um die 'Grundstruktur' des Schiffes handelt (die 'Spanten' sind das, was ein Schiff (ohne seine Planken) wie ein Skelett aussehen lässt).
Ich danke Erich Hinterholzer für seine Hilfe bei der Wortfeld-Klärung zur Grundstruktur eines Schiffes. Ferner gilt mein Dank der Firma Bootbau Haitzinger in Attersee, die mir bestätigte, dass das Wort Spanten auch in der Alltagssprache gebraucht werde und der Firma Bootsbau Holzinger in Gmunden, die mir in einem Telefonat das Wort Kipfen für die Querstreben der Boote nannte. Ich möchte annehmen, dass hier eine Übereinstimmung mit dem Wort Chipfe existiert, zu dem im Schweizerischen Idiotikon die Bemerkung angeführt wird 'Chipfe könnte im Ablautsverhältnis zu Chapf, Chapfe, Chäpfen stehen und würde dann eben auch einen hervorstehenden Teil bezeichnen' ([Idiotikon, 1895, Bd. III, pg 408]) (... in wie weit sich dadurch auch die Mär um das Kipferl und die Zweite Wiener Türkenbelagerung relativiert, ist wohl eine andere Geschichte).
Verstärke die Spanten reih-um.
Mit a'm Pech dicht's guat å[b], damit's a wås her-hoidt.
Verpiche es wohl, damit es stabil sei.
[...] dicht's å[b] [...]
[...] verpich' es [...].
Åcht guat auf de Zeit, wiar-i's au[n]-såg,
Achte gut auf die Zeit, die ich sage.
Geh eini in's Schiff, vasüagit sei Tiar.
Dann geh hinein in das Schiff, mach' dicht seine Türe.
In s'Schiff eini bring oi Dei Gerstn, oi Dei Håb, oi Dei Guat.
Hinein in das Schiff trag' all Deine Gerste, all Deine Hab', all Dein Gut.
A'n Regn schick i boid auf Di nieda,###ENDNOTE ###
[Wasserman, 2020, pg. 40] erwähnt, dass hier ein Wortspiel vorläge zwischen zanānum 'to rain'/regnen und zanānum 'to provision'/versorgen
Bald schicke ich auf Dich einen Regen [...],
A gaunza Schwoarm Vögi, a Netz(?) volla Fisch.
ein ganzer Schwarm Vögel: ein Netz(?) voller Fisch.
[...] wirst måcha
[...] wirst Du machen.
bring eini in's Schiff s'Wü[ĺ]d vo da Steppm, a s'gfiedate Viech
In das Schiff bring das Wild von der Steppe und alles Gefieder.
Er håt d'Saund-uhr aufgmåcht, håt's au[n]-gfü[ll]t:###ENDNOTE ###
Die Übersetzungen pendeln hier zwischen einer Sanduhr die befüllt wird und einer Wasseruhr, die in Betrieb genommen wird.
Persönlich ziehe ich die Sanduhr vor -
zumal das Nahen der Flut ja durch bestimmte Wetterphänomene angekündigt,
die Dauer der Flut aber mit sieben Tagen angegeben wird. Zudem könnte so eine Sanduhr auch auf der Arche ein brauchbares (wenngleich etwas unhandliches) Utensil darstellen, das, selbst wenn es bei der absoluten Dunkelheit der Sintflut nicht mehr als Chronometer funktionieren sollte, immer noch seinen Teil zum Tiefgang des Schiffes beisteuern würde. Die Vorstellung einer Wasseruhr im Rumpf der Arche fällt mir da etwas schwerer.
Die Sanduhr hat er geöffnet und füllt sie.
Da Saund fiar de Fluat, siebm Nächt woar-a wert.
Der Sand für die Flut war wert sieben Nächte.
Atramhasis håt au[n]-gnuma d'Woasung,
Atramhasis nahm entgegen die Weisung,
g'sågt håt-a zu Enki sei'm Moasta:
er sagte zu Enki, seinem Herren:
I håb mei[n] Lebtåg koa Schiff baut,
Ein Schiff habe ich niemals erbaut.
Mågst ma hi[n] auf d'Erd' denn ned zeichna,
Zeichne mir doch seinen Entwurf auf die Erde,
das i woass, wiar ma s'Schiff nåcha måchat.
auf dass ich weiß, wie man so ein Schiff baue.
Und auf d'Erd hi[n] håts Enki eam zeichnet.
Und Enki zeichnete den Entwurf auf die Erde.
D'Wort', mei[n] Herr, i vasteh woi, wiarst ma's sågst,
// woi vasteh i, wås i hiazt zam toa[n] hå[b].
Dein Wort, Herr, verstehe ich wohl; wohl verstehe ich, was nun zu tun sei.
Do wiar soi i's da Stådt, de Leit und de Öltestn sågn?
Doch wie bring ich's der Stadt, den Leuten, den Ältesten bei?
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm griart, // gsågt håt-a z'meina, a'm seinig'n Diena, :
Enki hob darauf seine Stimme, // er sagte zu mir, seinem Diener:
Des is's, wås't ea[n] sågn wülst, waunst z'red wirst mit eana:
Dies sei, was Du sagst, wenn Du's ihnen berichtest:
Muarts an Zuarn håt Gott Enlil auf mi kriagt,
[[in Eich'ra Stådt måg-i länga ned bleib'm.]]
Einen großen Zorn hat Gott Enlil auf mich nun, [[in Eurer Stadt mag ich länger nicht bleiben.]]
Er håt d'Öltestn gruafm zu eam vuar sei[n]' Tiar hi[n].
Und so rief er die Ältesten vor seine Türe.
Atramhasis håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Atramhasis hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu de Ö[l]testn:
er sagte zu den Ältesten:
Eicha Gott und da mei' megn(t) si ned oans wer[d]n.
Euer Gott und der meine sind uneins.
Muarts zakråcht håbm-si Enki und Enlil.
Es zürnen sich Enki und Enlil.
Gschickt bin i wordn, in [d'Vabaunnung],
Gesandt bin ich, in die Verbannung,
dawei i [i]'n Enki oiwei vaehrt håb.
da ich Enki schon immer verehrte.
Des sant de Wort, wiar-a's gsågt håt.
Das sind die Worte, wie er's mir sagte.
Koa Lebm håb i mehr in [Eichana Stådt drin,]
In [Eurer Stadt] habe ich weiter kein Leben,
kau[n] auf Enlil d'sei[n] Erd' mein Fuass nimma setzn.
mag auf Enlils Erde meinen Fuß nimmer setzen.
I måg bei mei'm Gott sei[, druntn im Apsu].
Bei meinem Gott soll ich sein, unten im Absu.
Und ausschüttn üwa Eich wird a sein Reichtum:
Und ausschütten über Euch wird er seinen Reichtum:
a gaunza Schwoarm Vögi, a Netz(?) volla Fisch.
Ein ganzer Schwarm Vögel: ein Netz(?) voller Fisch. ###ENDNOTE ###... ob auch hier eine (lexikalische, und nicht nur eine semantische) Doppeldeutigkeit zu erwarten wäre (wie bei 'kukku/gukku' weiter unten)?
... a muarts reiche Erntn,
... Reichtum und Ernte:
Schlossa-buam foin in da Friah,###FOOTNOTE ###Zugleich kann dieser Satz auch bedeuten:
Eini in d'Friah wird's muarts finsta, geht's z'End mit'm Tåg, kimmt a Sturm-fluat daher. / (
Eine enorme Finsternis bringt der Morgen, und endet der Tag bricht eine Unwetter an.)
-- Mehr in Endnote ###ENDNOTE ###Bei kukku(/gukku) handelt es sich um ein Backwerk (Brote oder Kuchen) in einer speziellen (aber unbekannten) Form.
Ein ähnlich-klingendes Wort kukkû steht für Finsternis oder Unterwelt. ([CAD, 2010, K, pg. 498a])
Schlosserbuben fallen am Morgen,
geht's z'End mid'm Tåg ###ENDNOTE ###Es hat mich doch etwas überrascht, dass wir den Abend als 'Ende des Tages' auch heute noch in unserer Sprache mit-tragen (auch wenn wir den Tag nun anders zählen). Nur meine Verwunderung darüber, dass uns das Längenmaß der 'Ruten' (s. Fußnote 88 pg.
) noch bis vor wenigen Jahrhunderten - mit kaum nennenswerter Abweichung - erhalten blieb, war vielleicht noch ein etwas größer... , då foin auf Eich åwa vom Hümmi de Graup'm.###ENDNOTE ###
kimmt zuwa da Åbmd, då foin auf Eich åwa vom Hümmi de Graup'm.-- Ich weiß nicht, wie ich Elke Hanser und Doris Fellsner für ihre einstimmige 'Semmerl-Kritik' danken soll. Wie schnell hatte ich mich doch an diese absurden Zeilen gewöhnt, die da In da friah regnt-a sömmin, // gegnan åbmd zua wird's nåchat an woazn-regn griasln.
lauten wollten.
und zu Ende des Tages, da fallen auf Euch vom Himmel die Graupen.
Gråd-a-so is's, wiar-a's gsågt håt, Gott Enki.
Dies sind die Worte, wie Enki sie sagte.
Enki håt sei Stimm griart und sågt
Enki tat seine Aussage und sprach
[...] håb-i daher-bråcht und [...]
[...] habe ich gebracht und [...]
[...] auf da Stö[ll] a Wort [...]
[...] auf der Stelle ein Wort [...]
[...] a Goartn [...]
[...] ein Garten [...]
pinkZU_VERWIRREND?!
[[Atramhasis?]] håt drauf-hi[n] sei Stimm griart und gsågt:
[[Atramhasis?]] hob darauf seine Stimme und sprach:
[...] de Vasaummlung vo d'Öltesten [...]
[...] die Versammlung der Ältesten [...]
[...] Atramhasis zu de Öltestn [...]
[...] Atramhasis zu den Ältesten [...]
[...] håt s'Wort gheart und au[n]-gschaut [...]
[...] er hörte das Wort, schaute an [...]
[...] gråd des, wiar i's gsågt håb [...]
[...] diese meine Worte [...]
--.
pinkZU_VERWIRREND?!
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--.
Eini in d'Friah, gråd bricht da Tåg au[n] [...]
Am Morgen, bei Zwielicht,
san d'Öltestn [...[[kema]] ...] aus a jeglichn Gegndt.###ENDNOTE ###
zusammengesezt aus
C2 iib 3'10: de (10?) Öltestn [...]
Glilgameš XI 49: [...] san's vo üwa-(r)oi kema
[...[[kamen]] ] die Ältesten [...] aus jeglicher Gegend.
da Zimmamau[n] mit seina Håcka,
Der Zimmermann mit seiner Axt,
da Schülf-knecht mi'm seinig'n Stoan###FOOTNOTE ###
Das Wort atkuppu ('(a craftsman making objects of reeds)' im [CAD, 2010, A2, pg. 494]) wird häufig mit 'Rohr- oder Schilf-(matten-)flechter' übersetzt.
Seine Produkte wurden vorwiegend in der Architektur verwendet, kamen aber auch im Schiffsbau zum Einsatz, wie mir Michael Jursa erklärte.
der Schilf-Flechter mit seinem Steine.
[...] da Bersch [[håt(?)]] [...]
Der Jüngling [[hat(?)]] [...].
--.
Da Reiche håt Teer bråcht,
Teer heran brachte der Reiche,
da Oarme håt au[n]-zaht, wås's braucht håt.
der Arme trug, was sonst noch gebraucht wird.
Am 5tn Tåg håb i mi nåcha fiar de Fuarm entschie(d')n g'håbt:
Am fünften Tage hatt' ich mich für die Form entschieden:
Nåch dem Plan woarn-da d'Wänd 10 Ruatn nåch drobman.###ENDNOTE ###Ruatn: 1 Rute misst ca. 3.16m (=10 Fuß) und entspricht damit beinahe dem sumerischen Mass 1 Rohr (= 6 sumerischen Ellen) = 3.11m
Nach dem Plan reichten die Wände 10 Ruten nach oben,
Es woar sei Dachi 10 Ruatn im Durch-måß.
und der Durchmesser des Daches war gleichfalls 10 Ruten.
Sein Rumpf håb i g'messn und ausglegt(?).
Seinen Rumpf bemaß ich und legte ihn aus.
Ei[n]-zogn håb i drinnan 6 Deck-wänd.
Eingezogen hab ich darin sechs Böden,
Auf-teult is's g'wen in 7 Stock-werk.###ENDNOTE ###
Was demnach einer Raum-Höhe von c.a. 9 (sumerischen) Ellen (anderthalb Rohr [Gar(?) oder Ruten] - oder ca. 4.5m) entsprechen müsste.
in sieben Stockwerke teilt' ich es auf.
In-wendi[g] auf-teult woar's auf 9 Teul.###ENDNOTE ###
Teilt man einen Kreis auf neun Teile, so ergibt sich ein Mittelpunkts-Winkel von 40 Grad und ein Innenwinkel (an den Schnittpunkten zum Kreis) von 140 Grad (resp.:2 x 70 Grad
an der Trennwand) :!
Inwendig aufgeteilt war's auf neun Teile.
Hå(b)' a Tränk'n jöweuls z'mitt eini ei[n]-gschlågn.###ENDNOTE ###
[Schott, o.J.]: Wasserpflöcke schlug ich ihm ein in der Mitte.
Wassertränken schlug ich ein, jeweils zur Mitte.
I håb a Steier-g'stäng drau[n]-gmåcht, dazua des wås's braucht håt.
Bracht' ein Steuergestäng' an, dazu was es sonst braucht.
Sechs ###ENDNOTE ###Drei Sar(?) Sar truckan Teer ###ENDNOTE ###trockenen (rohen) Teer ('of dry bitumen' [Wasserman, 2020, pg. 73]) håb-i eini i'n d'Öfm
Mit sechs(/drei ) Sar Teer beschickt' ich die Öfen,
Drei pinkSar flüssign Teer ###ENDNOTE ###(flüssigen,) rohen Teer ('of crude bitumen' [Wasserman, 2020, pg. 73]) schütt i a nu dazuar.
Drei Sar rohen Teer goß ich auch noch hinzu.
3 Sar Öl håbm's eina-trågn, de d'Låstn daher-zahn.
Drei Sar Öl trugen hinein, die Träger der Lasten.
Nebst dem oan Sar Öl, des drinan nu braucht wuart,###FOOTNOTE ###
Davor: Nebst dem oan Sar Öl, des fiar d'Opfa-gåb braucht wird, --
Nach [Wasserman, 2020, pg. 73] dürfte neben dem Teer auch Öl bei der Verpichung des Schiffes verwendet worden sein.
Nebst dem einen Sar Öl, das die Verpichung noch brauchte,
2 Sar Öl, de da Schiffa auf d'Seit graamt
zwei Sar Öl, die der Schiffer verstaut hat.
Woi a poar Oxn hå[b] i g'stocha fiar d'Werk-leit,
Wohl ein paar Ochsen stach ich, zum Wohle der Werk-Leut,
hå(b) Schafi g'schlåcht, a'n jed'n Tåg.
schlachtete Schafe an jedem Tag.
Bier und a Weiss-bier, Öl und Wei' //
fiar d'Leit,
Bier und auch Weißbier, Öl und Wein -- Den Leuten
gråd ois ward's Wåssa vom Fluss, håb i's auf-tischt.
reichte ich's [dar], grad' als wär's Wasser vom Flusse;
Hå' a'n je[d]'n Tåg wiar a Fest gebm; ois ward's gråd Nei-joahr.
Gab einen jeden Tag wie ein Fest, als wär's grad Neujahr.
Wiar si d'Sun zoagt, måch i des nu, wås g'måcht g'heart,
Als die Sonne sich zeigt, tat ich noch was zu tun war,
und daun woar, nåch siebm Åbmd, es Schiff ferti'.
und am siebten Abend, da stand das Schiff fertig.
[...] is schwaa gwen,
[...] war mühsam(?) //(fiel schwer(??))//,
D'[Stütz-hoiz] håbm d'Schiffs-baua au[n]-zaaht, fiar drobm und fiar druntn.
Die Stützhölzer brachten die Schiffsbauer, für oben und unten.
[...] zwoa Drittl[?im Wåssa?].###ENDNOTE ###
[Schott, o.J.]: Bis das Schiff zu zwei Dritteln im Wasser schwamm.
... zwei Drittel [?im Wasser?].
--.
--.
--.
Atramhasis [...]
--.
--.
--.
--.
--.
--.
--.
--.
--.
--.
daher-trågn [...]
Herbei-getragen [...]
I hå[b]'s au[n]-g'låndt, mit oi'm wås i g'håbt hå[b].
[Und] ich belud es, mit dem was ich hatte.
I hå[b]'s au[n]-g'låndt, mit oi'm wås i g'håbt hå[b] aun Süwa.
[Und] ich belud es, mit dem was ich hatte an Silber.
I hå[b]'s au[n]-g'låndt, mit oi'm wås i g'håbt hå[b] aun Goid.
[Und] ich belud es, mit dem was ich hatte an Gold.
I hå[b]'s au[n]-g'låndt, mit oi'm wås i g'håbt hå[b] aun Sååt-guat.
[Und] ich belud es, mit dem was ich hatte an Saatgut.
De reinen [ [?: Viecha :?] ...]
Die reinen [ [?: Tiere :?] ...]
De fettn [ [?: Viecha :?] ...]###ENDNOTE ###Auch wenn diese beiden Zeilen nur sehr fragmentarisch erhalten sein mögen, so erinnern sie doch an Genesis 8:20 :
NOah aber bawte dem HERRN einen Altar/ //
vnd nam von allerley reinem Vieh/ //
vnd von allerley reinem Geuogel/ //
vnd opffert Brandopffer auff dem Altar. //
([Luther, 1545, fol. 5r]),
... Es war im Aufsatz von Gerlinde Baumann [Baumann, 2013] in dem sie die Opfergaben nach der Sintflut im Atramhasis-Epos und der Bibel vergleicht, dass sich mir diese Stelle im Epos und jener Bibelvers zusammenfügten.
Die fetten [ [?: Tiere :?] ...]
Håt-a aus-gsuacht,[aun Bord bråcht]
suchte er aus, [bracht' sie an Bord].
D'Fliagad'n, vo drobman im Hümmi,
Die Fliegenden, von droben im Himmel,
s'Viech mit de Herndl vom
Šakan
[[, a'm Rinda-Gott]]]
Das gehörnte Vieh Šakan's[[, des Rinder-Gottes]]
vo da Stepp'm es Wüld,
Das Wild aus der Steppe,
[...] [[eini]] aun Bord bråcht.
[...] bracht' er an Bord.
Und d'Zeit håt ma d'Sunn drauf-hi[n] au[n]-kündt:
Und die Sonne zeigt mir die Zeit an:
Schlossa-buam foin in da Friah, geht's z'End mid'm Tåg, då foin auf Eich åwa vom Hümmi de Graup'm.
Schlosserbuben fallen am Morgen, und am Ende des Tages, da fallen auf Euch vom Himmel die Graupen.
Daun geh eini in's Schiff, måch Dei Tiar zua.
So geh' hinein in Dein Schiff, verschließ' seine Türe.
Und zuwa kimmt d'Zeit, wiara('s) gsågt håt:
Und herbei kommt die Zeit, wie er's sagte:
Schlossa-buam foin in da Friah; 's geht z'End mid'm Tåg, då foin auf oa[n]s åwa vom Hümmi de Graup'm.
Schlosserbuben fallen am Morgen, der Tag geht zu Ende, da fallen vom Himmel die Graupen.
???
[...] Bei Nei-liacht,###ENDNOTE ###
[...] Am [Au[n]faung vom] Monat; genau genommen: wenn das erste Mondlicht nach Neumond sich zeigt...
??? [...] Bei Neulicht,
[...] ei[n]-glåndt de Leit
[...] lud er die Leute
[...] auf a Festl.
[...] zu einem Feste.
[...] sei' Famülie, eini aun Bord bråcht.
[...] seine Familie bracht' er an Bord.
Se essn, se tringan,
Sie essen, sie trinken,
er rennt auf und å[b].
er läuft auf und ab.
Rennt eini, rennt aussi,
Läuft hinein, läuft hinaus,
måg ned sitzn, ned hukka.###ENDNOTE ###
hoidt ned stüll, håt koa Ruah.
hat keine Ruh', hält nicht stille.
Sei' Herz is eam z'sprunga, sei' Goi' haut's eam auffa.###ENDNOTE ###... de Goi muass-a speibm.
Sein Herz ist zersprungen, seine Galle erbricht er.
Und aft draht si es Weda.
Und da dreht sich das Wetter.
Scho[n] brüllt Adad fiara aus d'Woikn.
Adad brüllt hervor aus den Wolken.
's Gschroa vo dem Gott miassn's au[n]-hearn.
Das Geschrei des Gottes müssen sie anhören.
--.
[...] håt då laut g'schriarn [...]
###ENDNOTE ###
Wörtlich: [...] hat hingeworfen [das/ein] Ge[*schrei] [...]
[...] hat laut geschrien [...].
Gschnappt håt-a s'Pech, sei Tiar, das-a's å[b]-dicht.
Das Pech nahm er da, seine Tür abzudichten.
A'm Steia-mau[n], Pusur-Amurri, 'n Schiffa,
Dem Steuer-mann, Pusur-Amurri, dem Schiffer,
in sei Händ håb i's gebm, 's große Bauwerk.
in seine Hand gab ich's, das große Bauwerk.
Und kaam håt-a's zua-g'håbt, sei Tiar,
Und kaum war die Türe verschlossen,
wiar si da Tåg im erstn Liacht zoagt, // san vo da Grundfest' vom Hümmi d'schwoarz' Woikn daher-zogn.
als sich der Tag im ersten Licht zeigt, // ziehen von der Grundfeste des Himmels schwarze Wolken einher.
Adad, der brüllt då fiara aus d'Woikn.
Adad, der brüllt hervor aus den Wolken.
Šullat und Ḫaniš de schreitn vuarn-au[n],
Šullat und Ḫaniš, sie schreiten vorn-an,
wiar d'Heroid, üwa d'Heh und es Toi.
wie Herolde über die Höh' und das Tal.
Und de Wind wahn wiar wüld, wiar-a å[b]-legt.
Die Winde wehen wie wild, als er ablegt.
Es Seul håt-a kappt, låsst s'Schiff vo da Lei[n]'.
Er kappte das Seil, das Schiff geht von der Leine.
--.
--.
--.
... de Schülf-Mattn ###FOOTNOTE ###Nachdem diese Schilfmatten in der Architektur und im Schiffsbau Anwendung fanden (aber auch im Alltag - oder zumindest bei rituellen Handlungen - wie Stefania Ermidoros Übersetzung des 'Oiwei ehrts an Muataloab' in Endnote 38 schließen lässt),
dürften diese und die folgende Zeile ein sehr mächtiges Bild dargestellt haben.
... die Schilfmatten
[...] vom U[n]-weda z'moimt gwen.###ENDNOTE ###'vom Unwetter zermalmt.'
nach
'... zer]malmte das Ungewitter'
([Soden, 1994, pg. 639])
[...] vom Unwetter zermalmt.
Adad håt's ei[n]-gspaunnt, de Wind, d'seinign Hengst###ENDNOTE ###
Ähnlich klingen auch die Vorbereitungen Marduks auf den Kampf mit Tiamat im enūma eliš
iv (41-52):
[41] Er machte ein Netz, um die Eingeweide der Tiamat zu fangen, // und postierte die vier Winde, daß kein Teil von ihr entkomme. //
Den Südwind, den Nordwind, den Ostwind, den Westwind // stellte er neben sein Netz, Winde, die ihm sein Vater Anu gegeben. // [45] Er machte den bösen Wind, den Sandsturm, das Unwetter, // den Vierfach-Wind, den Siebenfach-Wind, den Chaos verbreitenden Wind, den ...-Wind. // Er sandte die sieben Winde aus, die er gemacht hatte, // und sie stellten sich hinter ihm auf, um Tiamats Eingeweide zu verwirren. // Bel erhob die Sturmflut, seine große Waffe, // [50] er fuhr auf dem fürchterlichen Wagen des unwiderstehlichen Sturmes. // Vier Rosse zäumte er auf und spannte sie vor ihn, // [52] den Zerstörer, den Erbarmungslosen, den Trampler, den Schnellen.
[Lambert, 1994, pg. 584f.]
Seine Hengste, die Winde, spannte Adad da ein.
Süd-wind. Nord-wind. Ost-wind. West-Wind.
Süd-wind. Nord-wind. Ost-wind. West-Wind.
Da Sturm. Da Orkan. Würbi-wind. Woiknbruch.
Den Sturm. Den Orkan. Wirbel-wind. Wolkenbruch.
A bes' Wind. Es dahebm si de Wind ålle-zaumma.
Den üblen Wind. Es heben sich die Winde gemeinsam.
Da Südwind ziagt auf, aun seina Seitn.
Der Südwind zieht los, an seiner Seite.
Da Westwind foahrt los, aun seina Seit'.
Der Westwind bricht los, an seiner Seit'.
[[...]] san's loszogn [[...]]
[[...]] stürmen sie los [[...]]
'es Gspaunn, da Streit-Wåågn vo d'Götta,
Der Streitwagen der Götter
is vuar-prescht. Håt's umbråcht. Maht's nieda.
jagte voran. Er tötet. Reißt nieder.
Au[n]-g'füllt Ninurta de Gräb'm bis drobm-hi[n].
Ninurta füllt die Gräben bis oben.
Errakal ausgrissn d'Aunka-plo[c]h.
Errakal reißt die Duckdalben aus.
D'Anunnaki håbm au[n]-kent d'ean Fåkkln,
Ihre Fackeln entzünden die Anunnaki,
in ean' grausig'n Liacht dastroiht då es Laund.
in ihrem grausigen Licht erstrahlte das Land.
A'm Adad sei Wind waht bis auffi'n Hümmi.
Des Adad Wind weht hinauf in den Himmel,
S'letzt' Stroafal Liacht woacht da Finstan.###ENDNOTE ###
[Hecker, 1994, pg.732]: alles Helle wurde in Finsternis verwandelt.
ein letzter Streifen Licht weicht dem Dunkel.
[Anzu, mit seine] Kroin,
[ Anzu, mit seinen] Krallen,
[håt-a z'rissn] a'n Hümmi.
[zerriss er] den Himmel.
[[Wiar an Kruag håt-a's z'schlåg'n]]
'es Laund,
[[Wie einen Krug hat er zerschlagen]] das Land
wiar-an Kruag za-schlågn eana Gschroa.
wie einen Krug zerschlagen, all ihr Geschrei.
Üwan gaunzn Tåg blåst da Regn-Wind.
Einen ganzen Tag lang [tobe] der Südwind.
Muarts-gach is üwa-ea[n]' d'Fluat eina-brocha.
Unheimlich rasch brach die Flut auf sie nieder.
Wiar-a Schlåcht foit de Mord-wåffm her üwa d'Menschheit.
Wie eine Schlacht fällt die Mordwaffe ###ENDNOTE ###kašūšu: Eine (nicht näher bestimmbare) Waffe der Götter, die aber mit der Sintflut in Verbindung stehen dürfte. [CAD, 2010, k, pg. 296b]: 1. overpowering divine weapon, 2. annihilation, crushing defeat;
über die Menschheit.
Bruada siagt nimma sein Bruadan.
Nicht konnte der Bruder den Bruder noch sehen,
'S håt koana si umg'schaut nåh'm aundan, in eanam Vaderbm.
sah keiner sich um nach dem And'ren, in ihrem Verderben.
D'Fluat, wiar de Stier håt's då brüllt g'håbt.
Die Flut hat gebrüllt wie die Stiere.
Und de Wind de håbm pfiffm
Und die Winde, sie pfiffen,
wiar vo d'Ådla de Schroa.
wie der Adler Geschrei.
Uma woar's finsta, z'segn woar koa Sun mehr.
Herum war es Finster, keine Sonne zu sehen.
Eanare Gschöpf', schwoabt's då uma, wiar d'Fliag'n.###ENDNOTE ###
nach [Soden, 1994, pg. 640] ([die ...... flatter]ten umher wie die Fliegen.)
Ihre Geschöpfe reißt es fort wie die Fliegen.
D'Aungst dakimmt d'Götta, beim Gschroa vo da Sintfluat.
Angst befällt Götter, beim Tosen der Sintflut.
Se vasteckan-si, drobman im Hümmi:
Sie verstecken sich oben im Himmel.
Midanaund huckan's draussn.
Sie alle samt hocken draußen.
Anu söwa håt s'Gschroa vo da Fluat g'fiacht.
Selbst Anu hat Angst, vorm Geschrei dieser Flut.
S'Herz vom Gott håt wüld pumpat.
Das Herz des Gottes schlägt laut.
Anu, sei Vastaund woar wiar austauscht.###ENDNOTE ###
[Wilcke, 1999, pg. 89]: [Anu] - sein Verstand veränderte sich (= war ganz von Sinnen),
Wie ausgewechselt war Anu's Verstand.
D'Götta, d'sein Kinda, a zaum-kauert's Heifal,
Die Götter, seine Kinder, auf ein Häufchen gekauert,
san's då vuar eam g'legn.
lagen sie vor ihm.
D'Nintu, de machtige Herrin,
Nintu, die mächtige Herrin,
s'Wort måg ned sågn, wiar's ihra da-baungt.###FOOTNOTE ###
Nintu, der großen Herrin, Lippen verhüllen ihre schreckliche Angst.
([Wilcke, 1999, pg. 90])
Stefania Ermidoro liest auch an dieser Stelle (bereits) die Anzeichen für die akuten Symptome der Hungersqualen der Götter / der Göttin: Nintu, de machtige Herrin: ihre Lippm, oa oanzige Rau[d]n (/Wund'n). (Nintu, la grande signora: le sue labbra erano ricoperte di [pi]aghe. [Ermidoro, 2017, pg. 108]). So möchte ich annehmen, dass dieser Satz -zu seiner Zeit - diese beide Bedeutungen in sich vereint(e).
Lippen verhüllen, wie sehr es ihr bangt.
D'Anunnaki, de Götta, de machtign,
Die Anunnaki, die mächtigen Götter:
wiar huckans, voi Durscht und voi Hunga.
Wie saßen sie, voll Hunger und Durst!
Woanat håt d'Göttin då hi[n]-gschaut
Weinend richtet die Göttin den Blick da
auf d'Hebam vo d'Götta, d'afoahrne Mami:###ENDNOTE ###
Wilcke: Weinend blickte die Göttin auf die Hebamme der Götter, die erfahrene Mami. ([Wilcke, 1999, pg. 91])
Nicht frage ich, ob es mir zusteht: Doch ich finde Claus Wilckes Übersetzung dieser Stelle unglaublich (und auch unheimlich mutig). Denn dieses Bild einer 'De-Personalisierung' - wie unerwartet dies auch scheinen mag, in einem Textzeugnis, das vor über dreieinhalb Jahrtausenden entstanden ist - scheint mir fast übertreffbar, um das 'Ausser-sich-Sein' der Göttin zu beschreiben, vor Trauer, vor Schmerz, (vielleicht auch vor Angst); zumal die Göttin 'ihren Blick' dabei auf sich und 'ihren Namen und Beinamen als die creatrice', als 'die Schöpferin aus der ersten Tafel' richtet
(denn an jeder anderen Stelle der dritten Tafel, die von ihr berichtet, wird sie Nintu genannt), während sie in demselben Moment Zeugin der Vernichtung der von ihr in die Welt gesetzten Kreaturen, ihrer 'Kinder', wird.
auf die Hebamme der Götter, die erfahrene Mami:
Dumpa werd, Tåg! Werd wieda finsta!
Verdunkle Dich, Tag! Werd' wieder finster!
Wiar hå[b]-i-da netta
Wie konnte ich nur!,
vuar da Vasaummlung vo d'Götta###ENDNOTE ###
Eigenartig, wie sich die Bedeutung gleich wandelt, wenn man 'vuar da Vasaummlung' und nicht 'in da Vasaummlung' sagt...
IN - konsens-findend, Teil der/einer Gruppe
VOR - kundtun der eigenen Meinung vor allen anderen
... ob nicht 'unsere Demokratie' auch mal wieder so etwas brauchen könnte: dass vor der Versammlung gesprochen würde, anstatt in oder gar mit ihr...
vor der Versammlung der Götter,
ei[n]-stimma megn, in eana Vaderb'm.
einstimmen in ihr Verderben.
Üwarumpit vo Enlil, scho[n] håt's mei Mund gsågt ghåbt.###ENDNOTE ###
[Wilcke, 1999, pg. 91]: Enlil wurde zu mächtig für mich, ließ meinen Mund es sagen.
Überrumpelt von Enlil, schon kam es mir über die Lippen.
So wiar der-oanst d'Tiruru sölbig###ENDNOTE ###Den Vergleich mit der Götttin Tiruru verstehen wir leider nicht. Sie ist nur aus Götterlisten bekannt.
([Wilcke, 1999, pg. 93])
Claus Wilcke übersetzt mit:
So wie jene Tiruru // nahm er meinem Mund die Kraft. ([Wilcke, 1999, pg. 91])
So wie dereinst Tiruru selbigst,
håt er ma då d'Wort g'schwächt
schwächte er meine Worte
fiar mi söwa und a'n meinign Loab z'red'n.
für mich selbst und meinen Körper zu sprechen. ###ENDNOTE ###für mich selbst und den meinen Leib noch zu sprechen.
Ean're Schroa so z'da-hearn, wiar schwar låst's auf mir.
Ihre Schreie zu hören, wie lastet's auf mir!
Meine G'schöpf: wiar de Fliag'n;
Meine Geschöpfe: wie Fliegen!,
Gaunz ohne mei Hülf'!
###ENDNOTE ###
Nathan Wasserman übersetzt diese Zeilen mit Mei Schuid is's, das's ea[n] dageht wiar de Fliag'n. ([Wasserman, 2020, pg. 34]: It is my blame that my offspring have become like flies).
ich kann nichts für sie tun.
Und i, wiar hät i mei Wohnstätt
Und ich, wie hätt' ich die Wohnstatt
im Haus vo da Weh-klåg! Vastummt is's, mei G'schroa!###ENDNOTE ###
Ich gehe davon aus, dass das 'Geschrei' hier als eine 'Eigenschaft für das Ganze' (als 'Metonym' also) für die Menschheit steht (und nicht sich auf die Klage Nintus bezieht).
im Hause der Wehklag'. Verstummt!, mein Geschrei!
Soi i geh, nåch drobman, in Hümmi,
Soll ich gehen, hinauf in den Himmel!?
Soi i d'Wohnstått håbm,
Meine Wohnstatt haben,
im Haus, wo's z'Hauf liegn de Leichn?###ENDNOTE ###
im Tömpi vo d'auftürmtn Leichn?
im Haus, wo sich türmen die Leichen?
Wo-hi[n], Anu, is der Fürst mit seim' Geist hiazt,
Wohin, Anu ist er, der Fürst mit dem Geist nun.
auf den's sei Wort gheart håbm, de Götta, d'sein Kinda?###ENDNOTE ###
Auch wenn ich mit Claus Wilcke annehmen möchte, dass hier, als Einleitung
der 'Anklage Enlils', eben dieser gemeint sein dürfte (vgl. [Wilcke, 1999, pg. 93]), so finde ich die Formulierung im Text doch recht spannend, die es (anfangs) gewissermaßen offen lässt, ob Anu, Enlil oder eventuell (als eine Art Manifestation der Klage über den vernichteten Menschen) gar Awila mit dem be-el ṭe4-mi gemeint sein könnte.
Auf dessen Worte sie hörten, seine Kinder, die Götter.
Ned håt-a gross nåch-denkt, håt d'Sintfluat daher-bråcht,
Nachgedacht hat er nicht lange, brachte die Sintflut herbei,
håt üwa d'Menschheit s'Vaderbm eina-bråcht.
gab die Menschheit dem Untergang preis.
--.
--.
--.
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Då hebt d'Nintu ihr Klåg au[n]:
Da erhob Nintu die Klage:
Håt denn a Maunnsbü[l]d mei Menschheit auf d'Wölt bråcht!?###ENDNOTE ###Ois häd a Våda mei' Menschheit in d'Wölt gsetzt!? --
Doch mit Maunnsbüld scheint mir der Satz dem Schmerz, der Verzweiflung Nintus um ein kleines Stück näher.
[Wilcke, 1999, pg. 93]: Hat mir etwa ein Vater [meine] M[enschheit] geboren?
Bracht' denn ein Vater meine Menschheit zur Welt!?
Drinan im Meer då liegns uma,
Da treiben sie hin in den Fluten,
wiar im Fluss drin' d'Libö[ll]n.
wie Libellen im Fluss.
Wiar-a Floss liegn's, des gstraundt is, im Au-Laund.
Wie ein Floß gestrandet, füllen sie Auland,
Wiar-a gstraundetes Floss, liegn's in da Steppm, aun d'Ufa.
wie ein gestrandetes Floß: in der Steppe, an Ufern.
I muass segn und i woan üwa ean'.
Ich muss es anseh'n; -- beweint hab ich sie.
I måg auf-da-hearn, eant-hoiba z'jamman.###ENDNOTE ###
Wilcke:
Ich höre nun auf, ihretwegen zu jammern!
Ich mag's nun aufhör'n, ihrethalben zu klagen.
Sie håt g'woant, und ihrm Herz a'n frein Lauf gebm.
Sie hat geweint, ließ dem Herz freien Lauf.
Dahi[n]-g'woant håt d'Nintu,
Vor sich hin weinte Nintu
voi Sehnsucht ihr Klåg.###ENDNOTE ###
Wilcke:
klagend hat sie ihre Sehnsucht geäußert.
ihre Klage voll Sehnsucht.
Klågt üwa's Laund håbm mit ihra de Götta.
Das Land, es beweinten mit ihr die Götter.
Wiar's ihra sått-dawoant håt,
Als sie sich satt-geweint,
då diarscht's ihr nåch Bier.###ENDNOTE ###
då blaungt's ihr nåch Bier.
war ihr Durst groß nach Bier.
Duart wo's g'sessn is, s'Gsicht volla Bee'l,
Dort wo sie saß, das Gesicht voll der Tränen,
håbm's ean' Plåtz gsuacht, wiar d'Schafi ###ENDNOTE ###[[, de Götta,]] ,
ließen auch sie sich nieder, wie Schafe.
håbm's voi-trenzt de Gräbm.###ENDNOTE ###
Wilcke
füllten sie Gräben (= vergossen sie Bäche von Tränen),
Sie füllten die Gräben [[mit Tränen]].
Oa oanzige Rau[d]n###ENDNOTE ###Raude, räude: grindiger ausschlag am körper. ([Grimm, 1961, Bd.14, 255, 7])
oa oanzige pletschn:'(Fieber-)Blase', Abszess. --
pletzen: schorf, kruste
woarn d'ean' Lippm vuar lauta Hunga.###ENDNOTE ###
Unter den Symptomen des Vitamin-B6-Mangels führt Wikipedia u.a Cheilosis (Erkrankungen der Lippen) und Glossitis (Erkrankungen der Zunge) an. Zu den Mangelerscheinungen wird vermerkt: Weil in fast allen Nahrungsmitteln Vitamin B6 vorkommt, sind Mangelerscheinungen selten. https://de.wikipedia.org/wiki/Vitamin_B6 Stand: 2019-09-26, 06:06UTC
Ebenso werden trockene Haut
(d'ean Gsichta gaunz graab woarn),
Energielosigkeit (låsst's ea[n] z'maaht sei, und letschat) als Anzeichen der Unterernährung und des damit verbundenen Vitamin(B)-Mangels angeführt.
26#26
Eine einzige Wunde ihre Lippen, vor Hunger.
Es bei[t]ln ea[n] d'Krämpf her.###ENDNOTE ###mentre per la fame pativano crampi [Ermidoro, 2017, pg. 110]
Sie zittern vor Krämpfen.
Siebm Tåg und siebm Nächt laung, // da muarts Regn und de Sintfluat.
Sieben Tage und sieben Nächte // der arge Regen, die Sintflut.
Duart wo's [...]
Dort wo sie [...]
[[[håts]??? åwa-ghaut ]] [...]
[[fielen(?)] hernieder [...]
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[[? s'Schiff]] [...]
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nåch de Wind'[ håt-a's doar-bråcht] [...[[//GE xi 155//:]] håt-a's aussi-ziagn låssn]
Nach den Winden [brachte er's dar] [...[[ //GE xi 155//:]] ließ er sie ausziehen]
Håt-a's hi[n]-glegt [...][...[[//GE xi 155//:]] håt-a d'Schütt-opfa doar-bråcht.]
Legte er's nieder, [...][...[[ //GE xi 155//:]] brachte Schütt-Opfer dar.]
Håt###ENDNOTE ###
eigentlich I håb ... aber in diesem fragmentarischen Teil scheint mir eine textgetreue Wiedergabe des Ich-Erzählers aus dem Gilgamesch-Epos zu verwirrend...
siebm und siebene d'Rauchfassl aufgstöllt.###ENDNOTE ###
Leicht erschreckt's mich, dass mir die Parallele zu den 2x sieben Loam-Breckal der Belet-ili erst nach Monaten auffällt.
Stellte sieben und sieben die Rauchfässer auf.
Eini machti[g] aun Siaß-grås, aun Myrtn, aun Zedan:
Mit mächtig an Süßgras, an Myrte, an Zedern
Auf ea[n]' håt-a nieda-g'regnt d'Noahrung.
regnet er auf sie nieder die Nahrung.
--.
S'Räicha-werk
schmeckan's, de Götta.
Das Räucherwerk schmecken die Götter.
[wiar d'Fliagn san de Götta] auf d'Opfa-gåb zuwi.
Hin sind die Götter an's Opfer wie Fliegen.
Nåchdem's ihra gsättigt am Opfa,
Als sie sich am Opfer gesättigt,
håt d'Nintu si auf-g'richt
richtet Nintu sich auf,
måcht eana den Vuarwurf:
macht ihnen den Vorwurf:
Wo-hi[n], Anu, is er hiazt,
Wohin, Anu, ist er nun,
da Fürst, der a'n Geist ghåbt.
der Fürst, der den Geist hat.
Enlil is glei aun's Raichawerk zuwi.
Gleich ans Räucherwerk hin eilte Enlil,
Er, der ohne gross denga de Sinfluat daher-bråcht,
Er, der ohne zu denken die Sintflut bewirkte;
üwa d'Menschheit s'Vaderbm eina-bråcht håt;
der die Menschheit dem Untergang preis gab,
das Eicha Mund de Vanichtung daher-bråcht,###ENDNOTE ###
Nach [Wasserman, 2020, pg. 35].
dass Euer Mund die Vernichtung herbei-bracht',
das d'ean' stråhladn Gsichta oi graab wor[d]n.
dass ihre strahlenden Gesichter alle ergrauten.
Und zuwa nimmt d'Machtige d'Fliag'n,###ENDNOTE ###
Claus Wilcke fasst zusammen: Zum ewigen Gedenken an den Tod ihrer Geschöpfe will sie ein ihr von Anu geschenktes Fliegengeschmeide tragen.
([Wilcke, 1999, pg. 95])
Und zuwa, håt's, d'Machtige, d'Fliagn druckt, -- Ohne zu wissen, ob der Text es erlaubt, wollte ich ursprünglich davon ausgehen, dass Nintu dieses 'Fliegen-geschmeide' (?aus Lapis-Lazuli?) bereits trägt und es bei dieser Rede fest an sich drückt. Doch scheint mir die Rede Nintus diese Annahme nicht zu gestatten.
Und an sich nahm die Mächtige, jene Fliegen,
de Anu söwa ihr g'måcht håt, zu ihra:
die Anu selbst für sie machte:
Mei' Traua is d'eanre.
Meine Trauer: die ihre.
Ea[n] Schicksoi es mei'.
Ihr Schicksal: das mein'.
Megn's ma hö[l]ffm, aus meina Vazweiflung,
Mögen sie mich leiten aus meiner Verzweiflung,
mir bringa mein Fried'n.
den Frieden mir bringen.
Lasst's mi aussi geh [[in da Friah?]]
Lasst mich hinausschreiten, [[morgens(?)]]
aussi ins Laund [...]
ins Land [...]
Vo hiazt-au[n] mengnt d'Fliagn sei
Die Fliegen, sie seien
um mein Hois da Lapis Lazuli.
der Lapis Lazuli um meinen Nacken:
Megn's mi oi Tåg auf eana d'arinnan.
Auf dass sie mich täglich an sie erinnern.
Megn d'Götta oi zaumma zuwi aun's Opfa,
Mögen die Götter ans Opfer, alle zusammen.
do s'måg Enlil aun's Opfa ned zuwi.
Möge Enlil an's Opfer nicht kommen.
Er, der ohne gross denga, de Sintfluat daher-bråcht,
Brachte er doch, ohne zu denken, die Sintflut herbei,
meine Gschöpf a'm Untagaung preis-gebm.
gab meine Geschöpfe dem Untergang preis.
Då dasiagt-a es Schiff, da Kriagsherr Enlil,
Da erblickt er das Schiff, der Kriegsherr Enlil,
Muarts a'n Zuarn kriagt-a auf de Igigi:
und erbrennt in Zorn auf die Igigi:
De machtign Anunnaki oi zaumma
Wir, die mächtigen Annunaki alle zusammen,
samma si ålle oans auf an Eid g'wor[d]n.
wir hatten es alle geschworen!
Und do kimt's, das's Leb'm då aus-kimt?!###ENDNOTE ###Da dove è sfuggita la vita? // Come ha potuto l'uomo sopravvivere alla catastrofe?
([Ermidoro, 2017, pg. 111])
Wie konnte das Leben entkommen!
Wiar kau[n] da Mensch sei'm Vaderb'm då davau-sei?!
Wie konnt' der Mensch der Vernichtung davon sein.
Anu håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Anu hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a, zum Kriagsherrn Enlil:
er sagte zum Kriegsherren Enlil:
Wer sunst hät da d'Schneid,###ENDNOTE ###
Chi avrebbe potuto osare tanto, // si non Enki. ([Ermidoro, 2017, pg. 111]).
Wer wagt' wohl solch's Werk,
waun ned Enki aloan.
wenn nicht Enki allein. ###ENDNOTE ###wenn nicht Enki, selbst.
Håt d'Schülf-wänd woi d'Wort ned bei ihr g'hoidn megn.###ENDNOTE ###
Woit d'Schülf-wänd woi d'Wort si ned g'hoidn.
/
Auskema handt d'Wort woi da Schülfwänd.
Wollt die Schilfwand das Wort wohl bei sich nicht behalten!
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enki hob darauf seine Stimme,
gsågt håt-a zu de Götta, de machtign:
er sagte zu den mächtigen Göttern:
[Woahr!], håb i's tau[n]! - Gråd-a-so vuar Eich!
Für wahr tat ich es, und ich tat es vor Euch.
[[Gern g'steh i ei[n],]] das i s'Leb'm darett hå'.
Ich stehe gern dafür ein, dass ich das Leben errettet.
Woasa unta de Götta, Kriagsherr:###ENDNOTE ###
«Das altbabylonisch nur für Enki bezeugte Epitheton apkallu [in GE xi 178] betont hier die Ironie.» [Wilcke, 1999, pg. 96]
Weiser unter den Göttern, Kriegsherr:
Ohne groß denga håst d'Fluat
Hast Du die Flut doch gebracht,
[...] då daher-bråcht.
ohne zu denken.
Hiazt håst-da a Luft gmåcht,###ENDNOTE ###Hiazt håst Deim' Herz Luft gmåcht:
Nun hast Du Dir Luft gemacht:
Ziag d'Züagi,låss's schleiffm.###ENDNOTE ###
Claus Wilckes Übersetzung der entsprechenden Zeile im Gilgamesch-Epos (Gilg. XI.181) lautet:
Laß locker, damit (der Zügel) nicht durchgerissen wird, spann an, damit er nicht [durchhängt?]!
([Wilcke, 1999, pg. 96]).
Weiter unten schreibt Wilcke:
Angemessen soll das Verhalten des Herrschers sein, straffe Führung einerseits, lockere Duldung andererseits. Strafen aber sollen in Zukunft nur wirklich Schuldige treffen, nicht die ganze Menschheit. ([Wilcke, 1999, pg. 97])
So spann und lass schleifen.
Den wo d'Schuid trifft,
eam häng sei Schuid au[n].
//GE180 //: A'm Schuidig'n, eam häng sei Stråf au[n], dem der si vasündt, schau auf d'Sünd.
Ihn, der die Schuld trägt, ihn strafe. //
//GE180 //: Dem Schuldigen, auf ihn lege die Strafe; dem der sich versündigt, ihm schau auf die Sünd'.
Stått das't a Fluat då daher bringst: hät do a Löw' nur de Menscheit vakloanat.
Anstelle der Flut, die Du brachtest: hätt' doch ein Löwe die Menschheit verkleinert.
Stått das't a Fluat då daher bringst:
hätt do a Woif' nur de Menscheit vakloanat.
Anstelle der Flut, die Du brachtest: hätte ein Wolf doch die Menschheit verkleinert.
Stått das't a Fluat då daher bringst:
hät do a Hungasnot d'Menscheit vakloanat.
Anstelle der Flut, die Du brachtest: hätt' eine Hungersnot doch die Menschheit verkleinert.
Stått das't a Fluat då daher bringst:
hät do a Seichn de Menscheit vakloanat.
Anstelle der Flut, die Du brachtest: hätt' eine Seuche doch die Menschheit verkleinert.
Do wås mi au[n]-geht, hå[b] i
nix vo de Götta varåtn.
Doch was mich betrifft, habe ich nichts von den Göttern verraten.
Atramhasis håt in a'm Gsicht, d'G'heimnis vo d'Götta da-schaut g'håbt;
In einem Gesicht wurde Atramhasis das Geheimnis der Götter zuteil.
Drum richt mit Råt üwa eam.
Und so richte mit Rat über ihn.
[Wölch' Gott] mecht-si Deim Wort widasetzn.
Welcher Gott möcht' sich Deinem Wort widersetzen.
[Ruaf ei[n]] a'n Rechts-råt.
Berufe den Rechtsrat.
--.
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--.
--.
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--.
--.
--.
--.
--.
[...] håbm's hi[n]-g'stö[ll]t.
[...] stellten sie hin
I hå[b]-ma's hiazt vo da Sö[l] gredt.###ENDNOTE ###Um's Herz is's ma leichta.
Mir ist nun leichter um's Herz.
Enlil håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enlil hob darauf seine Simme,
gsågt håt-a zu Enki, mi'm Weitblick:
er sagte zu Enki voll Weisheit:
A'n Muataloab, d'Nintu, ruaf zuawa,
Den Mutterleib, Nintu ruf' zu Dir.
Du und sie berådt's-Eich, vuar da Vasaummlung.
Du und sie, beratet Euch vor der Versammlung.
Enki håt drauf-hi[n] sei Stimm griart,
Enki hob darauf seine Simme,
gsågt håt-a zum Muataloab, Nintu:
er sagte zum Mutterleib Nintu:
Du bist da Muataloab, der's Schicksoi daschåffm!###ENDNOTE ###
«Im Akkadischen ist 'Geschick', 'Schicksal' aber ein lexikalisierter Euphemismus für den Tod. Sie, die Schöpferin menschlichen Lebens, wird zur 'Schöpferin des Todes', der einzelnen Todesschicksale der Menschen.»
([Wilcke, 1999, pg. 98])
Du bist der Mutterleib, der das Schicksals erschaffen!
Schåff
zuawa a'n Tod fiar de Menschheit.
Bringe herbei den Tod für die Menschheit.
[Låss's wer[d]n, das de Menschn im Gråb] ruahn.
Lass werden, dass die Menschen im Grab ruh'n.
Låss's wer[d]n ...###ENDNOTE ###
[Ermidoro, 2017, pg. 95]
Lass werden, ...
--.
--.
Daschåff do obm-drei[n] nu a dritt' unta d'Menschn,
Schaff unter ihnen zudem eine dritte:
de Frau de geborn håt und do ned in d'Wölt bringt:###ENDNOTE ###d'Frau de geborn håt und do ned aun's Lebm bringt.
Die Frau die gebiert, jedoch nicht in die Welt bringt.
Låss Sie-de-Auslöscht###ENDNOTE ###Sie-de-si's-hoit
[a'n Pašittu-Dämon] weu[l]n unta eana.
Lass Sie-die-Auslöscht (den Pašittu-Dämon) weilen unter ihnen.
Låss ihra s'Kindl si hoin,
Lass ihr das Kindlein sich holen
vom Schoss der, de's geborn håt.
vom Schoße der, die's geboren.
Schåff de Ukbabtu, de Enku
Schaff die Ukbabtu, die Enku
und d'Egiṣitu [in d'Tömpi'].
und Egiṣitu [in Tempeln].
S'måg koa Maunnsbüld ea[n] au[n]-riarn,###ENDNOTE ###
costoro siano considerate inviolabili // e si ponga in questo modo un limite alle nascite. ([Ermidoro, 2017, pg. 113]).
Es mög' kein Mann sie berühren,
das d'Geburt'n ned z'vül werdn.
dass die Geburten begrenzt seien.
--.
???: Die Frau die entbunden :???
[...] und s'Leb'm
[...] und das Leben
--.
--.
--.
--.
--.
--.
--.
--.
--.
?Enlil? [...]
?Enlil? [...]
--.
--.
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--.
--.
--.
[...] ###FOOTNOTE ###daher-kema wuart [...] / in d'Wölt kema wuart/ (in die Welt kommen wird) -- [Wasserman, 2020, pg. 37]:[...] will come into being [...]. -- Mit Hinblick auf den Vortrag diese Textes, möchte ich diese Zeile 'unterschlagen', da mit der folgende Zeile
der Wiedereinstieg in den Text erleichtert wird.
[...] ###ENDNOTE ###in die Welt kommen wird [...]
(s.o.)
[...] vo dem, wiar ma d'Fluat då daherbråcht,
[...] davon, wie die Sintflut wir brachten
do da Mensch sei'm Vaderbm nu davau-kema is.
doch der Mensch dem Verderben davon kam.
Du, da Råt unta d'Götta,
Du, der Rat unter Göttern,
auf Dein Beföhl hi[n]
auf Deinen Befehl hin
håb i's da-schåffm,
hab ich's erschaffen,
Dira zur Ehr'.
zu Deinen Ehren.
Megnt da des Liad
Mögen dies Lied
daheart håbm d'Igigi,
die Igigi erhören,
megns dafoahrn vo Deim Großmuat!###ENDNOTE ###
Claus Wilcke übersetzt diese Zeilen mit:
Zu Deinem Preise sollen dieses Lied die Igigū-Götter hören, Deinem Ruhme lauschen. ([Wilcke, 1999, pg. 104])
Die Sintflut besang ich für die gesamte Menschheit - hört (es). ([Wilcke, 1999, pg. 105])
--
mögen sie erfahren von Deiner Großmut. --
I håb Eich g'sunga vo da Fluat üwa d'Menschheit:###ENDNOTE ###oder nach [Soden, 1994, pg. 645]: I hå g'sunga vo da Fluat, fiar-a'n jeglich'n Menschn:
Ich habe Euch gesungen, wie über die Menschheit die Flut kam.
Heart's meine Wort!
Höret mein Wort.
==============================================
s'End.
Ende.
Dritte Tåfi
Dritte Tafel
in d'Taag wo de Götta Mensch woarn
inūma ilū awiīlum
390 zeuln
390 Zeilen
Oiss midanaunda: 1245
Alles zusammen 1245
auf de drei Tåfin
über drei Tafeln.
(freier Raum)
Durch d'Haund vom Ipiq-Aja, a'm Schreibas-G'sö[ll]###ENDNOTE ###eigentlich: 'Junior-Schreiber' bzw. junior scribe
Durch Ipiq-Aja, den Junior-Schreiber.
(freier Raum)
Im Monat Ayyar, am [x] Tåg
Im Monat Ayyar, am [x] Tag
Wiar Ammi-ṣad[uqa da Kini[g] ]
Als Ammi-ṣad[uqa der König]
a Statu[e vo eam auf-g'stöllt,]
eine Statue von sich errichtet,
de [eam zoagt, wiar-a s'Opfa-Lampi zur Brust hoidt]
die ihn darstellt, wie er das Opferlamm zur Brust hält
[und a Gebet sågt.]
[und ein Gebet spricht]
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Ein new Kochbuch, Das ist Ein grundtliche beschreibung wie man
recht vnd wol, nicht allein von vierfüssigen, heymischen vnd wilden
Thieren, sondern auch von mancherley Vögel vnd Federwildpret, darzu von
allem grünen vnd dürren Fischwerck, allerley Speiß, als gesotten,
gebraten, gebacken ... auff Teutsche, Vngerische, Hispanische, Italianische
vnnd Frantzösische weiß, kochen vnd zubereiten solle ... Auch ist
darinnen zu vernemmen, wie man herrliche grosse Pancketen, sampt gemeinen
Gastereyen, ordentlich anrichten vnd bestellen soll ... jetzundt zum ersten
in Druck gegeben, dergleichen vor nie ist außgegangen, Durch M. Marxen
Rumpolt, Churf. Meintzischen Mundtkoch.
In verlegung M. Marx Rumpolts, Churf. Meintz. Mundtkochs, vnd
Sigmundt Feyerabendts, Franckfort am Mayn.
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Times New Roman [Unicode] und kleine Verbesserungen ii 2016 ohne
konsequentes Regime für a,b,c-Zeilen). [Manuskript].
- Worthington, o.J.
-
Worthington, M. S. (o.J.).
Atramhasīs, OB version from Sippir, Tablet I,
lines i.1-iii.16, read by Claus Wilcke.
https://www.soas.ac.uk/baplar/recordings/atramass-ob-version-from-sippir-tablet-i-lines-i1-iii16-read-by-claus-wilcke.html - Accessed: 2019-04-24, 18:45 UTC.
Über Ipiq-Aja, von dessen Hand die älteste Fassung dieses Textes stammt, wissen wir kaum mehr, als dass er vor über 3.600 Jahren als Schreiber - ca. 150km südöstlich des heutigen Bagdad - in der Gegend von Nippur lebte. Wie das Werk entstand, wer daran beteiligt war und wie es bis zu seiner ersten Niederschrift überliefert wurde, wissen wir nicht. Ebensowenig können wir sagen, welche Überlieferungslinien dazu führten, dass dieser Text über einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren (mit unterschiedlichen Abweichungen) immer wieder niedergeschrieben wurde.
Norbert Höller, geb. 1968 in Vöcklabruck, Oberösterreich. Studium der Germanistik und Romanistik an der Universität Wien. Er arbeitet heute als Datenbankadministrator an der Universität für Bodenkultur (BOKU) und lebt nahe der Hohen Wand in Niederösterreich.
In seinen Experimenten sucht er nach einer Sprache, die sowohl der Mundart seiner Kindheit als auch den Werken der Weltliteratur gerecht werden könnte.
Footnotes
- ... things3#3
- [Dalley, 1994, pg. 30]
- ... Class'4#4
- [Goody, 1982]
- ... Epos5#5
- [Wilcke, 2016]
- ... Anfang6#6
- [Wilcke, 1999]
- ... Übersetzung7#7
- [Foster, 2005]
- ... wäre8#8
- Das Paradebeispiel einer wenig flüssigen und werkfernen Übersetzung ist für mich immer noch die deutsche Version von Joseph Campbells The Hero with a Thousand Faces ([Campbell, 1972]), das mir in seiner englischen Fassung zu lesen ein wahrer Genuss war.
- ...9#9
- An dieser Stelle sollte die Beschreibung der Erschaffung des Menschen nach Berossos (oder Berosos) nicht fehlen, wie sie durch den Griechen Alexander Polyhistor (ca. 100 v.Chr - ca.40 v.Chr) überliefert wurde:
All dies (sagte er) stellte eine allegorische Darstellung der Natur dar. Denn das gesamte Universum besteht aus Feuchte, und Tiere werden darin ununterbrochen hervorgebracht; die Gottheit (Belus), wie oben erwähnt, trennte den eigenen Kopf ab; woraufhin die anderen Götter das Blut, wie es hervorschoss, mit der Erde vermischten und daraus den Menschen formten. So kommt es, dass der Mensch vernunftbegabt ist und teil hat am göttlichen Wissen.
Dieser Belus, den die Menschen Dis (oder Pluto) nennen, teilte die Dunkelheit und trennte die Himmel von der Erde und ordnete das Universum. Doch die Tiere, eben erst erschaffen, konnten das vorherrschende Licht nicht ertragen und starben.
Als Belus darauf einen weiten Flecken unbewohnten Landes sah, der doch von Natur her sehr fruchtbar war, befahl er einem der Götter, seinen Kopf abzunehmen; und als er abgenommen war, da sollten sie das Blut mit der Erde vermengen und daraus andere Menschen und Tiere formen, die fähig waren, dem Licht zu widerstehen. Auch formte Belus die Sterne, die Sonne und den Mond, zusammen mit den fünf Planeten.
[...]
Nach dem Tode des Ardates, folgte ihm sein Sohn, Xisuthrus, und regierte achtzehn Sari.
In dieser Zeit war es, dass sich die Große Flut ereignete,
deren Geschichte
man sich folgendermaßen erzählt:
Die Gottheit Kronus erschien ihm in einer Vision und brachte ihm die Nachricht, dass am fünfzehnten Tage des Monats Dæsia eine Flut komme, durch welche die Menschheit vernichtet werde.
Und so gebot er ihm,
eine Geschichte des Anfangs, des Fortschrittes und des letzten Endes aller Dinge bis in die Gegenwart niederzuschreiben und diese Berichte sicher in der Stadt der Sonne bei Sippara zu vergraben.
Auch ein Schiff zu bauen,
und seine Freunde und seine Familie mit sich zu nehmen und an Bord des Schiffes alles zu bringen, um das Leben zu erhalten
sowie
aller Art Getier, das fliegt oder auf der Erde streift, und sich der Tiefe anzuvertrauen. Als er die Gottheit fragte, wohin denn die Reise gehen werde, erhielt er
zur Antwort
'Zu den Göttern'. Woraufhin er ein Gebet zum Wohle der Menschheit darbrachte. Und er befolgte die göttliche Weisung und er erbaute ein Schiff, fünf Stadien in der Länge und in seiner Breite zwei.
(Übersetzt nach [Richmond Hodges, 1876, pg. 59ff.])
Auf diese 'Stadt der Sonne bei Sippara' werden wir wieder stoßen: Denn es war im Tempelbereich des Sonnengottes Šamaš bei Sippar, wo die Tafeln der altbabylonischen Fassung des inūma ilū awīlum gefunden wurden.
- ... muss10#10
- [Finkel, 2014]
- ... unbekannt)11#11
- Vermutlich wird sich nie feststellen lassen, ob diese Fragmente dem Einfluss der Zeit oder dem Vorgehen bei einer (etwaigen Raub(?)-)Grabung zum Opfer fielen. Oder ob sie in einer privaten Sammlungen 'verschollen' sind.
- ... geführt12#12
- vgl. [Ermidoro, 2017, pg. 18f.]
- ... wurden13#13
- so lautet z.B. der Eintrag zu einem Fragment der dritten Tafel: Findspot //
Found/Acquired: Sippar (?)(https://www.britishmuseum.org/collection/object/W_1891-0509-524 - Stand 2020-06-19)
- ... Budge14#14
- Etliche Publikationen von Wallis Budge sind auf archive.org zu finden, darunter [Budge, 1920] und [Budge, 1921] (in dem ich auf das Zitat des Alexander Polyhistor stieß).
- ... zurückgehen,15#15
- [This tablet (n.h.)] is a part of an old version of what should properly be called the Atra-hasis Epic [...] [Clay, 1922, pg. 11]
- ... hingehört.16#16
- On the other hand column iv of Fragment D has been omitted from this context and placed instead at the end of Creation of Man by the Mother Godess (pp. 99f.), where it clearly belongs. [Speiser, 1950a, pg. 104]
- ... Ipiq-Aja17#17
- Tontafeln wurden in den meisten Fällen beidseitig beschrieben. Auch auf den Tafeln des Ipiq-Aja finden sich vier Spalten auf der Vorderseite und vier auf der Rückseite.
- ... hinterließ.18#18
- [Ermidoro, 2017, pg. 138]
- ... finden.19#19
- Neben Claus Wilckes Transkription und seiner Übersetzung ins Englische findet sich dort auch eine 'Tonspur', auf der Wilcke diese Zeilen liest. [Worthington, o.J.]
- ...20#20
- Weitaus schöner, fundierter
und ausführlicher schreibt natürlich Volker Klotz in seinem Buch über das Erzählen [Klotz, 2006]
- ... sind.21#21
- An dieser Stelle
muss ich gestehen, dass -was diese Klammern betrifft- meine Arbeit keiner kritischen Prüfung mit den Quellen standhalten könnte. Beim Versuch, diese Klammern nachzutragen, stand ich vor einer Aufgabe, für die ich keine befriedigende Lösung finden wollte: wo sich hier doch die verschiedensten zeitlichen Schichten dieses Textes 'zu einer Geschichte' zusammenfinden, wie könnte ich eine Stelle hervorheben, die sich an anderer Stelle findet? Wie könnte ich Stellen, die eine Rekonstruktion - und somit ein Fehlen - des Anfangs oder des Endes einer Zeile darstellen, in einer Satzstellung wiedergeben, in der sich diese Rekonstruktionen quer über die Zeile verstreut? Und so hoffe ich auf Verständnis, wenn ich diese, zur Erschließung des Textes sicherlich unumgänglichen Markierungen hier an vielen Stellen ausgelassen habe.
- ...åwa).22#22
- Diese 'stummen Buchstaben' entstammmen einer Verlegenheit. Denn anfangs hatte ich im Text auch den Akkadischen Namen Enkis, Ea verwendet - was mir schließlich ein Lesen vom Blatt fast unmöglich machte, nicht nur wenn es um Stellen wie dieses (leicht abgewandelte) Beispiel ging: Då löst Ea ea s'Joch... ... Doch bald erwieß sich diese Verlegenheit auch an anderen Stellen als durchaus hilfreich beim Vortrag.
- ... bezeichnen,23#23
- wo ein 'unterdrückter Schwalaut' durch einen Glottisverschluss ersetzt wird.
- ... Nippur24#24
- Die Stadt Nippur galt mit ihrem mächtigen Enlil-Tempel, dem 'Ekur', dem 'Berghaus' als die Wohn-Stadt Enlils.
- ... ]25#25
- [Streck, 2002, pg. 197]